Angebliche Handelsplattformen locken Verbraucher:innen mit Traumrenditen: Allein in den vergangenen zwölf Monaten erreichten die Marktbeobachtung der Verbraucherzentralen und des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) Beschwerden zu weit über 100 verschiedenen Plattformen.
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Das Wichtigste in Kürze:
- Werbeanzeigen mit Prominenten versprechen schnelle und hohe Gewinne.
- Professionell aussehende, falsche Handelskonten spielen den Verbraucher:innen Gewinne vor.
- Am Ende verlieren die betrogenen Verbraucher:innen das gesamte eingezahlte Geld.
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Handelsplattformen im Internet versprechen satte Gewinne mit geringem Risiko durch den Handel von Differenzkontrakten (CFD) sowie Währungen und Kryptowährungen. Offenbar mit Erfolg: Allein in den vergangenen zwölf Monaten erreichten die Marktbeobachtung der Verbraucherzentralen und des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) Beschwerden zu weit über 100 verschiedenen Plattformen. Verbraucher:innen, die sich darauf einlassen, droht der Verlust ihres gesamten eingezahlten Geldes. Denn das Geld fließt nicht in irgendwelche Handelsaktivitäten oder Kapitalanlagen, sondern verschwindet über dunkle Kanäle auf Nimmerwiedersehen.
Angelockt werden die Verbraucher:innen zumeist mit irreführender Werbung im Internet oder via Social Media. Dort wird etwa über den angeblichen Erfolg des Handelssystems bei der Start-up-Show "Die Höhle der Löwen" berichtet oder prominente Personen schwärmen angeblich in bekannten Talks-Shows über ihre tollen Erfahrungen damit. Diese Statements und Erfolgsbelege sind aber alle gefälscht – weder haben sich die Prominenten jemals positiv über die beworbene Handelsplattform geäußert, noch gab es einen derartigen Auftritt in den Fernsehshows.
Die Plattformen fordern in der Regel anfangs nur ein kleines Startkapital von 250 Euro. Dieser Betrag vermehrt sich sehr schnell mit Hilfe der persönlichen Betreuer:innen, die sich von da an per Telefon intensiv um die Verbraucher:innen kümmern. So beschreiben es Betroffene. Die persönlichen Berater:innen geben sich am Telefon als kompetente Finanzbroker mit jahrelanger Handelserfahrung aus und erschleichen sich so das Vertrauen der Neukund:innen. Sie spielen die zugehörige Software auf deren heimische Computer, führen die gewinnbringenden Trades aus und animieren mit großem Druck dazu, größere Beträge einzuzahlen, damit es sich für sie selbst und für die betroffene Person wirklich lohne.
Dabei wirken die Kontobewegungen und die steigenden Guthaben, die man online in seinem Anlagekonto sehen kann, auf viele durchaus überzeugend. "Das sieht für Normalbürger auch wirklich professionell aus und ist gut gemacht – aber es ist alles nur Fake. Es findet keinerlei Handel statt", sagt Jörn Rehren, Referent im Team Marktbeobachtung Finanzmarkt beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Das eingezahlte Geld und der Gewinn kommen nicht zurück
Das Problem wird für Verbraucher:innen erst sichtbar, wenn sie ihr Geld ausgezahlt bekommen möchten. Denn eine Rückzahlung findet nicht statt. Im Gegenteil: Äußern die Verbraucher:innen einen solchen Wunsch, sollen sie zunächst weitere Tausende Euro überweisen – sei es für einen "Liquiditätsnachweis", für die Vorabzahlung von Gewinnsteuern am ausländischen Handelsplatz oder für den Abschluss einer Versicherung zur Absicherung des bisher erreichten Gewinns. Angeblich kann dieses Geld nicht aus dem bereits gehaltenem Kapital entnommen werden. In anderen Fällen kehrt sich der Aufwärtstrend im Depot jetzt plötzlich um, bis kein Geld mehr übrig ist.
"Die Auszahlung von Guthaben wird immer wieder verschleppt und irgendwann sind die persönlichen Ansprechpartner nicht mehr erreichbar", sagt Rehren. Verbraucher:innen, die sich bei den Verbraucherzentralen beschwert haben, hätten so bis zu sechsstellige Beträge verloren. "Der Schaden insgesamt aus derartigem Betrug beläuft sich laut Experten allein in Deutschland auf mehrere Milliarden Euro."
Vorsicht Betrug: Nach dem Geldverlust durch unseriöse oder riskante Anlagen könnten Betroffene in eine weitere Falle tappen.
Uns sind mehrere Fälle bekannt, in denen sich Monate nach dem Geldverlust angebliche Anwaltskanzleien oder angebliche Mitarbeiter:innen von Finanzaufsichtsbehörden bei den Betroffenen melden. Sie behaupten, das verlorene Geld sei wieder aufgetaucht und könne zurückgezahlt werden. Für diesen Service verlangen sie jedoch vorab eine Gebühr.
Uns ist kein Fall bekannt, in denen das Geld auf diese Weise zurückgezahlt wurde. Auch Aufsichtsbehörden warnen vor diesen unaufgeforderten Hilfsangeboten.
Vorsicht bei hohen Gewinnversprechen mit angeblich niedrigem Risiko
Neben den Verbraucherschützern warnen auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und das Bundeskriminalamt (BKA) immer wieder vor diesen betrügerischen Internet-Handelsplattformen. Verbraucher:innen sollten bei hohen Renditeversprechen besonders vorsichtig sein und sich vorab umfassend informieren. Gibt es ein Impressum, wer ist der genaue Anbieter und wo hat er seinen Sitz?
In der Unternehmensdatenbank der BaFin können Verbraucher:innen zum Beispiel erfahren, ob der Anbieter eine Zulassung für den deutschen Finanzmarkt hat und damit sein Geschäft überhaupt in Deutschland betreiben darf.
Verbraucher:innen sollten fremden Personen niemals den direkten Zugriff auf ihren heimischen Computer durch entsprechende Software wie zum Beispiel AnyDesk oder Teamviewer erlauben. Die angeblichen Broker wünschen dies zumeist beim Überspielen der Handelssoftware. "Uns sind Fälle bekannt, bei denen später die Bankkonten der Verbraucher kompromittiert waren und Geld ohne Zustimmung von dort abgeflossen ist", sagt Jörn Rehren. Wer sich bereits als Geschädigter sehe, solle unbedingt Anzeige bei der Polizei erstatten sowie seinen Fall der Verbraucherzentrale und/oder der BaFin melden.
Vorsicht Betrug: betrügerische Kreditaufnahme über Video-Ident Verfahren
Mitarbeitende von betrügerischen Trading-Plattformen versuchen Sie zu überreden, ein Video-Ident-Verfahren durchzuführen. Auf dieser Basis und weiterer persönlicher Daten und Dokumente wollen die Betrüger heimlich einen Kredit auf Ihren Namen beantragen. Nach der Auszahlung auf Ihr Konto sollen Sie das Geld dann schnell auf ihr angebliches Trading-Konto überweisen. Auch dieses Geld wäre dann für Sie verloren. Wie Sie sich schützen und was Sie tun können können, erfahren Sie in dieser Verbraucherwarnung.

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