Palmöl: Negative Folgen für Gesundheit und Umwelt

Stand:
Es steckt in Schokocreme, Keksen, Knabbergebäck und vielen Fertigprodukten: Palmöl ist weltweit das billigste und am häufigsten verwendete Pflanzenöl. Wie lässt sich nachhaltig erzeugte Ware erkennen?
Eine Palmölplantage im Regenwald

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die zunehmende Zahl der Ölpalmen-Plantagen zerstört Regenwald und sorgt für erhebliche ökologische und soziale Probleme in den Erzeugerländern.
  • Bei der Raffination von Palmöl entstehen Schadstoffe, darunter auch solche, die möglicherweise krebserregend sind.
  • Immer mehr Menschen möchten daher Palmöl meiden. Aber in welchen Lebensmitteln steckt das Öl?
  • Wenn es schon Palmöl sein muss: Wie lässt sich nachhaltig erzeugte Ware erkennen?
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Für Hersteller bietet Palmöl eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften: Es ist preisgünstig, hitzestabil und lässt sich vielfältig und gut verarbeiten. Doch da Ölpalmen fast ausschließlich dort wachsen, wo sonst Regenwälder gedeihen, fallen dem Anbau Millionen Hektar zum Teil illegal gerodeter Wälder zum Opfer. Die Brandrodung heizt nicht nur den Klimawandel an, sie vertreibt auch Tiere und Menschen aus ihrem Lebensraum.

Der Anbau von Ölpalmen schafft damit ökologische und soziale Probleme. Viele Menschen möchten daher das Öl meiden oder bevorzugen Produkte mit nachhaltig erzeugtem Palmöl.

Kinder konsumieren mit Palmöl schnell zu viele Schadstoffe

Bei der Raffination von Palmöl können im Vergleich zu anderen Pflanzenölen erhöhte Mengen an Fettschadstoffen entstehen, darunter 3-MCPD-Fettsäureester (3-MCPD). Dieser Stoff ist möglicherweise krebserregend.

Die Verbraucherzentrale Bayern befragte 2019 26 Hersteller von palmölhaltigen Keksen, Müslis, Brotaufstrichen und Snacks zum Gehalt an 3-MCPD in ihren Produkten. Elf Hersteller antworteten mit genauen Angaben zu Fettschadstoffen. Ihre Angaben zeigen, dass ihnen die Problematik zwar bewusst ist. Dennoch enthalten die Produkte Schadstoffmengen, die bei ungünstiger Lebensmittelauswahl vor allem bei Kindern schnell über der täglich tolerierbaren Menge an 3-MCPD liegen können.

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hält aus diesem Grund in seiner Stellungnahme (2020) ein erhöhtes gesundheitliches Risiko für Kinder und Säuglinge (über Säuglingsnahrung) für möglich.

Seit Anfang 2021 gelten europaweit Höchstgehalte für 3-MCPD-Fettsäureester in verschiedenen Lebensmitteln, darunter Pflanzenöle sowie Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung. Eine solche Regelung hatten die Verbraucherzentralen seit Jahren gefordert. Sie ermöglicht der Lebensmittelüberwachung, Produkte mit erhöhten Fettschadstoff-Werten aus dem Verkehr zu ziehen.

Wie erkenne ich Palmöl in Lebensmitteln?

Palmöl wird meist in stark verarbeiteten Lebensmitteln eingesetzt wie beispielsweise Fertigsuppen, Schokoriegeln, Eiscreme oder Margarine. Auf Lebensmitteln muss neben der Klassenbezeichnung "pflanzliches Öl" auch die pflanzliche Herkunft des Fettes in der Zutatenliste stehen, zum Beispiel "Palm", "Palmfett" oder "Palmöl".

Für Kosmetika und Waschmittel ist eine solche Kennzeichnung nicht vorgeschrieben.

Ob das Palmöl aus nachhaltiger Produktion stammt, ist allerdings meist nicht zu erkennen. Staatliche Siegel mit klaren Vorgaben für nachhaltig erzeugtes Palmöl gibt es bislang nicht. Käufer sind auf die selten zu findenden freiwilligen Label und Hinweise der Anbieter angewiesen. Diese sind oft wenig verständlich, kaum nachvollziehbar und Kritiker bemängeln die verschiedenen Nachhaltigkeits-Zertifizierungen wie RSPO meist als unzureichend.

Tipps für den Einkauf

  • Kochen und backen Sie öfter selbst mit frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln, da Palmöl häufig in Fertiggerichten steckt.
  • Verzichten Sie am besten auf hoch verarbeitete Lebensmittel mit Palmöl. Hierzu helfen der Blick auf die Zutatenliste oder ein Herstellerhinweis wie "Ohne Palmöl".
  • Achten Sie besonders beim Lebensmitteleinkauf für Kinder auf palmölfreie Produkte.
  • Wenn es keine Alternativen ohne Palmöl gibt: Bevorzugen Sie palmölhaltige Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung und fairem Handel (Bio- und Fairtrade-Siegel).
  • Inhaltsstoffe, die aus Palmöl stammen und in Kosmetik eingesetzt werden, sind beispielsweise an Namen wie Sodium Palmitate, Isopropyl Palmitate, Palm Kernel Alcohol, Glyceryl Palmitate oder Palmstearin zu erkennen.

Forderungen der Verbraucherzentrale

Da Palmöl massenhaft und vielfältig eingesetzt wird, lässt es sich kaum komplett verbannen. Einfache Lösungen für das Problem und Alternativen sind kurzfristig nicht in Sicht. 

  • Die Industrie muss weiter daran arbeiten, Fettschadstoffe wie 3-MCPD in Lebensmitteln für Säuglinge und Kinder zu vermeiden bzw. insgesamt deutlich zu reduzieren.
  • Hersteller von Lebensmitteln, Wasch- und Reinigungsmitteln und Kosmetika sind aufgefordert, ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung nachzukommen: Sie sollten, sofern sie nicht auf Palmöl verzichten wollen, stärker als bisher nachhaltig erzeugtes, zertifiziertes Palmöl einsetzen oder Palmöl aus ökologischem Anbau und fairem Handel bevorzugen.
  • Nur ein staatlich zertifiziertes und streng kontrolliertes Siegel für nachhaltiges Palmöl sorgt beim Einkauf für Transparenz und ermöglicht eine bewusste Kaufentscheidung. Solange ein staatliches Siegel fehlt, müssen Hersteller Verbraucher auf den Produktverpackungen von Lebensmitteln, Wasch-, Reinigungsmitteln und Kosmetika verständlich, nachvollziehbar und gut sichtbar über die Herkunft und Herstellung des Palmöls informieren.
  • In der EU werden mehr als 60 Prozent des importierten Palmöls zur Energiegewinnung genutzt (z.B. Biodiesel). Was ursprünglich als Klimaschutzmaßnahme geplant war, trägt zur Verschärfung der Probleme der Palmölproduktion bei – und verursacht wahrscheinlich sogar deutlich höhere Treibhausgasemissionen als die ersetzten fossilen Energieträger. Palmöl sollte aus Gründen des Klimaschutzes nicht zur Energiegewinnung verbrannt werden.

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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