Checkliste für nachhaltige Geldanlagen - darauf sollten Sie achten!

Stand:
Sie wollen Ihr Geld nachhaltig anlegen? In unserer Checkliste für eine nachhaltige Geldanlage erfahren Sie, auf was sie dabei achten sollten.
Symbolbild für Energie und Geld

Das Wichtigste in Kürze:

  • Es gibt viele Anlageoptionen, um Ihr Geld nachhaltig zu investieren.
  • Es existiert noch keine einheitliche Definition für nachhaltige Finanzprodukte. Deswegen gibt es derzeit noch Produkte mit geringen Anforderungen auf dem Markt.
  • Regelwerke der EU sollen künftig mehr Verlässlichkeit und Transparenz für nachhaltige Geldanlagen bringen.
  • Diese Checkliste gibt Ihnen eine Hilfestellung bei der Auswahl einer nachhaltigen Geldanlage.
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Das Angebot an nachhaltigen Finanzprodukten ist umfangreich, doch der Grad ihrer Nachhaltigkeit ist sehr unterschiedlich.

Häufig erkennen Sie nachhaltige Finanzprodukte an Kürzeln wie

  • ESG (Environmental, Social, Governance) oder
  • SRI (Socially Responsible Investment).

Oder sie tragen Zusätze wie "nachhaltig", "sustainable", "grün" oder "Klima" in ihren Namen. Doch wie nachhaltig diese Produkte tatsächlich sind, lässt sich daraus nicht ableiten.

Der Grund: Es existiert noch keine einheitliche Definition für nachhaltige Finanzprodukte. Der Begriff ist nicht geschützt und es gibt auch noch keine Mindeststandards. Daher dürfen auch Produkte als nachhaltig bezeichnet werden, die nur geringe Anforderungen erfüllen.

Mehr Klarheit und Standards sollen durch Regelwerke der Europäischen Union geschaffen werden, die nach und nach in Kraft treten. Diese Regelungen haben das Ziel, einheitliche Kriterien für die Nachhaltigkeit von Geldanlagen festzulegen und somit Transparenz und Verlässlichkeit für Investierende zu schaffen.

Checkliste für eine nachhaltige Geldanlage

Unsere Checkliste bietet Ihnen Hilfestellungen, auf welche Dinge Sie achten und was Sie bei nachhaltigen Finanzprodukten hinterfragen sollten.

1. Ihre Erwartung zur Nachhaltigkeit

Zunächst sollten Sie sich klarmachen, was Ihnen selbst unter dem Begriff Nachhaltigkeit wichtig ist. Im 2. Schritt können Sie dann prüfen, ob ein konkretes Anlageprodukt Ihren Erwartungen gerecht wird. Diese Fragen können dabei helfen:

Sollen gewisse Branchen oder Verhaltensweisen ausgeschlossen sein?

Wenn Anbieter Ausschlusskriterien verwenden, legen sie fest, in welche Unternehmen oder Branchen kein Geld fließt. Sehr häufig wird die Produktion von Atomenergie, Waffen, Kohle und Erdöl ausgeschlossen. Oder es bleiben alle Firmen außen vor, die Kinderarbeit oder Arbeitsrechtsverletzungen zulassen.

Laut dem Marktbericht 2023 des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) sind dies die Top 10 der angewandten Ausschlusskriterien in Deutschland:

  1. Streubomben und Antipersonenminen
  2. ABC-Waffen
  3. Sämtliche Waffen
  4. Verstöße gegen Menschenrechte
  5. Verstöße gegen Arbeitsrechte
  6. Korruption / Bestechung
  7. Alkohol
  8. Verstöße gegen Umweltgesetze / Umweltzerstörung
  9. Fossile Energieträger / Kohle
  10. Tabak


Ob und welche Branchen oder Verhaltensweisen ausgeschlossen sind, können Sie den Basisinformationsblättern der Produkte oder den Anlage- und Finanzierungsgrundsätzen der Anbieter entnehmen.

Achten Sie dabei auf das Kleingedruckte: Gilt der Ausschluss grundsätzlich? Oder gibt es eventuell eine Toleranzschwelle von beispielsweise 5 Prozent, bis zu der ein Unternehmen, das in vielen Branchen wirtschaftlich tätig ist, in einer eigentlich ausgeschlossenen Branche investiert sein darf?

Möchten Sie gezielt in bestimmte Branchen oder Firmen investieren?

Wenn Anbieter ihr Produkt mit diesem Ansatz zusammenstellen, wird festgelegt, in welche nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen und Branchen investiert wird. Beispielsweise können diese zum Bereich der erneuerbaren Energien gehören. Oder es sind Firmen, die sich durch ein besonderes soziales Engagement auszeichnen.

Soll die Nachhaltigkeit Ihres Produktes eine eindeutig messbare Wirkung haben?

Bei manchen Geldanlagen ist die nachhaltige Wirkung (Impact) nachvollziehbarer und messbarer (z. B. bei einer Direktinvestition in eine Windkraftanlage) als bei anderen Produkten (z. B. einem breit gestreuten Investmentfonds). Direktinvestitionen sind aber im Vergleich zu Sparanlagen oder Investmentfonds mit höheren Risiken verbunden.

Ihre Geldanlage hat eine nachhaltige Wirkung, wenn Sie damit Unternehmen zu nachhaltigem Handeln bewegen. Man spricht dann von einem "Investor Impact".

Ob dieser Investor Impact primär durch höhere Risiken oder Renditeverzicht entsteht und inwieweit er auch durch indirekte Faktoren wie beispielsweise die Thematisierung der Nachhaltigkeit oder die Angst vor Reputationsverlust eintritt, wird derzeit diskutiert und wissenschaftlich untersucht. Ein Impact besteht auch dann, wenn Investoren, bspw. im Zusammenschluss mittels eines Fonds, aktiv auf die Nachhaltigkeit der investierten Unternehmen einwirken (‚Engagement‘).

Immer mehr Investmentfonds werben derzeit mit einer Wirkung auf die Nachhaltigkeit. Oftmals werden die nach Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung eingestuften Fonds auch als „Impact-Fonds“ bezeichnet. Dies ist so jedoch nicht ganz korrekt, denn die Offenlegungsverordnung ist kein Klassifizierungssystem. Der Anbieter legt selbst fest, in welchen Artikel sein Fonds eingestuft wird, d.h. wie umfangreich in den vorvertraglichen Informationen dazu berichtet wird.

Wenn Ihnen eine eindeutig messbare Wirkung wichtig ist, schauen Sie sich das empfohlene Produkt genau an. Beherzigen Sie bei der Produktwahl bitte generell auch die noch folgenden Hinweise zu den Grundlagen der Geldanlage, vor allem, welche Wertschwankungen und Risiken Sie tragen wollen und können.

 

Möchten Sie zur nachhaltigen Transformation von Unternehmen beitragen?

Damit ist gemeint, dass in Unternehmen investiert wird, die noch keinen wesentlichen Beitrag zu einem Nachhaltigkeitsziel leisten, aber auf dem Weg dorthin sind.

Die Idee dahinter ist, dass insbesondere die Unternehmen, die heute beispielsweise noch einen sehr hohen CO2-Verbrauch haben, dazu bewegt werden müssen, diesen zu reduzieren. Also, dass ein klimaschonendes und nachhaltiges Wirtschaftssystem nur erreicht werden kann, wenn bestehende Geschäftsmodelle zum Positiven verändert (transformiert) werden.

Wenn ein Anbieter aus diesen Gründen in ein Unternehmen investiert, ist aber eine genaue Kontrolle erforderlich, ob diese Transformation tatsächlich angestrebt wird und auch eintritt. Konkrete Produkte, beispielsweise Investmentfonds, die nur nach diesem Ansatz die Unternehmen für ihr Portfolio auswählen, gibt es derzeit allerdings noch nicht.   

2. Grundlagen der Geldanlage

Klären Sie als erstes Ihre Ziele und Ihren finanziellen Bedarf:

Wie viel möchten Sie anlegen?

Hier sollten Sie beachten, dass Sie ausreichende Reserven für Unvorhersehbares zurücklegen. Dafür können ein Tagesgeld oder eine andere Sparanlage die sinnvolle Anlagemöglichkeit sein.

Außerdem ist es meist günstiger, bestehende Schulden erst zu tilgen, bevor Sie über eine Geldanlage nachdenken.

Wollen Sie einmalig anlegen oder regelmäßig sparen?

Neben einer einmaligen Investition kommt auch ein regelmäßiger Sparplan in Frage – oft hat er sogar Vorteile. Insbesondere wenn man noch viele Jahre bis zur Rente hat, bietet beispielsweise ein ETF-Sparplan eine gute Möglichkeit, auch mit einem kleinen regelmäßigen Sparbetrag ein beträchtliches Guthaben zur Altersvorsorge anzusammeln. Zudem wird das Risiko abgefedert, bei einer einmaligen Anlage zu einem ungünstigen Kurs einzusteigen.

Welchen Zielen soll das Geld dienen?

Sich einmal darüber klar zu werden, welchem Ziel und Zweck das Geld dienen soll, klingt banal. Es ist aber wichtig für die Entscheidung, wie lange Sie das Ersparte nicht benötigen - und damit für die Wahl der richtigen Anlageform.

Folgende Fragestellungen können Ihnen dabei helfen:

  • Planen Sie mittel- oder längerfristig größere Anschaffungen? Möchten sie vielleicht eine Immobilie erwerben?
  • Ist Ihre berufliche Situation unsicher oder gehen Sie bald in Rente?
  • Steht Ihnen ein Umzug bevor?
  • Möchten Sie eine Familie gründen?
  • Werden Ihre monatlichen Belastungen in Zukunft höher oder niedriger sein?
  • Stehen Sie finanziell auf stabilen Beinen oder ist die Gesamtsituation unsicher und die Zukunft schwer abzusehen?
Wie lange können Sie Ihr Geld angelegen?

Zu wissen, wann Sie das anzulegende Geld wieder brauchen, ist wichtig für die Entscheidung, welche Anlageformen sinnvoll sind. Denn wenn Sie das Ersparte in wenigen Jahren benötigen, eignen sich nur schwankungsarme oder -lose Geldanlagen wie Sparanlagen oder Staatsanleihen.

Wenn sie jedoch noch jung sind und für ihre Altersvorsorge sparen wollen, haben Sie einen wesentlich längeren Zeithorizont, um beispielsweise Schwankungen des Kapitalmarktes aushalten zu können.

Welche Kosten kommen auf Sie zu?

Kosten wie

  • Gebühren,
  • Ausgabeaufschläge,
  • Verwaltungsvergütungen
  • oder Beratungshonorare

schmälern den Ertrag, den Sie mit einer Investition erzielen können.

Die Kosten von Investmentfonds, Versicherungen und anderen Anlageprodukten finden Sie im Basisinformationsblatt zum Produkt.

Bei Sparprodukten sind die Kosten im Zins einkalkuliert. Bitte machen Sie sich die langfristige Bedeutung der ausgewiesenen Kosten klar und vergleichen diese.

Bei Investmentfonds fallen beispielsweise neben den einmaligen Kaufkosten (Ausgabeaufschläge) noch jährliche Kosten (Verwaltungsvergütung) an.

Exchange Traded Funds (ETFs) haben in der Regel wesentlich geringere jährliche Kosten als aktiv gemanagte Fonds. Beachten Sie, dass die Kaufkosten in der Regel davon abhängen, ob Sie den Kauf über ein Beratungsdepot oder ein Onlinedepot abwickeln.

Welche Wertschwankungen und Verlustrisiken wollen oder können Sie tragen?

Je mehr Rendite das Produkt verspricht, desto höher sind in der Regel die Wertschwankungen bzw. das Verlustrisiko. Bei der aktuellen Inflation ist ein Ausgleich mit wertschwankungs- und risikolosen Geldanlagen nicht zu schaffen.

Daher ist es wichtig, sich klar zu machen, wieviel Wertschwankung bzw. Risiko für Sie akzeptabel ist. Denn Sicherheit hat auch ihren Preis. Sie sollten sich mit der Geldanlage wohlfühlen und auch noch gut schlafen können, wenn es an den Börsen mal abwärts geht. Darüber hinaus sollten Sie schauen, welches Risiko in Ihre persönliche Lebenssituation passt, also wieviel Risiko Sie auch tragen können.

Wenn Sie beispielsweise an den Kapitalmärkten investieren möchten, können Sie das langfristige Verlustrisiko minimieren, indem Sie Ihr Geld breit gestreut anlegen, zum Beispiel in weltweit investierende Aktienfonds, anstatt einzelne Aktien zu kaufen. Setzen Sie also nie alles auf eine Karte. 

In allen Anlageklassen finden Sie als nachhaltig bezeichnete Produkte. Ziehen Sie nur zu Ihnen passenden Anlageklassen in Betracht. Lassen Sie sich nicht von dem Gedanken verleiten, die Welt zu verbessern und gehen dadurch Risiken ein, die Sie nicht tragen können.

3. Nachhaltig anlegen mit oder ohne Beratende

Wenn Sie Ihr Geld nachhaltig anlegen wollen aber nicht wissen, wie und wo, können Sie sich auch von Fachpersonal beraten lassen.

Mit Berater:in

Berücksichtigen Sie, dass Beratende, denen Sie für die Beratung kein Honorar bezahlen, von Produktprovisionen leben. Diese bezahlen Sie als Anteil von Ihrem Investitionsbetrag. Daher können hier die Produktkosten sehr hoch sein. Sie finden die Kosten für die meisten Finanzprodukte im Basisinformationsblatt.

Der Bedarf von Verbraucher:innen ist zu wenig in der gesetzlichen Regulierung der Finanzberatung berücksichtigt. Solange bei der Beratung nicht ausschließlich Ihr Interesse im Mittelpunkt steht, sollten Sie immer eine gesunde Skepsis mit in das Gespräch nehmen.

Besonders bei der provisonsbasierten Beratung haben Sie und Ihr Beratender oft gegensätzliche Interessen, was eine neutrale Beratung im Grundsatz schwierig macht.

Achten Sie auch auf die Seriosität von Kreditinstituten oder von freien Beratenden/ Vermittelnden.
Ohne Berater:in

Wenn Sie sich Ihre Geldanlage selbst zusammenstellen, sind Sie auch für sämtliche Anlage-Entscheidungen verantwortlich. Nutzen Sie auch gerne die unter Tipps „Holen sie sich weitere Informationen ein“ aufgeführten Informationsquellen.

Denn auch hier ist wichtig, entstehende Kosten zu vergleichen. Wertpapierdepots gibt es bei Onlinebrokern und Direktbanken in der Regel ohne Depotkosten. Aber auch dort fallen beim Kauf der Wertpapiere zumeist Kosten an. Diese sind aber in der Regel günstiger als bei einem Beratungsdepot.

Die Stiftung Warentest gibt regelmäßig Untersuchungen zu Onlinedepots heraus.

4. Abfrage: Nachhaltigkeit, Ja oder Nein?

Seit August 2022 werden Sie im Anlagegespräch oder beim Wertpapierkauf für ein Online-Depot gefragt, ob Sie nachhaltig anlegen wollen. Wenn Sie das bejahen, stehen im Prinzip folgende 3 Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung:

Ökologisch-nachhaltige Investitionen gemäß Taxonomie-Verordnung der EU

Die Taxonomie klassifiziert Wirtschaftsaktivitäten nach ihrer Nachhaltigkeit. Ökologisch-nachhaltig ist nach der Taxonomie eine Wirtschaftsaktivität, wenn sie einen wesentlichen Beitrag zu mindestens 1 dieser 6 Umweltziele leistet:

  1. Klimaschutz
  2. Klimawandelanpassung
  3. Nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen
  4. Wandel zu einer Kreislaufwirtschaft
  5. Vermeidung von Umweltverschmutzung
  6. Schutz von Ökosystemen und Biodiversität
     

Zudem darf die Wirtschaftsaktivität keinem der anderen Ziele zuwiderlaufen ("do no significant harm") und es müssen Mindestanforderungen (Soziales, Menschenrechte) eingehalten werden. Werden diese Kriterien erfüllt, bezeichnet man das als taxonomiekonform.

Der Schwerpunkt einer nachhaltigen Geldanlage anhand der Taxonomie-Verordnung liegt derzeit nur auf der Ökologie. Geplant ist auch eine Erweiterung der Taxonomie um soziale Ziele. Die Einführung erscheint nach zahlreichen Diskussionen derzeit ungewiss und ein Zeitpunkt dafür ist nicht bekannt.

Nachhaltige Investitionen gemäß Offenlegungsverordnung der EU

Die Offenlegungsverordnung, auch Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) genannt, soll Standards in Europa vereinheitlichen und die Vergleichbarkeit von Finanzprodukten fördern. Zudem sollen vorvertragliche Informationen über die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken informieren.

In Artikel 2 der Offenlegungsverordnung ist definiert, was eine nachhaltige Investition ist: Demnach ist eine nachhaltige Investition eine wirtschaftliche Tätigkeit, die zum Erreichen eines Ziels in Umwelt, Sozialem und/oder Unternehmensführung beiträgt und dabei den anderen Zielen keinen Schaden zufügt. Diese Ziele werden auch als ESG-Ziele bezeichnet, E für Environmental = Umwelt, S für Social = Soziales und G für Governance = Unternehmensführung. ESG-Ziele oder Kriterien können beispielsweise sein:

  • Ressourceneffiziente Nutzung von (erneuerbaren) Energien, Rohstoffen, Wasser und Boden
  • Mehr biologische Vielfalt und eine Kreislaufwirtschaft
  • Investitionen zur Bekämpfung von Ungleichheit
  • Förderung des sozialen Zusammenhalts oder der sozialen Integration
  • Nutzung von Verfahrensweisen guter Unternehmensführung
     

Häufig ist im Zusammenhang mit der SFDR von Artikel-6-Fonds, Artikel-8-Fonds und Artikel-9-Fonds die Rede. Diese drei Artikel haben unterschiedliche Anforderungen an die Offenlegung. Die Kategorisierung erfolgt von den Fondsanbietern.

  • Artikel 6 bildet die Basis der Offenlegung. Hier müssen vor Vertragsschluss Angaben über die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken und deren Auswirkungen auf die Rendite veröffentlicht werden. Wenn Nachhaltigkeitsrisiken nicht mitberücksichtigt werden, muss erläutert werden, warum dies der Fall ist.
  • Bei Artikel 8 muss neben den in Artikel 6 beschriebenen Angaben auch veröffentlicht werden, wie ökologische und soziale Merkmale erfüllt werden.
  • In Artikel 9 wird geregelt, wie die Veröffentlichung von Produkten, die nachhaltige Investitionen nach den Kriterien der Offenlegungsverordnung betreiben, erfolgen soll.
     

Oftmals werden Artikel 8-Fonds als ESG- und Artikel-9 als Impact-Fonds (= Wirkung) bezeichnet. Das ist so nicht ganz korrekt, denn die Offenlegungsverordnung ist kein Klassifizierungssystem. Der Anbieter legt selbst fest, in welchen Artikel sein Fonds eingestuft, also wie umfangreich in den vorvertraglichen Informationen zur Nachhaltigkeit berichtet wird. Darüber hinaus ist gerade der Impactbegriff bei Investmentfonds noch nicht endgültig geklärt. Dazu findet derzeit eine wissenschaftliche Debatte statt.

Investitionen, die nachteilige Nachhaltigkeitsauswirkung berücksichtigen

Das Ziel der Berücksichtigung nachteiliger Nachhaltigkeitsauswirkungen oder auf Englisch Principal Adverse Impacts (PAIs) ist es, negative Nachhaltigkeitsauswirkungen eines Investments zu verhindern. Die Berücksichtigung der PAIs wird auch in der Offenlegungsverordnung geregelt. In Artikel 4 der Offenlegungsverordnung wird festgelegt, dass Finanzmarkt-Teilnehmer:innen und Finanzberater:innen auf ihren Websites Informationen über die Berücksichtigung der PAIs veröffentlichen und aktuell halten müssen. Werden PAIs nicht berücksichtigt, muss erklärt werden, warum diese nicht berücksichtigt werden.

Es gibt insgesamt 64 verschiedene Indikatoren für nachteilige Nachhaltigkeitsauswirkungen. Davon sind 18 verpflichtend und 46 freiwillig zu benennen. Für alle 3 ESG-Bereiche gibt es Indikatoren. Beispiele für die Pflichtindikatoren sind:

  • Treibhausgasemissionen
  • Emissionen im Wasser
  • Anteil gefährlicher und radioaktiver Abfälle
  • unbereinigtes geschlechtsspezifisches Verdienstgefälle
  • Engagement in umstrittenen Waffen
Schwächen der Abfrage

Ein Problem beim Verfahren wie Ihr Nachhaltigkeitswunsch abgefragt wird, besteht darin, dass der Gesetzgeber nur den Rahmen festgelegt hat, nicht aber den genauen Inhalt. Die Tatsache, dass viele Details nicht oder nicht ausreichend geregelt sind, sorgt aktuell sowohl bei Anbietern als auch bei Anleger:innen für Unsicherheit.

Wer sich mehrfach beraten lässt, wird feststellen, dass die Vorgaben des Gesetzes von den Anbietern unterschiedlich interpretiert werden. Daher ist leider noch etwas Geduld erforderlich, bis durch die angeschobenen Regelungen der EU ein Mindestkonsens erreicht wird und die Transparenzregelungen umfassender greifen.

Auch deswegen sollten Anleger:innen weiterhin die klassischen Kriterien der Geldanlage an die erste Stelle ihrer Überlegungen setzen:

  • Bedarfsgerechtigkeit
  • Verfügbarkeit
  • realistische Rendite
  • Risiken
  • Kosten

Und erst anschließend in den im Einzelfall passenden Produktklassen nach nachhaltigen Varianten schauen.

Per Stand 2023 sind beide Regelungen (Taxonomie und Offenlegungsverordnung) noch nicht gänzlich in Kraft. Daher liefern die drei Auswahlmöglichkeiten oft noch keine zufriedenstellenden Antworten.

 

5. Unsere Tipps für nachhaltige Gedanlagen

Vergleichen und hinterfragen Sie Angebote
  • Seien Sie skeptisch. Fragen Sie nach, wenn sie etwas nicht verstehen und unterschreiben Sie nichts sofort, sondern überdenken Sie Ihre Entscheidung.
  • Fragen Sie nach den Vor- und Nachteilen des Produkts.
  • Achten Sie auf anfallende Kosten.
  • Sehen Sie dargestellte Entwicklungen der Vergangenheit kritisch.
  • Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Berücksichtigen Sie mehrere Anlageklassen wie Aktien-ETFs, Festgeld, Anleihen etc. nach individueller Risikoneigung.
Überprüfen Sie Angebote auf ihre Nachhaltigkeit
  • Fragen Sie Beratende, warum das Produkt als nachhaltig bezeichnet wird.
  • Lassen Sie sich schriftliche Produktinformationen geben oder senden.
  • Bei Investmentfonds: Ein Blick in den Jahresbericht des Fonds zeigt, welche Unternehmen enthalten sind.
Holen Sie weitere Informationen ein!

Beispielsweise hier können Sie sich zum Thema nachhaltige Geldanlagen informieren:

  • Die Webseite Geld bewegt wird von der Verbraucherzentrale Bremen betreut. Eine erste Hilfestellung geben die weiterführenden Informationen rund um das Thema nachhaltige Geldanlage sowie Marktübersichten zu Banken mit Nachhaltigkeitsstandards und deren Sparprodukten und Girokonten.
  • Gemeinsam mit Finanztest hat die Verbraucherzentrale Bremen im Jahr 2014 eine Untersuchung zu ethisch-ökologischen Investmentfonds durchgeführt. Die Ergebnisse aus 2014 waren die Basis für die weiteren Untersuchungen.
     
  • Der Fair Finance Guide von Facing Finance e.V. beurteilt die Richtlinien, die Banken bei der Kreditvergabe an Unternehmen, bei ihren eigenen Investitionen und bei ihrer Vermögensverwaltung anwenden. Es werden zahlreiche Themenbereiche wie Verletzung der Menschenrechte, Rüstung, Umweltverschmutzung und Aspekte der verantwortungsbewussten Unternehmensführung untersucht.
     
  • Die Datenbank Faire Fonds von Facing Finance e.V. listet zahlreiche Investmentfonds auf, die danach überprüft wurden, ob und welche kontroversen Unternehmen in den Portfolios enthalten sind.
     
  • Die Webseite "Mein FairMögen" ist ein Angebot der 2°Investing Initiative. Mein FairMögen bietet Einstiegsinformationen mithilfe von Erklärvideos, einen Fragebogen über das eigene Nachhaltigkeitsprofil sowie eine Fondsdatenbank an.  
     
  • Die Webseite des Anbieterverbands Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) kann eine weitere Orientierungshilfe sein. Dort findet man beispielsweise Nachhaltigkeitsprofile für Investmentfonds.
     

Zu beachten ist, dass diese Angebote wertvolle Informationen liefern können. Aber auch hier gilt: Diese sollten nicht die alleinige Entscheidungsgrundlage für eine Geldanlage sein. Prüfen Sie immer, ob die dort gefundenen Informationen zu Ihrer eigenen Situation passen.

Achten Sie zudem immer auf die Interessen der Seitenbetreiber. Manche schauen eher positiv, andere wiederum eher kritisch auf das Thema nachhaltige Geldanlage. Eine Mischung dieser Angebote kann jedoch hilfreich sein, um das Passende zu finden oder Produkte zu überprüfen.

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