Gemüsechips oder Chips aus Hülsenfrüchten: Gesünder als Kartoffelchips?

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Knabberprodukte aus Hülsenfrüchten und Gemüse wie, Linsen- oder Kichererbsenchips: eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Kartoffelchips? Die Verbraucherzentrale NRW hat Kalorien-, Fett- und Salzgehalt von verschiedenen Produkten verglichen.
Diverse Chips-Sorten durcheinander

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nur wenige Produkte bieten eine echte Kalorienersparnis. Der häufig beworbene niedrigere Fettgehalt lässt nicht automatisch auf einen ebenso niedrigen Kaloriengehalt schließen.
  • Die Chips aus Hülsenfrüchten fallen vor allem durch ihren hohen Salzgehalt auf, während die Varianten aus Gemüse viel Fett enthalten - häufig sogar mehr als klassische Kartoffelchips.
  • Fazit der Verbraucherzentrale NRW: Chips oder Snacks aus Roter Bete, Pastinaken, Süßkartoffeln, Mais, Bohnen, Linsen oder Erbsen sind nicht gesünder als Kartoffelchips.
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Kartoffelchips sind die Klassiker unter den salzigen Knabberartikeln und erfreuen sich großer Beliebtheit. Doch die Erkenntnis, dass Gemüse und Hülsenfrüchte auf dem Speiseplan für die Gesundheit und die schlanke Linie förderlich sind, setzt sich mehr und mehr durch. So ist es nur natürlich, dass sich Verbraucher:innen auf die Suche nach gesünderen und trotzdem schmackhaften Alternativen zu den begehrten Klassikern machen.

Eine wachsende Zahl an alternativen Produkten mit zum Teil ungewöhnlichen und exotischen Zutaten erwartet Knabberfans mittlerweile im Snackregal der Supermärkte. Häufig beworben mit Aussagen wie "weniger Fett als…" oder einem Hinweis auf den Proteingehalt. Nicht selten werden  auf den Verpackungen auch frische Gemüsesorten abgebildet.

Das suggeriert Genuss ohne Reue. Doch was ist dran am gesunden Image der neuartigen Knabberartikel? Im Herbst 2023 hat sich die Verbraucherzentrale NRW im Rahmen einer Marktstichprobe je sechs chipsartige Produkte aus Gemüse oder mit Hülsenfrüchten angesehen und deren Kalorien-, Fett- und Salzgehalt mit dem von Kartoffelchips verglichen.

Alternative Knabberprodukte ebenfalls kalorienreich

In einer Gesellschaft, in der Übergewicht und Adipositas eine immer größere Rolle spielen, ist der Kaloriengehalt von Lebensmitteln ein wichtiges Kaufkriterium für viele Verbraucher:innen. Bieten die alternativen Knabberprodukte hier eine Verbesserung?

Chips aus Hülsenfrüchten

Besonders Chips mit Hülsenfrüchten werden häufig mit Angaben zwischen 30 und 55 Prozent "weniger Fett als herkömmliche Chips" beworben. Bei genauerem Hinsehen stellt sich jedoch heraus, dass diese Aussagen zwar stimmen, vom geringeren Fettgehalt aber nicht automatisch auf eine entsprechend geringere Kalorienmenge geschlossen werden kann. Für den Effekt auf der Waage ist dies allerdings die entscheidende Zahl.

Im Durchschnitt bringen es die Chips mit Hülsenfrüchten aus der Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW auf rund 450 Kilokalorien pro 100 Gramm. Im Vergleich zu Kartoffelchips, die im Schnitt bei etwa 540 Kilokalorien pro 100 Gramm liegen, entspricht das einer Kalorienersparnis von etwa 17 Prozent.

Gemüsechips

Die Gemüsechips aus der Stichprobe enthalten im Durchschnitt etwa 510 Kilokalorien pro 100 Gramm, die Kalorienersparnis im Vergleich zu Kartoffelchips ist also zu vernachlässigen. Auffällig ist in dieser Produktgruppe vor allem der zum Teil sehr hohe Fettgehalt - so manches Produkt lag hier merklich über dem Fettgehalt von Kartoffelchips.


Bildstrecke: 12 Produkte aus der Marktstichprobe

(im Vergleich zum Durchschnitt einer Reihe handelsüblicher Kartoffelchips)


Was steckt in einer Portion Gemüsechips?

Viele Hersteller geben Nährwerte nicht nur für 100 Gramm, sondern auch für eine Portion an. Da bei dieser freiwilligen Angabe meist von nur 30 Gramm pro Portion ausgegangen wird, stellt sich schnell ein beruhigender Effekt auf den Kund:innen ein. Denn heruntergerechnet auf 20 bis 30 Gramm klingen Kalorien- und Fettgehalt direkt gar nicht mehr so schlimm.

Doch wer kennt es nicht? Ist die Tüte Chips einmal geöffnet, fällt es schwer, sie wieder wegzulegen, bevor sie leer ist. Bei einer bundesweiten repräsentativen Befragung der Verbraucherzentralen im Jahr 2017 haben 1490 Teilnehmer:innen unter anderem eine Portion Chips in eine Schale abgefüllt, die ihren üblichen Essgewohnheiten entsprach. Dabei kam heraus, dass die abgefüllte Menge im Durchschnitt bei 63 Gramm Chips lag, was mehr als doppelt so viel ist, wie auf den meisten Verpackungen als Portion angegeben wird.

Wie viel Salz?

Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte man pro Tag nicht mehr als 6 Gramm Salz zu sich nehmen. Das entspricht ungefähr einem Teelöffel. Die Mehrheit der Deutschen konsumiert laut der "Studie zur Gesundheit in Deutschland" (DEGS) zu viel Salz, was das Risiko an Bluthochdruck zu erkranken steigern kann. Das meiste Salz kommt dabei nicht aus dem heimischen Salzstreuer, sondern steckt in verarbeiteten Lebensmitteln.

Eine Portion Kartoffelchips von 60 Gramm liefert rund ein Gramm Salz, also bereits ein Sechstel der maximal pro Tag aufzunehmenden Menge. Durch die Stichprobe der Verbraucherzentralen NRW wurde deutlich, dass besonders die Produkte auf Basis von Hülsenfrüchten durch einen sehr hohen Salzgehalt negativ auffallen. Hier sind Mengen von 1,5 Gramm und mehr pro Portion keine Seltenheit. Dies entspricht sogar einem Viertel der maximal pro Tag aufzunehmenden Menge. Die Gemüsechips schnitten hier etwas besser ab.

Wie viel Energie?

Eine Portion Kartoffelchips von 60 Gramm enthält im Schnitt rund 320 Kilokalorien. Das entspricht rund einem Sechstel der durchschnittlich am Tag benötigten Energie. Die von uns betrachteten Gemüsechips liefern mit rund 290 bis 320 Kilokalorien pro Portion kaum weniger. Die Chips mit oder auf Basis von Hülsenfrüchten schnitten mit Werten zwischen 250 und 290 mit Kilokalorien pro Portion geringfügig besser ab.

Unser Fazit: Chips aus alternativen Zutaten wie Gemüse oder Knabberartikel mit Hülsenfrüchten sind nicht automatisch gesünder als Kartoffelchips. Auch wenn die Aufmachung der Tüten oftmals vermuten lässt, eine gesundheitsförderliche Alternative zu Kartoffelchips zu bieten, sollten Sie sich nicht täuschen lassen. Der Kaloriengehalt der alternativen Knabberprodukte ist in den meisten Fällen kaum geringer als bei klassischen Chips und auch der Salzgehalt ist bei so manchem der betrachteten Produkte alarmierend hoch.

Was bedeutet der Nutri-Score?

Ein leicht verständliches Nährwertlogo auf der Vorderseite von Verpackungen ist nötig, um die Kaufentscheidung zu Gunsten der Gesundheit zu erleichtern. Die Pflichtangaben, die sich derzeit in Form von Tabellen auf der Rückseite von verpackten Lebensmitteln befinden, sind für Laien wenig hilfreich. Dort kann man zwar ablesen wie viel Kalorien, Fett, Zucker oder Salz in einem Lebensmittel enthalten sind, es fehlt jedoch die ernährungsphysiologische Beurteilung dieser Werte.

Der Nutri-Score gibt einen schnellen Überblick und hilft innerhalb einer Produktgruppe die beste Wahl zu treffen. Wie zum Beispiel in Frankreich schon 2017 geschehen, ist der Nutri-Score in Deutschland Ende 2020 auf freiwilliger Basis eingeführt worden.

Auch Gemüsechips können Acrylamid enthalten

Ebenso wie in Kartoffelchips und vielen anderen Produkten wie Pommes Frites, Gebäck oder Kaffee, kann auch in Gemüsechips Acrylamid enthalten sein. Es bildet sich, wenn kohlenhydrathaltige Lebensmittel beim Backen, Braten und Frittieren stark erhitzt werden.

Da Acrylamid potentiell krebserregend ist, sollte die Aufnahme so gering wie möglich gehalten werden. Für einige Produktgruppen wie Kartoffelchips oder Brot gibt es seit einigen Jahren Richtwerte für Acrylamid, die regelmäßig überprüft und nicht überschritten werden sollten.

Ganz vermeiden lässt sich die Bildung von Acrylamid allerdings beim Backen und Rösten auch im Privathaushalt nicht. Die Devise lautet hier kohlenhydratreiche Lebensmittel zu "vergolden" und nicht zu "verkohlen" und sie nur so lange wie nötig und so niedrig wie möglich zu erhitzen. Hier finden Sie weitere Infos rund um Acrylamid.

Das empfehlen die Verbraucherzentralen

Egal ob aus Kartoffeln, Gemüse oder Hülsenfrüchten – Knabberwaren sollten in Maßen verzehrt werden. In der Ernährungspyramide befinden sie sich in der Spitze, gehören also zu den "Extras", die nur gelegentlich und nicht in großen Mengen konsumiert werden sollten. Die Ernährungspyramide unterstützt bei einer gesundheitsförderlichen Zusammenstellung von Lebensmitteln.

Um der Versuchung zu widerstehen, zu viel auf einmal zu naschen, am besten eine Portion in eine kleine Schale abfüllen und die restliche Tüte wieder außer Reichweite bringen. Die neuartigen Produkte bringen zwar geschmackliche Abwechslung ins Snackregal, eignen sich jedoch nicht, um die eigene Ernährung zu optimieren. Wer mehr Gemüse oder Hülsenfrüchte auf den Speiseplan bringen will, bereitet besser frische Lebensmittel selbst zu.

Gemüsechips selber machen

Roh geknabbert oder fettarm zubereitet ist Gemüse immer die beste Wahl. Gemüse- und Kartoffelchips lassen sich auch leicht selbst herstellen. Dabei hat man es selbst in der Hand, wie viel Fett in den Chips steckt. Auch lassen sich die Gewürze je nach Geschmack variieren. Rezept für Gemüsechips:

  • Für die Gemüsechips eignen sich gut Süßkartoffeln, Rote Bete, Möhren, Pastinaken oder Zucchini.
  • Waschen und schälen Sie das Gemüse. Schneiden Sie es mit einem Gemüsehobel in hauchdünne Scheiben.
  • Mischen Sie Olivenöl oder Rapsöl mit Gewürzen, etwa Pfeffer oder Thymian.
  • Geben Sie die Gemüsechips hinein und marinieren Sie sie mit dem gewürzten Öl.
  • Verteilen Sie die Gemüsechips gleichmäßig auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech. Das Gemüse sollte dabei nicht zu eng liegen.
  • Schieben Sie das Backblech bei 140 Grad Celsius bis maximal 160 Grad Celsius Umluft in den Ofen und lassen Sie die Chips etwa 30 Minuten knusprig backen. Bräunen Sie die Chips dabei nicht zu stark.
  • Damit die Feuchtigkeit entweichen kann, öffnen Sie alle 5 Minuten die Ofentür.
  • Lassen Sie die fertigen Chips anschließend im Ofen bei offener Tür abkühlen.

Sie können auch Kartoffelchips selber machen. Wie das geht, lesen Sie in dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung.

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Bayern für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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