Unter Umständen gefährlich: Detox-Mittel Cassia Fistula

Stand:
Pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel wie Cassia fistula können gefährliche Stoffe enthalten, die unter Umständen zu lebenslangen Gesundheitsschäden führen.
Cassia Fistula

Das Wichtigste in Kürze:
Erst den Arzt fragen

  • Nahrungsergänzungsmittel mit Cassia fistula (Indischer Goldregen) können krebserregende Stoffe enthalten.
  • Uns erreichte eine Fallbeschreibung, wonach die Einnahme möglicherweise zu einem dauerhaften Nierenschaden geführt hat.
  • Cassia fistula ist im Prinzip ein Abführmittel, kein Detox-Produkt. Nur für den Kurzzeitgebrauch. Für Schwangere, Stillende und Kinder ungeeignet.
  • Es sind Wechselwirkungen mit Herz-Medikamenten möglich.
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Immer wieder finden sich in Nahrungsergänzungsmitteln gefährliche Pflanzenstoffe.

So erreichte uns eine Fallbeschreibung aus einer Klinik. Eine junge, eigentlich kerngesunde Patientin erlitt nach Einnahme eines Detox-Produktes ein Nierenversagen, die Nieren sind dauerhaft geschädigt.

Auf der Suche nach der Ursache wurden die Ärzt:innen bei einem Produkt fündig, welches Indischen Goldregen / Cassia Fistula enthält. Der Indische Goldregen (Röhren-Kassie, Manna-Baum) gehört zu den Johannisbrotbaumgewächsen. Die Fruchtpulpe der Hülsenfrucht (früher auch Manna genannt) wird u.a. in Thailand und Asien als Lebensmittel verzehrt, dient aber auch als Abführmittel. In Nahrungsergänzungsmitteln werden auch die Blätter, ein undefinierter „Extrakt von Cassia fistula“ oder Cassia-Fistula-Öl verwendet.

Abführmittel zum Detoxen?

Auf Anbieterseiten wird Cassia Fistula als ,,fließender Darm'', „mit Abstand das natürlichste Entgiftungs- und Abführmittel zur fließenden Darmreinigung“ und als „sanft und sicher“ bezeichnet und mit (angeblichen) Erfahrungsberichten ausgeschmückt. Videos auf Youtube sprechen gar von "natürlicher Entgiftung und Darmreinigung", von "Detox-Frucht und Krankheitskiller". Andere halten Cassia fistula für das geeignete Mittel bei Fastenkrisen oder bei der Umstellung auf eine vegane Ernährung.

Sowohl die Frucht als auch die Blätter von Cassia fistula enthalten sogenannte Hydroxyanthracene (Anthranoide). Tatsächlich können Hydroxyanthracenderivate in Lebensmitteln die Darmtätigkeit verbessern, die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA) riet jedoch schon 2013 aufgrund von Sicherheitsbedenken von der Langzeitanwendung und der Aufnahme hoher Dosen ab.

Prinzipiell sind Abführmittel weder Schlankheitsmittel noch geeignet zum völlig überflüssigen, manchmal sogar gefährlichen Detoxen (Entgiften, Entschlacken). Wasserverluste und erhöhte Stuhlmengen stehen weder für echte Gewichtsabnahme noch für Fettabbau. Die unkontrollierte Dauereinnahme solcher Medikamente ist, auch unabhängig von möglicherweise enthaltenen Anthranoiden (Antrachinonen), gesundheitsgefährdend.

Kaufen oder nehmen Sie keinesfalls Produkte mit Cassia fistula, ohne zuvor ärztlichen Rat eingeholt oder das Gespräch in der Apotheke gesucht zu haben. Die Produkte sind grundsätzlich für Schwangere, Stillende und Kinder ungeeignet. Sie eignen sich nicht für einen längeren Gebrauch.

Krebserregend und genotoxisch

Hydroxyanthracene sind natürliche, krebserregende und vermutlich auch genotoxische Stoffe, die auch in den Blättern von Aloe vera und Sennes, in Faulbaumrinde und Rhabarberwurzel vorhanden sind. Anthrachinonhaltige Zubereitungen aus diesen Pflanzen sind seit Frühjahr 2021 in der EU verboten.

Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält anthranoidhaltige Zubereitungen als nicht geeignet für die Verwendung in Lebensmitteln einschließlich Nahrungsergänzungsmitteln. Das BfR empfiehlt daher, auf den Einsatz von Zubereitungen, die pflanzliche Anthranoide enthalten, in Lebensmitteln wie z. B. Nahrungsergänzungsmitteln zu verzichten.

Die Ausscheidung der giftigen Hydroxyanthracene erfolgt über die Nieren.

Bereits im September 2020 gab es eine Warnmeldung zu Cassia Fistula im europäischen Schnellwarnsystem RASFF wegen des Gehalts an Hydroxyanthracenen.

Außerdem sind Wechselwirkungen der Anthranoide mit Herzmedikamenten (Herzglycoside, Antiarrhythmika) bekannt.

Im Dezember 2021 wurden über das Europäische Schnellwarnsystem RASFF Verunreinigungen von Cassia fistula-Produkten mit dem krebeserregenden Ethylenoxid bekannt.

Trotz aller Bedenken: Der indische Goldregen (Cassia fistula) ist nicht zu verwechseln mit dem bei uns als Zierbaum wachsenden Goldregen (Laburnum), dessen sämtliche Pflanzenteile stark giftig sind.

 

Quellen:


EFSA bestätigt Gesundheitsbedenken für Hydroxyanthracenderivate in Lebensmitteln. Meldung vom 23.01.2018 (abgerufen am 20.02.2024)

EFSA (2018): Safety of hydroxyanthracene derivatives for use in food. EFSA Journal 16(1): 5090

EFSA (2018): List of plants containing hydroxyanthracene derivatives permitted for use in food supplements in France.

BfR (2017): Nahrungsergänzungsmittel mit anthranoidhaltigen Aloe-Ganzblattzubereitungen bergen gesundheitliche Risiken. Stellungnahme Nr. 032/2017 des BfR vom 02.11.2017 (abgerufen am 20.02.2024)

Sakulpanich A; Gritsanapan W (2009): Determination of anthraquinone contents in Cassia fistula leaves for alternative source of laxative drugs. Planta Med 2009; 75 - PG11

Universität Münster: Pharmazeutische Biologie Biogene Wirkstoffe (abgerufen am 20.02.2024)

RASFF, Subject: Cassia fistula (abgerufen am 20.02.2024)

Verordnung (EU) 2021/468 der Kommission vom 18. März 2021 zur Änderung des Anhangs III der Verordnung (EG) Nr. 1925/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates in Bezug auf botanische Arten, die Hydroxyanthracen-Derivate enthalten

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