Augenmaß bei Geldanlagen: So können Sie Risiken streuen

Stand:
Risiko und Rendite sind zwei Seiten derselben Medaille. Je mehr Risiko Sie tragen, desto höhere Renditen können Sie erzielen. Damit Sie aber keine unnötig hohen Risiken eingehen, gibt es Einiges zu beachten.
Bildschirme, auf denen verschiedene Aktienkurse zu sehen sind

Das Wichtigste in Kürze:

  • Je mehr Rendite Sie erwarten, desto höher ist das Risiko, das Sie eingehen müssen.
  • Sie können hohe Risiken, die etwa mit einer Anlage in einzelnen wenigen Aktien verbunden sind, ganz einfach vermeiden, indem Sie breit gestreut investieren. Das geht mit Aktien-ETFs.
  • Achten Sie darauf, dass Sie nicht mehr Risiko tragen als Sie das möchten. 
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Rendite und Risiko hängen zusammen

Wenn Sie sich dazu entschließen, Ihr Erspartes langfristig anzulegen, sollten Sie es am besten auf die verschiedenen Anlageformen aufteilen. Die wichtigsten sind Aktien und Zinspapiere. Die Erträge der Anlageklasse Aktien lagen in der Vergangenheit im Mittel deutlich über allen anderen Anlageklassen. Die Extra-Rendite der Aktienanlage gegenüber einer Anlage in langfristigen Zinspapieren betrug im Mittel nach den Daten von Paul Marsh, Mike Staunton und Elroy Dimson 3,3 Prozent pro Jahr. Dabei wurden zwischen 1900 und 2023 21 Länder untersucht.

Das bedeutet: Je größer der Anteil der Aktien ist desto mehr Risiko tragen Sie und desto höher können die Erträge ausfallen. Risiko ist also keineswegs ein rein negatives Merkmal von Geldanlagen, es kann auch ein positives Merkmal sein, das in höheren Renditechancen besteht. Wichtig ist, dass Sie schlechte unnötig hohe Risiken vermeiden und gute Risiken tragen.

Sicherheit hat also immer ihren Preis, weil die Ertragschancen dann geringer sind. Nehmen Sie sich daher ausreichend Zeit, um zu einer für Sie passenden  Entscheidung zu kommen.

Wie erkenne ich, was gute und schlechte Risiken sind?

Für eine langfristig erfolgreiche Anlagestrategie am Aktienmarkt ist es wichtig, schlechte und vermeidbare Risiken zu vermeiden. Schlechte Risiken sind vor allem solche, die bei einzelnen Wertpapieren auftreten, denn dabei können Sie alles verlieren. Beispiele gibt es zuhauf: Die Wirecard AG war einst im Aktienindex DAX enthalten. Davor gab es auch mal eine KarstadtQuelle AG oder eine Praktiker AG.

Dass sogar Weltkonzerne keine sichere Bank sind, zeigen Enron, Worldcom, Lehman Brothers oder General Motors. Auf der anderen Seite gibt es natürlich auch sogenannte Kursraketen, bei denen über viele Jahre hinweg hohe zweistellige Renditen erzielbar waren. Das Problem ist hierbei aber: Die Kursraketen sind selten und niemand kann sie zuverlässig prognostizieren. Die nächste Google-, Tesla- oder Apple-Aktie zu finden ist reine Glückssache.

Gute Risiken dagegen sind solche, die nur die Entwicklung des gesamten Aktienmarktes betreffen, gemessen an einem Aktienindex.

Als zum Beispiel die "Volksaktie" Telekom an die Börse ging, stand der Deutsche Aktienindex DAX noch bei unter 3.000 Punkten. Im Dezember 2024 erreichte er erstmals die 20.000-Punkte-Marke und notiert mehr als sechsmal so hoch. Anleger:innen, die nicht in eine einzelne Aktie sondern in den gesamten Aktienmarkt investiert hätten, blicken zwar auf ein turbulentes Auf und Ab zurück, dürfen sich aber über einen entsprechend hohen Gewinn freuen.

So reduzieren Sie das Risiko: Breite Streuung statt einzelne Aktien

Wie also investiert man in den gesamten Aktienmarkt? Mit breit streuenden weltweiten Aktienfonds, am besten mit preiswerten ETFs, also Indexfonds. Denn die punkten nicht nur mit breiter Risikostreuung, sondern auch mit minimalen Kosten. Im Podcast "Geldanlage in ETFs" erfahren Sie noch mehr dazu. Wie eine breit gestreute Anlagestrategie mit einem oder mehreren ETFs aussehen kann, lesen Sie im verlinkten Artikel. 

Bevor Sie aber am Aktienmarkt Geld anlegen, gibt es eine zentrale Frage, die nur Sie alleine beantworten können: Wollen Sie für mehr Chancen auch mehr Risiko tragen und wenn ja, wo liegt Ihre Schmerzgrenze? Wie viel Risiko darf es für Sie persönlich sein? Um die Frage greifbar zu machen: Auf wie viel Euro (oder Prozent der Anlagesumme) könnten Sie im schlimmsten Fall verzichten?

Viele Anleger:innen tun sich schwer, hierauf zu antworten. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit dafür. Blicken Sie dabei nicht nur auf die Risiken, wägen Sie auch die Chancen ab. Ihr Bauchgefühl ist dabei wichtig, denn wenn Sie sich nicht wohl fühlen, sobald es an den Aktienmärkten mal wieder kracht - und das tut es immer wieder - sollten Sie die Finger davon lassen oder den Aktienanteil begrenzen.

Wie kann ein gutes Mischungsverhältnis aussehen?

Wenn Sie das Auf und Ab des Aktienmarkts noch nicht selbst erlebt haben, kann es hilfreich sein, sich das historische Risiko verschiedener Anlagestrategien anzuschauen. Dazu hat die Verbraucherzentrale berechnet, wie sich verschiedene Portfolios aus Festgeld und globalen Aktien zwischen 1970 und 2018 real, also nach Abzug der Inflationsrate, entwickelt haben.

Beispiel: Sparplan über 25 Jahre mit 100 Euro monatlich

Die Ergebnisse für eine Anlagedauer von 25 Jahren und einer Anlage von 50 Prozent in Aktien lauten:

  • Die reale Rendite lag bei dieser Auswahl im Durchschnitt bei 4,2 Prozent, im schlechtesten 25-Jahres-Zeitraum bei 1,3 Prozent pro Jahr.
  • Bemerkenswert ist, dass diese Mischung sowohl im Durchschnitt als auch im schlechtesten und besten Fall höhere reale Renditen erzielte als eine reine Festgeldanlage. Sie war also weniger riskant, wenn man nur den Endzeitpunkt betrachtet.
  • Die reine Aktienanlage in der rechten Spalte war dagegen deutlich riskanter: Im schlechtesten Fall musste man hier nach 25 Jahren sogar eine reale Rendite von minus 0,1 Prozent pro Jahr in Kauf nehmen.
     
Rendite real in Prozent pro Jahr
 
 0 Prozent Aktien /
100 Prozent Festgeld
Ihre Auswahl:
50 Prozent Aktien /
50 Prozent Festgeld
100 Prozent Aktien /
0 Prozent Festgeld
Mindestens0,9 Prozent1,3 Prozent-0,1 Prozent
Durchschnitt2,8 Prozent4,2 Prozent5,2 Prozent
Maximal3,5 Prozent8,4 Prozent11,1 Prozent

 

Nutzen Sie den Rendite-Rechner der Verbraucherzentralen, um sich über Risiken und Renditen bei der Anlage in Aktien zu informieren. Sie können damit ausprobieren, wie sich Ihre Entscheidung für das Verhältnis von (sicherem) Festgeld und (riskanten) Aktien auf die Rendite Ihrer Geldanlage auswirkt.

Ob die reale Rendite am Aktienmarkt auch in Zukunft bei rund 5 Prozent jährlich liegen wird, kann niemand mit Sicherheit sagen. Sicher ist aber, dass Sie bessere Chancen haben, die Renditen des Aktienmarkts zu erzielen, wenn Sie in preiswerte ETFs investieren, als wenn Sie viel zu teure aktiv verwaltete Fonds oder noch teurere fondsgebundene Rentenversicherungen oder Indexpolicen abschließen. Was die realen Festgeldrenditen seit 1970 betrifft: Die sind im aktuellen Zinsumfeld nicht zu erreichen. 

Womit Sie aber auch in Zukunft rechnen können: Eine Anlage in weltweite Aktien-ETFs wird im langfristigen Durchschnitt real höhere Erträge abwerfen als eine Anlage in sicherem Festgeld. Merken Sie sich: Rendite kommt von Risiko!

Stapel mehrerer Euromünzen

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Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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