Sparen und Zinsen: Was Ratsuchende jetzt wissen müssen

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Tages- und Festgeld lohnt sich wieder, doch eine gute Verzinsung ist nicht alles. Wie Ratsuchende das passende Sparprodukt finden und wo Sie zur Vorsicht raten sollten.
Münzen und ein Kugelschreiber liegen auf Blatt mit Zins-Informationen einer Bank

Das Wichtigste in Kürze:

  • Gute Nachrichten für Sparer:innen: Seit der Zinswende lohnen sich sicherheitsorientierte Anlageprodukte wieder mehr!
  • Sparziele, Sparraten und Sicherheitsbedürfnis sind individuell unterschiedlich – einige Grundregeln des Sparens sind hingegen allgemeingültig.
  • Vorsicht vor dubiosen Angeboten – unsere Checkliste weiß, worauf ihre Klient:innen achten müssen.
  • Der Gang zur Bankberaterin kann schnell teuer werden: Raten Sie zur Vorsicht vor Provisionen und Eigeninteressen beim Vertrieb von Anlageprodukten!
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Was gerade in der Geldpolitik und in der Finanzbranche los ist, ist für viele Menschen oft nicht ganz leicht nachzuvollziehen. Zudem hat es scheinbar meist wenig mit dem eigenen Alltag zu tun. Die Folgen geldpolitischer Entscheidungen betreffen aber doch die meisten.

So auch die Höhe der Zinsen, die seit der Zinswende im Juli 2022 steigen die Zinsen wieder. Für Sparer:innen sind das gute Nachrichten, denn viele klassische Sparprodukte werden so wieder interessant. In den vergangenen Jahren waren fest verzinste Angebote wie Tagesgeldkonten, Sparbriefe, Festgeld oder auch Anleihen entweder fast vom Markt verschwunden oder zumindest ihrer Attraktivität beraubt. Denn aufgrund der niedrigen Zinsen gab es auf Einlagen dieser Konten beziehungsweise bei Investitionen in Anleihen kaum Rendite. So war in aller Regel nicht einmal ein Inflationsausgleich möglich. Wer das Geld auf einem dieser Konten oder sogar auf dem Girokonto parkte, erlebte einen laufenden Wertverlust.

 

Die Folge: Über einen Zeitraum von mehreren Jahren spielten diese Produkte in der öffentlichen Wahrnehmung kaum eine Rolle, manche Produkte, wie Sparbriefe, verschwanden nahezu vom Markt. Gerade jüngeren Ratsuchenden fehlt deshalb vielleicht das notwendige Grundwissen um diese Finanzprodukte. Das gilt es nun zu vermitteln, denn das Blatt hat sich gewendet. Mit den gestiegenen Zinsen und der gesunkenen Inflationsrate lohnen die sicherheitsorientierten Anlageprodukte wieder. Doch es gibt einiges zu beachten.

 

Wie viel und wofür sparen?

Zunächst sollten Ratsuchenden überlegen, wofür sie sparen wollen. Dafür gibt es viele gute Gründe: Beispielsweise, um einen Notgroschen zu haben, für unvorhergesehene Ausgaben wie einen Schaden am Auto oder eine kaputte Waschmaschine. Vielleicht wollen Ihre Klient:innen aber auch gezielt auf etwas sparen, beispielsweise einen Urlaub, Möbel oder einen neuen Computer. Oder sie haben langfristige Sparziele: Sie möchten etwa das Eigenkapital für ein Haus zusammensparen, Rücklagen bilden für die Ausbildung der Kinder oder für Pflegekosten im Alter.

Wofür Ihre Klient:innen sparen, hängt von deren persönlichen Bedarf ab. Ebenso individuell ist die Frage, wie viel sie sparen können. Einige Grundlagen des Sparens gelten allerdings immer:

  • Raten Sie dazu, sich einen Überblick über die Einnahmen und Ausgaben. Ratsuchende sollten ermitteln, wie viel sie monatlich oder jährlich sparen können. Hier kann ein Haushaltsbuch enorm hilfreich sein.
  • Ebenfalls wichtig ist ein Notgroschen, darüber sollte jeder Haushalt verfügen. Das ist eine Rücklage in der Höhe von einem Betrag, mit dem Betroffene idealerweise für mindestens drei Monate alle Ihre Lebenshaltungskosten decken oder unvorhersehbare Ausgaben stemmen können.
  • Konsumschulden gilt es zu vermeiden. Dazu gehört etwa, den neuen Laptop, Kleidung, die Urlaubsreise oder ein Auto mit Ratenzahlungen abzustottern. Haben Klient:innen bereits solche Konsumschulden? Raten Sie dazu, diese möglichst schnell zu tilgen. Die Zinssätze sind oft hoch, das geliehene Geld also teuer. Das schränkt den finanziellen Spielraum Betroffener weiter ein und kann zu einer Abwärtsspirale führen. Achtung: Nicht jeder Kredit oder jede Zahlungsverpflichtung fällt unter den Oberbegriff Konsum. Ein Immobilienkredit oder Bafög-Rückzahlungen etwa sind keine Konsumschulden. Beim Immobilienkredit steht auf der Habenseite der Wert der Immobilie, das Bafög ist ein zinsfreies Darlehen, das Rückzahlende pausieren können, wenn Einkommen wegfällt. Bei reinen Konsumschulden hingegen steht auf der Habenseite kein Gegenwert.

Wohin mit dem Geld?

Ihre Klient:innen haben bereits einen guten Überblick über ihre Finanzen, keine Konsumschulden und wissen genau, aus welchen Grund sie sparen. Nun überlegen Ratsuchende vielleicht, wo sie ihr Erspartes parken könnten. Dann gilt es, im nächsten Schritt zwischen Sicherheit, Verfügbarkeit und Gewinnen (Rendite) abzuwägen. Denn: Kurzfristige Verfügbarkeit sowie wenig Risiko bedeuten Abstriche bei der Gewinnerwartung. Viele klassische Sparprodukte eigenen sich daher nicht für den Vermögensaufbau, wohl aber für die Ansparphase und den sicheren Vermögenserhalt. Für den Vermögenserhalt sorgt der Zinssatz bei Sparprodukten, der in der Regel den Geldwertverlust durch die Inflation ausgleichen kann. Klassische Sparprodukte werfen in der Regel darüber hinaus keine hohen Renditen ab. Dafür gehen Sparer:innen damit aber auch keine Risiken ein, denn in der Regel handelt es sich dabei um Bankeinlagen. Dazu gehören das Tagesgeld, Festgeld und Sparbriefe.

Tagesgeld

Das Tagesgeldkonto eignet sich für Rücklagen, die kurzfristig verfügbar sein müssen, also beispielsweise für den Notgroschen oder Rücklagen für einen Urlaub. Das Konto heißt so, weil Nutzer:innen dort jederzeit Geld ein- und auszahlen können. Es gibt also keine festgeschriebene Anlagezeit. Allerdings ist ein Tagesgeldkonto in der Regel mit nur einem Girokonto als Referenzkonto verknüpft. Das heißt, alle Ein- und Auszahlungen, die Sie bei Ihrem Tagesgeldkonto vornehmen, müssen über dieses Girokonto laufen.

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Achtung: Sind das Referenzkonto (Girokonto) und das Tagesgeldkonto bei derselben Bank angelegt und können Sie beides per Online-Banking verwalten, kann die Umbuchung schnell gehen. Sind die Konten bei verschiedenen Banken, kann eine Umbuchung wenige Werktage in Anspruch nehmen.

Nicht alle Banken bieten aktuell marktgerechte Zinsen auf Tagesgeldkonten an. Einige Banken geben nur sehr niedrige Zinsen an ihre Kund:innen weiter. Für Ihre Klient:innen kann es sich deshalb lohnen, vorab bei der Wahl des Tagesgeldkontos zu recherchieren. Hinweise auf seriöse Anbieter und marktgerechte Zinsen bietet etwa Stiftung Warentest in einer aktuellen Studie.

Die Studie ist allerdings kostenpflichtig. So ermitteln Sparer:innen selbst, was die angegebenen Zinsen für ihr Guthaben bedeuten: Die Bank gibt die Zinsen in Prozent und pro Jahr an. Beträgt der derzeitige Zins also zum Beispiel 2 Prozent pro Jahr, bekommen ihre Klient:innen für eine Ersparnis von 500 Euro 10 Euro Zinsen im Jahr. Die Zinsen berechnet sie täglich auf das aktuelle Guthaben. Die Gutschrift erfolgt anteilig entweder monatlich, alle drei Monate oder einmal pro Jahr. Der Nachteil beim Tagesgeld, etwa gegenüber dem Festgeld: Den Zinssatz kann die Bank jederzeit ändern.

Festgeld und Sparbriefe

Das Festgeld und Sparbriefe eignen sich für Rücklagen, die für zukünftige Ausgaben bestimmt und gut planbar sind. Das ist wichtig, denn hier legen ihre Klient:innen ihr Geld für einen festen Zeitraum an. So können Sparer:innen die Konten in der Regel nicht vorzeitig kündigen, Geld abheben oder zusätzliches Geld einzahlen. Da die Bank mit dieser Art von festen Einlagen gut planen kann, sind die Zinsen allerdings oft höher als bei flexiblen Konten wie dem Tagesgeldkonto. Der festgeschriebene Zinssatz verändert sich während der Laufzeit des Festgelds oder Sparbriefes nicht. Auch hier erfolgt die Berechnung des Zinses in Prozent der Einzahlung auf das Jahr.

Achtung vor dubiosen Angeboten!

Gerade wenn Ihre Klient:innen noch jung sind, unerfahren mit Finanzprodukten oder wenig Geld zur Verfügung haben, sollten sie ihnen klar machen: Hohe Zinsen sind nicht alles! Einige Abzocker wollen sich an den rasant steigenden Zinsen bereichern und schalten dubiose Angebote online. Deshalb sollten Sie Ihren Klient:innen raten, insbesondere bei verlockenden Angeboten zweimal hinzuschauen. Ratsuchende sollten Fall genau recherchieren, bei welchen Anbietern und in welche Produkte sie ihr Geld stecken. Im Zweifel gilt: Lieber auf ein paar Prozentpunkte an Zinsen verzichten.

Folgende Informationen helfen Ihren Klient:innen, sich im Dschungel von Geldanlagen zu orientieren:

  • Die Warnliste Geldanlage der Stiftung Warentest führt unseriöse Firmen und Finanzprodukte. Die Liste hat allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit, daher sollten Ratsuchende in jedem Fall auch selbst weiter recherchieren, wenn sie ein Angebot dort nicht finden.
  • Ein Angebot ist zu gut, um wahr zu sein – jedenfalls besser als im marktüblichen Vergleich? Dahinter steckt wahrscheinlich eine Betrugsmasche. Raten sie dazu, in solchen Fällen besonders sorgfältig zu prüfen. Hier erfahren Ratsuchende, worauf zu achten ist.
  • Die deutsche Finanzaufsicht listet in einer Datenbank alle Firmen, die in Deutschland Anlageprodukte anbieten dürfen. Findet sich ein Anbieter hier nicht, ist er nicht genehmigt.

Raten Sie Ihren Klient:innen außerdem, genauso vorzugehen, wie Sie auch sonst überprüfen, ob sich hinter einem Angebot ein Fakeshop oder Fake News verbergen.

 

Achtung bei Lockangeboten und Angeboten mit Provision!

Für Menschen, die in ihrem Alltag oder in ihrem Beruf nichts mit Finanzen zu tun haben, kann es richtig kompliziert werden, sich im Dschungel der Angebote zurechtzufinden. Raten Sie Betroffenen im Gespräch trotzdem dazu, sich die Mühe zu machen. Schließlich geht es um die eigenen Finanzen, also um die eigenen Interessen. Auch wenn es Mühe kostet und aufwändig ist, profitiert jede:r direkt im Alltag vom Durchblick durch die eigenen Finanzen. Da scheint der Gang zu Bankberaterin naheliegend. Aber Achtung: Banken und andere Finanzinstitute haben ihre eigenen Provisionen meistens stärker im Auge haben als die Interessen ihrer Kundinnen und Kunden. Dabei ist die Höhe der Kosten eine ganz entscheidende Einflussgröße für Ihren Ertrag. Es lohnt sich daher immer, sich selbst umfassend mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen, die Kosten kritisch zu hinterfragen und unnötige Kosten zu vermeiden.

Ihre Klient:innen machen sich auch Gedanken über die Altersvorsorge? Das ist sinnvoll, denn die allermeisten Menschen müssen zusätzlich zur gesetzlichen Rente privat vorsorgen. Auch für die Altersvorsorge eigenen sich sichere Geldanlagen wie Tagesgeld, Festgeld oder Sparbrief grundsätzlich. Meist sogar besser als Kapitallebens- und private Rentenversicherungen, die Bankberater:innen und andere Mitarbeitende im Vertrieb aufgrund der hohen Provisionen bevorzugt anbieten. Die Haken dieser Produkte:

  • Die Rendite für Sparer:innen und Anleger:innen ist mager. Das liegt an den hohen Kosten für den Vertrieb und die Verwaltung sowie an den geringen vertraglich garantierten Zinsen der aktuellen Angebote.
  • Zu Vertragsbeginn wird ein hoher Anteil des Ersparten zur Deckung der Kosten verwendet. Das sorgt insbesondere in den ersten Vertragsjahren und für ein Minus unter dem Strich. Betroffene, die einen Vertrag vorzeitig abbrechen müssen, etwa weil sie Beiträge nicht mehr zahlen können, machen Verluste.

Vorsicht mit voreiligen Kündigungen bei bestehenden Verträgen! Sollten Ihre Klient:innen bereits einen Vertrag haben, sich aber über die weiterhin hohen Kosten ärgern, lohnt es sich, den Vertrag unabhängig prüfen zu lassen. Die Beratungsstellen der Verbraucherzentralen können hier weiterhelfen.

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