Auf dem staatlich wenig geregelten und kaum überwachten Markt der Finanzberater tummeln sich zahlreiche zwielichtige Gesellschaften. Die erste Kontaktaufnahme erfolgt häufig ohne Ankündigung über das Telefon oder an der Haustür. Wir sagen Ihnen, wie Sie dubiose Geldanlage-Angebote erkennen können.
Auch schon mal erlebt? Das Telefon läutet und eine freundliche Stimme meldet sich: "Wir führen gerade eine Umfrage zum Thema Steuern sparen durch. Sicherlich ist das auch für Sie interessant, denn Sie sind doch bestimmt auch der Auffassung, dass Sie viel zu viel Steuern zahlen. Wir haben da ein interessantes Angebot und würden gern einen Termin vereinbaren..."
Wer darauf eingeht, lädt in der Regel kein Umfrageinstitut zu sich nach Hause ein, sondern mit allen Wassern gewaschene Vertriebsprofis von Finanzprodukten.
Was ist ein "Finanzberater"?
Die Bezeichnung "Finanzberater", manchmal garniert mit dem Zusatz "unabhängig", ist klangvoll. Sie verspricht das, woran es vielen mangelt: eine fundierte, allein am Wohl des Kunden orientierte Beratung in finanziellen Dingen. Nicht selten kommt dabei aber nur heiße Luft heraus, nach dem Motto: Verkauft wird das, was die höchste Provision bringt.
Wer also glaubt, hinter einem "Finanz-" oder "Vermögensberateroptimierer" oder "Geldfachmann" stecke immer ein kluger Kopf, begeht einen großen Fehler.
Auch die Änderung der Gewerbeordnung (GewO) und die Verordnung zur Finanzanlagenvermittlung zum 1. Januar 2013 haben kein genau definiertes Berufsbild eingeführt. Immerhin muss der Berater seitdem einen Sachkundenachweis erbringen und eine Versicherung abschließen, die bei Vermögensschäden haftet (§ 34f GewO, § 1 FinVermV). Für Kapitalverwaltungsgesellschaften nach dem KAGB und deren Berater gilt dies nicht, da der Geschäftsbetrieb einer Kapitalverwaltungsgesellschaft bereits einer Erlaubnis durch die BaFin bedarf.
Überprüfen Sie also unbedingt den Anbieter, bevor Sie etwas bei ihm abschließen. Verlangen Sie aussagefähige Informationen über die bisherige Tätigkeit. Hochglanzprospekte und repräsentative Büroräume sind häufig nur Blendwerk. Um zu prüfen, ob der Finanzvermittler zugelassen ist, nutzen Sie das Register der BaFin oder erkundigen Sie sich, ob er bei der örtlich zuständigen IHK eingetragen ist. Informationen finden Sie auch in Wirtschaftsmagazinen wie "Finanztest" oder bei den Verbraucherzentralen.
Podcast: Das Wichtigste zum Nachhören
Opfer finden. Psychisch manipulieren. Vertrauen aufbauen. Die Methoden, mit denen Anlageetrüger:innen ihre Opfer überzeugen, Geld zu überweisen, sind vielfältig. In dieser Folge sprechen wir mit Barbara, die an solche Personen ihre Altersvorsorge verloren hat, in dem Glauben, es sei schlau angelegt. Anhand ihres Falles geben wir Tipps, wie man sich selbst schützen kann.
Der Podcast ist im Rahmen eines vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz geförderten Projekts entstanden.
Wie stellt ein unseriöser Finanzberater den Kontakt her?
Die erste Kontaktaufnahme erfolgt häufig ohne vorherige Ankündigung über das Telefon oder an der Haustür. Auch unaufgeforderte Angebote per E-Mail oder über soziale Medien werden immer beliebter. Die Kontaktaufnahme ohne vorherige Zustimmung ist aber wettbewerbsrechtlich grundsätzlich nicht zulässig.
Um ihre Produkte zu vertreiben, wenden sich unseriöse Finanzberater immer häufiger über Facebook, Instagram, WhatsApp-Gruppen und vermehrt YouTube an potentielle Kund:innen.
Oft wird auf diesem Weg ein persönlicher Kontakt aufgebaut, etwa über gemeinsame Interessen und Wertvorstellungen. Die Gefahr hierbei: Durch das persönliche Vertrauen zum Finanzberater treten die rationalen Aspekte der Geldanlage in den Hintergrund. Diese sollten Sie aber nicht aus dem Blick verlieren. Die Verbraucherzentralen hatten auch schon Fälle, in denen eingeschworene Gruppen vermeintliche Geheimtipps haben und diese dann künstlich knapp halten.
Seien Sie vorsichtig: Auch wenn der Anbieter Verwandte oder Bekannte als Referenz nennt oder diese Sie sogar selbst ansprechen, damit Sie einen Beratungstermin vereinbaren, ist das kein Beleg dafür, dass die Geldanlage seriös ist. Häufig werden nichtsahnende Kund:innen, die bereits selbst zum Opfer geworden sind, benutzt, um an neue Anleger heranzukommen.
Manchmal wird Ihnen zum Einstieg ein Geschäft mit minimalem Betrag angeboten. Damit sollen Sie die Leistungsfähigkeit des Anbieters testen. Dieses Erstgeschäft verläuft natürlich immer positiv. Also: Sei es auch noch so klein, lassen Sie sich auf keinen Fall zu einem Erstgeschäft überreden.
Wie hoch ist die versprochene Rendite?
Oft versprechen unseriöse Finanzberater Traumrenditen ohne Risiko. Lassen Sie sich dadurch nicht blenden. Je höher die Rendite, desto höher ist in der Regel auch das Risiko. Renditen von 10 und mehr Prozent pro Jahr können Sie in aller Regel nur mit hochspekulativen Anlageformen erzielen, bei denen Sie jederzeit mit einem Teil- oder Totalverlust des Anlagebetrages rechnen müssen.
Selbst wenn Verwandte oder Bekannte die versprochene Verzinsung bereits erhalten haben, heißt das nicht, dass das Angebot seriös ist. Häufig werden Anlegern anfangs die versprochenen hohen Renditen gezahlt. Damit wollen Vermittler über eine Art Schnellballsystem neue Kund:innen gewinnen. Die Gewinne fließen aber nicht aus tatsächlich erwirtschafteten Erträgen, sondern aus den Anlagegeldern der Neukund:innen.
Tipp: Über Sicherheit, Rendite und Laufzeit der Angebote machen unseriöse Berater nur mündliche Zusagen. Treten diese Versprechen nicht ein, haben Sie ein Beweisproblem. Lassen Sie sich deshalb Versprechen immer schriftlich zusichern.
Setzt der Anbieter Sie unter Zeitdruck?
Sie sollten Anlageentscheidungen immer in Ruhe überlegen. Bei unseriösen Angeboten gibt es eigentlich nur einen, der unter Zeitdruck steht: der Anbieter. Er muss aus einem Kunden in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld herauspressen. Wenn der Kunde erst einmal merkt, dass er über den Tisch gezogen wird, versiegt die Geldquelle schnell.
Deshalb werden Sie hellhörig, wenn
- der Anbieter auf schnelle Vertragsunterzeichnung drängt,
- er Ihre Fragen mit Gegenfragen beantwortet, etwa "Sehe ich so aus, als würde ich lügen?" oder
- er bereits vorhandene Geldanlagen schlechtmacht oder Sie gar zur Kündigung auffordert,
- er Sie abwimmelt mit den Worten, das stehe alles im Verkaufsprospekt, er Ihnen den Prospekt aber erst nach der Vertragsunterzeichnung überreicht. Vorsicht: Achten Sie hierbei darauf, dass Sie nicht bei jeder Geldanlage ein 14-tägiges Widerrufsrecht haben, etwa bei Unternehmensbeteiligungen.