Papier, Pappe und Karton mit Lebensmittelkontakt: Vor- und Nachteile

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Papierverpackungen haben ein "grünes" Image. Viele Verbraucher:innen bevorzugen sie, um Plastik im Alltag zu vermeiden. Aber nicht alle Eigenschaften sind vorteilhaft. Wir erläutern, was die Probleme von Papier im Kontakt mit Lebensmitteln sind und geben Tipps für die sichere Verwendung.
Becher, Teller und Servietten aus Papier und Besteck aus Holz über einer Papiertüte

Das Wichtigste in Kürze:

  • Papier und Pappe sind Bestandteile von Verpackungen und anderen Kontaktmaterialien für Lebensmittel.
  • Papier ist leicht und kann bedruckt werden, weshalb es als Lebensmittelverpackung beliebt ist. Allerdings weicht und fettet es schnell durch. Daher wird es meist beschichtet.
  • Bestandteile von Druckfarben oder Beschichtungen können jedoch ins Lebensmittel abgegeben werden.
  • Besonders kritische Stoffe sind Chlorpropanole aus Nassverfestigern, Mineralölbestandteile wie MOSH oder MOAH und PFAS aus Mitteln gegen das Durchfetten.
     
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Papier als Lebensmittelkontaktmaterial

Der Begriff "Lebensmittelkontaktmaterialien" umfasst alle Materialien und Gegenstände, die mit Lebensmitteln während der Herstellung, Verpackung, Lagerung, Zubereitung und dem Verzehr in Berührung kommen. Dazu zählen zum Beispiel Küchenutensilien und Verpackungen Papier, Pappe und Karton.

Ungefähr 63 Prozent der Papierproduktion in Deutschland war 2023 für Verpackungen bestimmt, unter anderem auch für Lebensmittelverpackungen. Holz oder Zellstoff werden in Deutschland beispielsweise vor allem aus Fichte, Kiefer, Birke und Buche hergestellt, aber auch aus Ländern wie Brasilien oder Finnland importiert. Rund 80 Prozent der Rohstoffe für die Papierindustrie ist Recyclingmaterial.
Bei Pappe handelt es sich im Wesentlichen um dickeres Papier, manchmal in mehreren Schichten, bei Karton ist das fast immer so.

Während Papier als Serviette, Muffin-Förmchen, Trinkhalm oder Küchentuch mit Lebensmitteln in direkten Kontakt kommt, werden Pappen und Karton als Transport- und Umverpackungen, aber auch als Faltschachteln, Einwegbecher, Gemüse- und Obstschälchen genutzt. Sollten sie doch in direkten Kontakt mit feuchten und fettigen Lebensmitteln kommen, benötigen sie eine Beschichtung.

Lebensmittel zum Mitnehmen, wie Kuchen, belegte Brötchen, Pizza oder Döner, werden in der Regel in Papiertüten, auf Papptellern oder in Kartonverpackungen abgegeben.

Tipps für den Umgang mit Lebensmittelkontaktmaterialien aus Papier

  • Um einen Übergang von Druckfarben auf das Lebensmittel zu vermeiden, sollte Fettreiches nicht längere Zeit in bunten Tüten oder auf bunten Servietten liegen. Das Mitbringen eigener Verpackungen ist ebenfalls hilfreich.
  • Statt Papptrinkhalmen können Sie Glas- und Metalltrinkhalme verwenden.
  • Lebensmittel in Pappverpackungen können Sie in Glas- oder Keramikgefäße umfüllen.
  • Das EU-weit gültige Glas-Gabel-Symbol kennzeichnet Materialien, die für den Lebensmittelkontakt geeignet sind.

Die Vorteile von Papier bei Lebensmitteln

Papier, Pappe und Karton sind relativ leicht, Karton trotzdem stabil. Sie können unkompliziert mit der Lebensmittelkennzeichnung, Werbung und Bildern bedruckt werden. Sie können oft gut recycelt, allerdings nicht unbedingt wieder für Lebensmittel genutzt werden. Werden sie nicht recycelt, ist ihre Entsorgung im Vergleich zu anderen Materialien weniger problematisch.

Die Nachteile von Papier bei Lebensmitteln

Verpackungen und Gegenstände aus Papier können nur dann feuchte oder fettige Lebensmitte enthalten, wenn sie mit Nassverfestigern oder wasserundurchlässigen Barrieren versehen sind. Viele Produkte in Faltschachteln weisen deshalb einen Innenbeutel aus Kunststoff auf. Bei Saugeinlage in Fleischpackungen ist die Saugfähigkeit von Papier ein Vorteil.

Meist sind Lebensmittekontaktmaterialien farbig bedruckt - teilweise vollflächig - oder durchgefärbt. Farbpigmente und andere chemische Bestandteile der Farben können beim Kontakt auf das Lebensmittel übergehen (migrieren).

Papier aus Frischfasern schneidet meist in der Ökobilanz nicht besser als Kunststoff ab, wird jedoch häufig als nachhaltiger wahrgenommen.

Wie wird Holz zu Papier?

Für die Herstellung von Papier und Pappe werden Faserstoffe und eine Vielzahl an Hilfs- und Veredelungsstoffe verwendet.

  • Als Papierrohstoffe werden Faserstoffe aus natürlichen und künstlichen Fasern auf Cellulosebasis genutzt, aber auch recycelte Fasern aus Papier und Pappe.
  • Füllstoffe sind mineralische Hilfsstoffe, durch die sich Kosten einsparen lassen, wie Calciumcarbonat, Kaolin und Titandioxid.
  • Zu den Hilfsstoffen zählen beispielsweise Leimstoffe wie Stärke, Fällungs- und Fixiermittel wie Ammoniak und Schwefelsäure oder Konservierungsstoffe wie Sorbin- oder Ameisensäure.
  • Veredelungsstoffe sind Nassverfestigungsmittel oder Mittel zur Oberflächenbeschichtung.

Papier und Karton kann also eine Vielzahl von Bestandteilen enthalten.

Was steckt in der Druckfarbe?

Druckfarben auf Lebensmittelverpackungen können Farbstoffe oder -pigmente, Mineralöle und eine Vielzahl weiterer Chemikalien enthalten. Über Recyclingpapier und -karton können ebenfalls Chemikalien aus Druckfarben in Lebensmittel gelangen.

Für einen Großteil dieser Stoffe liegen nur wenige Informationen vor. Risiken sind dadurch schwer abschätzbar.

Gelangen beispielsweise Azofarbstoffe aus einer Verpackung über das Lebensmittel in den menschlichen Körper, können sie dort in ihre Bausteine aufgespalten werden. Einige Spaltprodukte wie Anilin sind als krebserzeugend eingestuft.

Beschichtungen von Papier sind nicht immer harmlos

Papier für den Lebensmittelkontakt kann mit Wachsen beschichtet sein. Bei Backpapier kommt Silikon zum Einsatz. Papier kann außerdem mit verschiedenen dünnen Kunststoffbeschichtungen ausgerüstet sein (PLA, PVDC, PBT) oder mit weiteren Kunststoffschichten kombiniert vorliegen. Außerdem kann es mit Aluminium oder anderen Metall bedampft werden.

Epichlorhydrinharz werden als sogenanntes Nassverfestigungsmittel eingesetzt. Während der Verarbeitung können daraus Verunreinigungen entstehen, sogenannte Chlorpropanole: 3-MCPD wird als „möglicherweise krebserregend“ eingestuft und 1,3-DCP als "wahrscheinlich krebserregend".

Wofür werden Papier, Pappe und Karton verwendet?

Faltkartons (aufklappen)

Trockenprodukte, wie Pulver oder Getreidegrieß und -Flocken, werden häufig in Faltschachteln angeboten. In Untersuchungen der Behörden werden häufig Mineralölbestandteile gefunden. Ihre Anwesenheit in Lebensmitteln ist unerwünscht, da einige dieser Verbindungen (MOAH) gesundheitsschädlich sind.

Durch den Einsatz von Frischfaserkartons, die Verwendung mineralölfreier Druckfarben oder von Trennschichten, wie aus Aluminium, kann dieser Übergang reduziert werden. 

Trinkhalme (aufklappen)

Papp-Trinkhalme werden häufig als umweltfreundlichere Alternative zu den mittelweile EU-weit verbotenen Einweg-Plastik-Trinkhalmen angesehen. Nachteilig ist, dass manche sehr schnell aufweichen und sie keinen angenehmen Geschmack im Mund hinterlassen. Untersuchungen der Behörden zeigen immer wieder, dass bei Papp-Trinkhalmen Rückstände aus Nassverfestigern ins Getränk übergehen können. 

Servietten (aufklappen)

Mehrere Überwachungsbehörden haben in den letzten Jahren das "Ausbluten", also die Farbechtheit von farbigen Servietten untersucht. Während Farbpigmente wieder ausgeschieden werden, können Rückstände, die "primären aromatischen Amine" im Körper bleiben. Da sie schon in kleinen Mengen als krebserregend gelten, werden farbige Servietten regelmäßig untersucht.

Spezialpapier (aufklappen)

Manche Papierprodukte müssen ihre Festigkeit auch bei Kontakt mit warmem oder heißem Wasser behalten und werden deshalb mit Nassverfestigern ausgerüstet. Das sind beispielsweise Teebeutel, Filter oder Servietten. Teebeutel werden in Deutschland häufig mit Abaka (Manilahanf), produziert.

Papier für fetthaltige Lebensmittel (aufklappen)

Fastfood-Verpackungen, Backpapier und Muffin-Förmchen erhalten ihre fettabweisenden Eigenschaften durch ihre Beschichtung. Diese enthalten häufig unerwünschte PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). 

Hygienepapier (aufklappen)

Auch Hygienepapier, wie Küchentücher, Papierhandtücher und Toilettenpapier sind mit Nassverfestigern ausgestattet. Hygienepapier kann aus Recyclingpapier hergestellt werden, aber selbst meist nicht mehr recycelt werden. Papierhandtücher, die ausschließlich zum Trocknen genutzt wurden, sind recycelbar, sofern sie getrennt gesammelt und in speziellen Betrieben aufbereitet werden. 

Echt-Pergament und Pergamin (aufklappen)

Pergament ist nassfest und fettdicht, allerdings auch ein teures Verpackungsmaterial. Pergamin bzw. Pergamyn, auch bekannt als Butterbrotpapier, ist, anders als Pergament, recycelbar Es hält beispielsweise Schnittstellen an Käse- und Wursttheken frisch oder trennt sahnehaltige Tortenstücke.

Verbund-Kartonagen (aufklappen)

Verbund-Kartonagen für Getränke und flüssige Lebensmittel bestehen aus mehreren Schichten z.B. Polyolefine, Fluortelomere oder Aluminium und werden für Fetthaltiges (Pizza) oder Getränke eingesetzt. Getränkekartons bestehen aus bis zu fünf Schichten aus Kartonage, Polyethylen und Aluminium. Verbundkartons lassen sich nur mit hohem Aufwand recyceln.

Cellophan (aufklappen)

Zellglas oder "Cellophan" wird ebenfalls aus Zellulose produziert, ist aber kein Papier und auch kein Kunststoff. Es kann leicht mit Frischhaltefolie aus Polypropylen oder Polyethylen verwechselt werden. Zellglas ist aufwändig in der Herstellung, nicht recycelbar, aber biologisch abbaubar. Es kann als Folienschlauch für die Wurstherstellung verwendet werden oder Gewürzdosen dicht verschließen. 

Stoffe aus dem Papier-Recycling-Prozess

Wenn Recyclingprodukte wieder mit Lebensmitteln in Kontakt kommen sollen, werden sie sorgfältig untersucht, vor allem auf Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (MOSH und MOAH), polyzyklische aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK), Weichmacher (wie Phthalate), Druckfarbenbestandteile (wie Photoinitiatoren, Acrylate), Pigment-Verunreinigungen (wie primäre aromatische Amine), optischen Aufheller (Stilbenderivate) oder Konservierungsstoffe (wie Isothiazolinone, Benzoesäure).

Verschiedene zwischen Karton und Lebensmittel eingefügte Folien können je nach Kunststoffart nicht (Polyethylen), wenig (Polypropylen) oder gut (PET) gegen Stoffübergänge schützen.

Ki generiertes Foto von Fladenbrot und Gemüse in Pappschachteln, daneben stehen verschiedene Behälter aus verschiedenen Materialien, die mit Getränken fegüllt sind. Hinter dem Karton steht ein Teller mit Tomaten und Salat..

Alles über Verpackungen und andere Gegenstände mit Lebensmittelkontakt

Viele Lebensmittel werden in Verpackungen verkauft, gelagert und transportiert. Spätestens bei der Zubereitung kommen sie mit Küchenutensilien oder Geschirr in Kontakt. Wir informieren Sie über den sicheren Umgang mit Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, sowie deren Vor- und Nachteile.

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