Recycelter Kunststoff: Ein Schadstoffrisiko für Lebensmittel?

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Lebensmittelverpackungen und Gegenstände mit Lebensmittelkontakt zu recyceln, ist bei manchen Materialarten längst üblich. Bei Kunststoffen ist noch Forschung und Entwicklung nötig. Wie steht es um die Sicherheit des Recyclingmaterials und wo kommen recycelte Kunststoffe zum Einsatz? Das sollten Sie wissen.
Förderband in einer Recyclinganlage zur Sortierung von Kunststoffen, Metallen und Papierabfällen für eine effiziente Verarbeitung und Wiederverwendung Arbeiter im Hintergrund überwachen die automatisierte Sortierung und Verwertung

Das Wichtigste in Kürze:

  • Für recycelte und neue Kunststoffe gelten die gleichen Sicherheitsvorschriften.
  • Nur wenn auch der ursprüngliche Kunststoff für den Lebensmittelkontakt geeignet war, darf daraus wieder eine Lebensmittelverpackung werden.
  • Damit ein Material wiederholt als Lebensmittelkontaktmaterial zum Einsatz kommen kann, sind aufwändige Verfahren notwendig.
  • Der einzige recycelte Kunststoff, der zurzeit für Lebensmittelverpackungen eingesetzt wird, ist PET.
  • Der Markt für recycelte Kunststoffe befindet sich durch die Entwicklung neuartiger Recyclingtechnologien im Wachstum.
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Voraussetzungen für recycelte Lebensmittelverpackungen

Verschiedene Verpackungen oder Produkte des täglichen Bedarfs können anteilig aus recyceltem Material bestehen. Dazu gehören Shampoo-Flaschen, Plastikstühle und recyceltes Schreib- oder Toilettenpapier.

Lebensmittelkontaktmaterialien, also Lebensmittelverpackungen oder andere Gegenstände, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, dürfen nur unter ganz bestimmten Bedingungen und durch aufwändige Prozesse und Technologien aus Recycling-Material hergestellt werden. 

Um den Übergang von Stoffen aus Materialien, auch Migration genannt, auszuschließen, steht die Produktsicherheit an oberster Stelle: Lebensmittelverpackungen dürfen, solange sie vorhersehbar und normal verwendet werden, keine Bestandteile auf Lebensmittel in einer Menge abgeben, die gesundheitsgefährdend ist oder die Zusammensetzung des Lebensmittels auf unvertretbare Weise verändert. 

Auch den Geruch oder Geschmack dürfen sie nicht beeinträchtigen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Verpackung aus einem neuen oder einem recycelten Material besteht – in jedem Fall gelten die Sicherheitsvorgaben der EU-Verordnung 1935/2004.

Darf aus jedem Kunststoff eine recycelte Lebensmittelverpackung werden?

Für Kunststoffe, umgangssprachlich auch Plastik genannt, gelten die gleichen Regeln wie für andere Materialien: Nur Verpackungen und Gegenstände, die für den Lebensmittelkontakt geeignet sind, dürfen nach der Entsorgung zu neuen Lebensmittelkontaktmaterialien recycelt werden. 

Was früher eine Waschmittelflasche war, landet später also nicht als Käseverpackung im Supermarktregal. Der einzige aktuell im Lebensmittelbereich genutzte recycelte Kunststoff aus Verpackungen, die vorher schon einmal an Verbraucher:innen abgegeben wurden, ist Polyethylenterephthalat (PET). Die gesammelten Kunststoffe müssen aus Siedlungsabfällen, aus dem Lebensmitteleinzelhandel oder anderen Lebensmittelunternehmen stammen.

Was ist Recycling? 

"Recycling" heißt, Abfälle aus der Industrie oder privaten Haushalten nicht zu vernichten, sondern in den Kreislauf der Wirtschaft zurückzuführen. Je nach Abfallart gibt es verschiedene Möglichkeiten und Technologien, um Materialien aufzubereiten. Unterschiedlich ist auch, ob das recycelte Material danach zum ursprünglichen oder zu einem neuen Zweck verwendet wird.

Durch Recycling kann der Verbrauch fossiler, also nicht erneuerbarer, Rohstoffe wie Erdöl oder nur langsam nachwachsender wie Holz verringert werden. Ein weiteres Ziel ist, die weltweit steigenden Abfallmengen zu verringern. In Deutschland erzeugte jeder Mensch im Jahr 2022 durchschnittlich knapp 227 Kilogramm Verpackungsabfall. Laut Europäischem Parlament ist ein Teil der Problemlösung, das Design von Verpackungen zu verbessern, um deren Wiederverwendbarkeit und Recycling zu fördern. 

Am besten können Sie durch bewussten Konsum, der zu Ihrem Bedarf passt, zur Abfallvermeidung beitragen. Auch das gemeinschaftliche Teilen von Gegenständen oder Mehrwegsysteme sind wirkungsvoll. Ist eine Vermeidung nicht möglich, kommt es auf die richtige Entsorgung an.

Tipps für Verbraucher:innen 

  • Der Begriff „recycelbar“ ist gesetzlich nicht definiert und sagt wenig über den tatsächlichen Stoffkreislauf und den Nachhaltigkeitswert einer Verpackung aus.
  • Wenn Sie bei der Mülltrennung unsicher sind, aus welchem Material die Verpackung besteht, können Sie sich am Recyclingcode orientieren. Er ist allerdings keine Pflichtkennzeichnung auf Verpackungen.
  • Mogelpackungen kosten nicht nur verhältnismäßig mehr Geld, sondern sorgen auch für größere Abfallmengen – schauen Sie deshalb auf den Grundpreis.
  • Wer den Müll bereits zu Hause richtig sortiert, erleichtert den Recycling-Prozess, das nützt allen.

Gründe für Verunreinigungen von Kunststoffen

Für das Recycling gesammelte Kunststoffe können aus unterschiedlichen Gründen chemisch verunreinigt sein. In der gelben Tonne und im gelben Sack werden leere Verpackungen aus Kunststoff, Metallen oder Verbundmaterialien gesammelt. Neben Lebensmittelverpackungen sind das beispielsweise auch leere Behälter von Putzmitteln oder Kosmetika. 

Viele Verbraucher:innen sehen leere Lebensmittelverpackungen und Flaschen auch als praktische vorübergehende Aufbewahrungsmöglichkeit für sonstige Produkte, die keine Lebensmittel sind, an. Oft steckt dahinter gut gemeinter Wille, dem Abfall einen weiteren Zweck zu geben. So gelangen allerdings an der Verpackung haftende Rückstände von Farben, Kraftstoffen, Kühlmitteln und Rohrreinigern im Recycling-Kreislauf. 

Auch ein hoher Anteil nicht recycelbarer Abfälle in der Sammlung kann zur Kontaminierung mit Stoffen führen, die nicht für den Lebensmittelkontakt geeignet sind. Und schon während der ersten Herstellung des Kunststoffs sind NIAS, also ohne Absicht eingebrachte Stoffe, nicht auszuschließen. Deren Menge und Identität sind bei gesammelten Kunststoffen unbekannt, möglicherweise zersetzt und dadurch verändert.

Vom entsorgten zum sicheren Kunststoff

Damit recycelter Kunststoff wieder für den Kontakt mit Lebensmitteln verwendet werden darf, muss er von allen gesundheitsschädlichen Verunreinigungen befreit werden. – vor allem von chemischen Rückständen, da diese trotz der hohen Temperaturen im Recyclingprozess bestehen bleiben können. Die sogenannte Dekontaminierung, also die Entfernung dieser Schadstoffe, ist der zentrale und streng regulierte Schritt im Recycling-Verfahren. 

Weil es unmöglich ist, jede potenzielle Verunreinigung zu erkennen und zu messen, legt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) allgemeine Grenzwerte fest: Solange diese nicht überschritten werden, gilt der recycelte Kunststoff als gesundheitlich unbedenklich. Entscheidend ist also, dass die Recyclingtechnologie zuverlässig genug Schadstoffe entfernt, um diesen Sicherheitsstandard zu erfüllen.

Diese Recycling-Technologien sind geeignet

Aktuell sind zwei Recyclingmethoden für Kunststoffe zugelassen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen dürfen: das PET-Recycling aus Verbraucherabfällen und das Recycling aus geschlossenen, kontrollierten Kreisläufen wie in Kantinen oder Produktionsstätten. Beide Verfahren reinigen das Material gründlich und stellen durch Hitze und Dekontaminierung sicher, dass der recycelte Kunststoff genauso sicher ist wie neuer.

Um das Recycling von Kunststoffen zu fördern, ermöglicht die EU unter strengen Auflagen, dass neuartige Recycling-Technologien bereits vor ihrer offiziellen Zulassung genutzt werden dürfen – begleitet von transparenter Berichterstattung und regelmäßiger Prüfung. Ziel ist es, nur solche Technologien dauerhaft zuzulassen, die recycelte Kunststoffe in einer Qualität liefern, die genauso sicher ist wie neuer Kunststoff.
 

Ki generiertes Foto von Fladenbrot und Gemüse in Pappschachteln, daneben stehen verschiedene Behälter aus verschiedenen Materialien, die mit Getränken fegüllt sind. Hinter dem Karton steht ein Teller mit Tomaten und Salat..

Alles über Verpackungen und andere Gegenstände mit Lebensmittelkontakt

Viele Lebensmittel werden in Verpackungen verkauft, gelagert und transportiert. Spätestens bei der Zubereitung kommen sie mit Küchenutensilien oder Geschirr in Kontakt. Wir informieren Sie über den sicheren Umgang mit Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, sowie deren Vor- und Nachteile.

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