Lohnt sich Photovoltaik? Experten der Verbraucherzentrale geben Antwort

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Besteht Blackout-Gefahr durch Photovoltaik? Was bedeutet die Absenkung der Einspeisevergütung? Schafft die Regierung die Umsatzsteuerermäßigung wieder ab? Lohnt sich Photovoltaik überhaupt noch? Die Photovoltaik-Experten Thomas Seltmann und Jörg Sutter beantworten aktuelle Fragen rund um Photovoltaik.
Photovoltaikanlage auf einem Dach
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Thomas Seltmann ist Photovoltaikexperte, Autor und Dozent, war Referent Photovoltaik und Prosumer bei der Verbraucherzentrale NRW und ist Referent Solartechnik und Speicher beim Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). 

Jörg Sutter ist Diplom-Physiker und arbeitet seit vielen Jahren in der Photovoltaik-Branche als Berater und Dozent. Er war Referent Photovoltaik bei der Verbraucherzentrale NRW und Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS). Heute hält er Vorträge und Schulungen und ist als PV-Experte tätig.

Gemeinsam haben Sie den Ratgeber Photovoltaik der Verbraucherzentrale geschrieben.

Thomas Seltmann
Thomas Seltmann
Jörg Sutter
Jörg Sutter

Lohnt sich eine Photovoltaikanlage überhaupt noch? 

Ja, in den meisten Fällen lohnt es sich nach wie vor. Was heute meist nicht mehr wirtschaftlich ist: Eine kleine PV-Anlage bauen, die den Strom vollständig ins Stromnetz einspeist. Heute heißen die Zauberworte „Eigenverbrauch“ und „Energiemanagement“. Beim Eigenverbrauch wird möglichst viel Solarstrom direkt selbst genutzt – entweder sofort zum Zeitpunkt der Erzeugung oder über eine Batterie zwischengespeichert. Ein Energiemanagement-System – ob in der Photovoltaikanlage oder als separates Gerät – kann Erzeugung und Verbrauch so optimieren, dass der Nutzen am größten ist. Und jede Photovoltaik-Anlage ist ein Gewinn für die Energiewende und den Klimaschutz.  

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Was kostet eine Photovoltaikanlage?

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Bringen mehr Solaranlagen die Stromversorgung aus dem Gleichgewicht und erhöhen die Blackoutgefahr?

Obwohl die Solar- und Windstrommengen im Stromnetz in den letzten Jahren erfreulich stark zugenommen haben, hat sich die Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Deutschland sogar verbessert. Das liegt auch daran, dass Solaranlagen schon lange aktiv an der Netzstabilisierung mitwirken. Die dazu nötigen Regelungen und Vorgaben in elektrotechnischen Normen und in Gesetzen werden ständig weiterentwickelt, wie beispielsweise Anfang 2025 durch das sogenannte "Solarspitzengesetz".

Außerdem helfen immer mehr Batteriespeicher im Stromnetz und in Photovoltaikanlagen dabei, Solarstrom noch zuverlässiger zu machen.

Die Einspeisevergütung für neue Anlagen wurde zum 1. August 2025 wieder abgesenkt. Was bedeutet das?

Die Absenkung der Einspeisevergütung geschieht halbjährlich im Februar und August, jedoch nur um 1 Prozent. Für neue Anlagen bis 10 Kilowatt Leistung gibt es nun 7,86 Cent pro Kilowattstunde Strom, der ins Netz eingespeist wird. Dieser Satz bleibt für die zwischen August 2025 und Januar 2026 in Betrieb genommenen Anlagen dann über den Förderzeitraum von mindestens 20 Jahren gleich. Den größeren finanziellen Vorteil liefert aber die Stromkostenersparnis von 30 bis 40 Cent pro Kilowattstunde durch den selbst genutzten Solarstrom.

Besteht das Risiko, dass die Bundesregierung die Umsatzsteuerermäßigung für Photovoltaik und Batterien wieder abschafft?

Begründet wurde die Einführung von null Prozent Mehrwertsteuer beim Anlagenkauf mit Entbürokratisierung und Steuervereinfachung. Es handelt sich also nicht um eine Förderung, weil die Anlagenbetreiber sich früher auf bürokratischem Weg die Umsatzsteuer zurückholen konnten. Diese Bürokratie spart man jetzt und deshalb erscheint uns eine Abschaffung der Regelung sehr unwahrscheinlich. Das Bundesfinanzministerium hat selbst bestätigt, dass die Regelung dauerhaft gelten soll.

Seit Anfang 2025 gilt: Bei negativen Strompreisen an der Börse wird die Einspeisevergütung ausgesetzt. Wie wirkt sich das aus?

Das stimmt, in Viertelstunden mit negativen Strombörsenpreisen wird keine Vergütung mehr bezahlt. Doch der Förderanspruch für diese Zeit verfällt nicht einfach, sondern der Förderzeitraum verlängert sich entsprechend. Und wer seine Anlage clever mit einem Energiemanagementsystem und einer Batterie kombiniert, kann daraus sogar einen Vorteil ziehen, indem er den Strom selbst verbraucht oder zwischenspeichert. Wer ein Elektroauto hat, kann diese Zeit beispielsweise auch zum Laden seines Fahrzeugs nutzen.  

Worauf muss ich beim Kauf einer Photovoltaik-Anlage achten?

Da man eine Anschaffung wie eine Photovoltaik-Anlage vermutlich nur einmal tätigt, lohnt es sich schon, vorher ein paar Daten und Fakten zu kennen, um den Verkäufern die richtigen Fragen zu stellen. Wie wird die Anlage am besten installiert? Welche Größe und Ausstattung ist sinnvoll? Was darf das ganze kosten? Auch Gedanken in die Zukunft sind sinnvoll: Wird mein persönlicher Stromverbrauch in den kommenden Jahren eher steigen oder fallen? Kommen Wärmepumpe und E-Auto dazu?

Unser Ratgeber Photovoltaik ist voll mit Tipps zu diesen Gedanken, zur Vorplanung und auch mit Hinweisen, was für eine gute Umsetzung zu beachten ist. Es ist auch nicht ganz einfach, einen guten Anbieter zu finden, derzeit boomt der Markt und es wird auch einiges angeboten, von dem wir eher abraten würden.

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Auch bei Balkon-Solarmodulen sind Batterien inzwischen der Renner. Während sich ein Steckersolargerät ohne Batterie in der von uns empfohlenen Größe fast immer lohnt, gilt das bei den Batterien nur unter bestimmten Voraussetzungen. So erfordert die sinnvolle Steuerung der Batterie Zusatzbauteile, die nur ein Elektriker einbauen kann und darf. Das macht die Installation komplizierter und teurer. Trotzdem wird inzwischen fast jedes zweite Steckersolargerät mit Batterie gekauft, berichten uns Händler. Im Photovoltaik-Ratgeber erklären wir die Unterschiede dieser Batteriesysteme.

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Der Photovoltaik-Ratgeber unterstützt Sie mit wertvollem Praxiswissen bei der Anschaffung einer Photovoltaikanlage. Er beantwortet alle wichtigen Fragen rund um die eigene Photovoltaikanlage, Batteriespeicher, die Ladestation fürs E-Auto und die Anbindung an die Wärmepumpe – und bietet in der 3. Auflage aktuell Wissenswertes von A wie Autarkiegrad bis Z wie Zuschüsse. 

Durch neue Regelungen seit Februar 2025 stellen sich Kosten und Nutzen einer Photovoltaik-Anlage anders dar als zuvor. Mit ergänzenden Online-Tools erleichtert der Ratgeber das Kalkulieren mit den spezifischen Gegebenheiten vor Ort sowie dem jeweiligen Energiebedarf.


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