Steigende Lebensmittelpreise: Fakten, Ursachen, Tipps

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Schon seit längerem steigen die Preise für Lebensmittel. Wir beleuchten die Fakten, Hintergründe und Ursachen, beantworten Fragen und geben Ihnen Tipps für den Einkauf.
Jemand mit Gemüse im Warenkorb und Taschenrechner

Das Wichtigste in Kürze:

  • Nahrungsmittel sind zwischen Oktober 2022 und Oktober 2023 um 6,1 Prozent teurer geworden.
  • Etliche Faktoren spielen in den Preisanstieg hinein, darunter gestiegene Energiekosten, versteckte Preiserhöhungen sowie die schwierige internationale politische Lage und Arbeitskräftemangel.
  • Beim Einkauf liegen die Preise vieler Lebensmittel weit über der Preissteigerungsrate für Lebensmittel. Die Verbraucherzentralen fordern deshalb Politik und Bundeskartellamt auf, die Preisentwicklung im Handel und bei Herstellern sowie versteckte Preissteigerungen zu untersuchen.
  • Ein Marktcheck im Mai 2023 zeigt: Bei 19 untersuchten Grundnahrungsmitteln in verschiedenen Filialen von 4 Supermarkt- und Discounterketten in 5 Großstädten in NRW gab es erhebliche Preisunterschiede von bis zu 400 Prozent. Preise vergleichen lohnt sich also mehr denn je.
  • Einige Tipps helfen Verbraucher:innen dabei, die Folgen des Preisanstiegs abzumildern.
  • Das Wichtigste zum Nachhören in unserem Podcast:
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Was ist eigentlich eine Inflation?

Das Wort "Inflation" bezeichnet einen anhaltenden Anstieg der Preise, wodurch Geld an Wert verliert. Die Inflationsrate wird mit einem Warenkorb bestimmt, der Produkte und Dienstleistungen enthält, die Privathaushalte typischerweise kaufen: Von Mehl und Honig, über Bankgebühren, bis hin zu Haftpflichtversicherungen und Teddybären.

Die persönliche Inflationsrate kann mehr oder weniger stark von der durchschnittlichen Inflationsrate abweichen. Wer zum Beispiel jeden Tag viel Auto fährt, ist von höheren Benzinpreisen stärker betroffen als Fahrradfahrer.

Das Statistische Bundesamt hat einen Online-Rechner entwickelt, mit dem Sie Ihre persönliche Inflationsrate berechnen können.

Verbraucher:innen nehmen Inflation hauptsächlich über die Preise für Leistungen und Konsumgüter wahr, die sie am meisten kaufen. In Deutschland ist der Unterschied zur realen Teuerung besonders groß: Im Mai 2023 lag die gefühlte Inflation laut einer Studie in Deutschland bei 18 Prozent.

Wie sehr sind die Preise wirklich gestiegen?

Marktcheck zu Lebensmittelpreisen

Im Mai 2023 hat die Verbraucherzentrale NRW erneut einen Marktcheck zu Lebensmittelpreisen durchgeführt. Dabei hat sie die Preise von

  • 19 Grundnahrungsmitteln
  • in verschiedenen Filialen von 4 Supermarkt- und Discounterketten
  • in 5 NRW-Großstädten verglichen.

Das Ergebnis: Erhebliche Preisunterschiede über alle untersuchte Produkte und Filialen – und Discounter waren nicht bei jedem Produkt die günstigste Wahl. Preisvergleiche lohnen sich aktuell also mehr denn je. Alle Informationen zum Marktcheck finden Sie hier.

Neben den gestiegenen Energiekosten spüren Verbraucher:innen die Inflation ganz klar bei Lebensmitteln. Im Oktober 2023 entsprach die Preissteigerung bei Lebensmitteln nach den Daten des Statistischen Bundesamtes im Vergleich zum Vorjahr 6,1 Prozent.

Es fällt auf, dass die gesamte Lebensmittelteuerung niedriger ist als im Vormonat. Im September 2023 betrug sie 7,5 Prozent, im März 2023 sogar 22,3 Prozent. Das liegt einerseits daran, dass die Preise von Lebensmitteln, die im Herbst geerntet werden, gesunken sind. Andererseits waren die Preise im Oktober 2022 bereits deutlich höher als früher. Im Vergleich von Oktober 2022 und Oktober 2023 ergibt sich daher automatisch ein Rückgang der gesamten Teuerung, selbst wenn die Preise mancher Lebensmittel im Vergleich zu September 2023 eigentlich gleich geblieben oder sogar gestiegen sind.

Denn die Lebensmittelpreise steigen nicht erst seit einem Jahr, sondern bereits seit dem Sommer 2021. Wenn man die Preise im Oktober 2023 mit der Zeit vor den Preisschocks ab Juni 2021 vergleicht, ergibt sich sogar eine Steigerung um knapp 28 Prozent. In den letzten Monaten sind die Lebensmittelpreise vor den Energiepreisen maßgebliche Treiber der Inflationsrate. Ganz anders als früher: In den vergangenen Jahren waren die Lebensmittelpreise weniger angestiegen als andere Lebenshaltungskosten. Zwischen 2000 und 2019 lag die Teuerung durchschnittlich knapp unter 1,5 Prozent. Damit waren Lebensmittel lange eher eine Inflationsbremse.

In letzter Zeit sind die Preise von fast allen Lebensmittelgruppen deutlich gestiegen. Besonders drastisch war der Anstieg bei Ölen und Fetten, also bei Butter, Rapsöl, Sonnenblumenöl und Margarine. Aber auch bei Getreideprodukten wie Weizenmehl, Brot und Nudeln, oder Milchprodukten wie Quark oder Sahne sowie bei Obst und Gemüse. Die Teuerung betrifft insbesondere Grundnahrungsmittel –  das macht den aktuellen Preisanstieg so problematisch.

2022 sind zudem die Preise von Fleischprodukten besonders stark gestiegen, weil hier die Produktion besonders energieintensiv ist. Zudem erhöhen Händler aktuell die Preise von tiefgefrorenen Produkten, etwa bei Fisch- und Gemüseprodukten. Auch hier spielen die Energiepreise, insbesondere die Strompreise, eine wichtige Rolle. Die Preise von Gemüse und Obst sind dagegen weniger stark gestiegen. Sie unterliegen den moderaten, üblichen Schwankungen, die durch Jahreszeiten und Witterungsverhältnisse bedingt sind.

Was verursacht die aktuellen Preissteigerungen?

Viele Faktoren verändern die Situation in der Landwirtschaft und der Lebensmittelwirtschaft. Die Kosten für Energie, Düngemittel und Futtermittel bleiben hoch, Arbeitskräftemangel und Mindestlohn verteuern die Personalkosten. Die Teuerung bei Nahrungsmitteln liegt seit April 2022 höher als die allgemeine Inflationsrate.

Seit März 2023 sind die Lebensmittelpreise sogar die Treiber der Inflation. Das sehen Sie gut in der untenstehenden Grafik. Wie die Lebensmittelpreise die Gesamtteuerungsrate beeinflussen, zeigt die Inflationsrate ohne Berücksichtigung von Energie und Nahrungsmitteln: Sie hätte im Oktober 2023 bei 4,3 Prozent gelegen und wäre damit ähnlich hoch gewesen wie die Gesamtinflationsrate tatsächlich war (3,8 Prozent). Und das, obwohl die Energieprodukte im Vergleich zu Oktober 2022 sogar um 3,2 Prozent im Preis sanken.

Die Grafik dokumentiert die steigenden Lebensmittelpreise:

Inflation Oktober 2023

Quelle: Statistisches Bundesamt

Schon längst sind nicht mehr alle Preissteigerungen nachvollziehbar und basieren nicht mehr allein auf höheren Herstellungskosten. Zwar wird vor allem mit Energierohstoffen wie Erdöl und Gas an den Börsen spekuliert, aber auch mit Grundnahrungsmitteln wie etwa Weizen, Butter und Pflanzenölen.

Manche Preissteigerungen bei Lebensmitteln sind weder gerechtfertigt noch nachvollziehbar. Deshalb ist ein kritischer Blick der Politik und des Kartellamtes auf Handel und Lebensmittelhersteller notwendig, um zu prüfen, ob Unternehmen die Lage nutzen, um die eigenen Erträge zu verbessern.

In Krisenzeiten muss Marktmissbrauch vor allem bei überhöhten Preisen von Grundnahrungsmitteln sowie versteckten Preiserhöhungen durch geringere Füllmengen und veränderte Rezepturen verhindert werden. Derzeit ist unklar, wie sich Lebensmittelpreise bilden und wo Gewinne zu Lasten der Verbraucher:innen mitgenommen werden. Die Verbraucherzentralen fordern deshalb Politik und Bundeskartellamt auf, die Preisentwicklung im Handel und bei Herstellern sowie versteckte Preissteigerungen zu untersuchen.

Ein Blick in die Glaskugel: Wie geht es mit den Lebensmittelpreisen weiter?

Genaue Prognosen sind nicht einfach, aber aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Lebensmittelpreise nur gering zurückgehen. Die niedrigen Preise der Jahre 2000 bis 2019 werden nicht mehr erreicht werden. Verbraucher:innen müssen daher damit rechnen, zukünftig einen höheren Anteil ihres zur Verfügung stehenden Einkommens für Lebensmittel auszugeben.

Menschen mit niedrigem Einkommen oder solche, die auf Grundsicherungsleistungen angewiesen sind, wie zum Beispiel Arbeitslose, Studierende und Rentner:innen sind von dem hohen Preisniveau besonders betroffen. Sie müssen einen höheren Anteil ihres Einkommens für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Wohnen und Mobilität ausgeben. Die Teuerungen bei Lebensmitteln summieren sich zu denen in anderen Lebensbereichen. Durch die hohe Inflationsrate und weiter steigende Preise drohen Ernährungsarmut und generell Armut in immer größeren Teilen der Bevölkerung bis hinein in die Mittelschicht. Die Politik muss sich dieses Problems annehmen und mit wirksamen Maßnahmen gegensteuern.

Welche Tipps gibt es für den Einkauf bei steigenden Lebensmittelpreisen?

Preisfallen erkennen und umgehen

Bei allen Produkte vergleichen Sie immer die Kilopreise oder die Literpreise, also die kleingedruckten Grundpreise an den Regalen: Nur diese erlauben einen echten Vergleich! Bei Obst und Gemüse spielen zudem Herkunft und Jahreszeiten eine wichtige Rolle. Gemüse und Früchte, die Saison haben und in der Region wachsen, sind häufig günstiger, weil sie nicht weit transportiert und aufwändig gekühlt werden müssen.

Supermärkte und Discounter bieten Lebensmittel, die nur noch kurz haltbar sind, meist reduziert an. Ein Einkauf auf dem Wochenmarkt kann zudem günstiger sein als im Supermarkt, vor allem kurz vor Ende des Markttages. Und wer saisonales Freilandgemüse kauft statt aus dem Gewächshaus, hilft auch der Umwelt. Orientierung, wann welches Gemüse und Obst Saison hat, bietet der Saisonkalender der Verbraucherzentralen.

Fleisch öfters pflanzlich ersetzen

Auch die Preise bei Fleisch, insbesondere bei Rindfleisch und Hackfleisch, sind stark gestiegen. Die Verbraucherzentralen raten, Fleisch, Wurst und Fisch teilweise oder ganz durch pflanzliche Lebensmittel zu ersetzen.

Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Sojabohnen und Lupinen sind gute Alternativen. Sie sind wertvolle Quellen für Eiweiß, Eisen, B-Vitamine und Ballaststoffe und zudem günstig. Fleisch-Ersatzprodukte enthalten dagegen oft viele Zusatzstoffe, sind höher verarbeitet und zusätzlich teurer.

Reis, Couscous, Bulgur oder auch Nudeln liefern Kohlenhydrate und somit Energie. Als Vollkornvariante sind sie besonders reich an Mineralstoffen, Vitaminen, Ballaststoffen und ungesättigten Fettsäuren.

Mit Einkaufsliste einkaufen gehen

Es lohnt sich, einen Essensplan für die Woche oder zumindest die nächsten Tage aufzustellen und damit geplant einzukaufen. Ein solcher Einkaufszettel reduziert die oft teuren Spontankäufe. Vorab sollte man die eigenen Vorräte und die Reste im Kühlschrank checken und von hinten nach vorne räumen. Es kann auch helfen, ein Maximalbudget für den Einkauf im Voraus festzulegen.

Selber kochen

"Meal-Prep" ist gerade ein Trend: Mahlzeiten selbst zuzubereiten, ist meist günstiger als Fertiggerichte, Lieferdienste oder To-go-Käufe. Und so hat man auch selbst in der Hand, was auf dem Teller ist. Auch kleine Snacks unterwegs gehen ins Geld: Wer sich eine Brotzeit schmiert und den Kaffee im eigenen Thermobecher mitnimmt, kann damit Geld und Verpackungsmüll sparen. Wenn es aber doch mal ein Fertiggericht sein soll, lohnt es sich auch hier, die Grundpreise pro Kilogramm zu vergleichen.

Weitere Spartipps von der Lagerung bis zur Getränkeauswahl

Vermeiden Sie übermäßige Lebensmittelabfälle! Speisereste können Sie mit cleveren Rezepten weiterverwenden. Und wenn Sie Lebensmittel zu Hause richtig lagern, bleiben sie länger frisch. Hier finden Sie ein kompaktes Lagerung-ABC.

Auch bei Getränken gibt es Sparpotenzial: Wasser, vor allem Leitungswasser, ist deutlich billiger als Mineralwasser und Softdrinks. Leitungswasser ist zudem umweltschonend, muss nicht geschleppt werden und kann geschmacklich mit einem Spritzer Zitrone oder ähnlichem aufgepeppt werden.

Wie wichtig ist Unterstützung für Menschen mit geringem Einkommen?

Seit Sommer 2021 steigen die Lebensmittelpreise und Handel und Ernährungsindustrie haben weitere Preissteigerungen angekündigt.

Für Menschen mit geringem Einkommen oder ohne eigenes Einkommen sind die Preissteigerungen ein großes Problem. Der Bürgergeld-Satz für Lebensmittel liegt pro Tag bei etwa 5,75 Euro. Mit Hartz-IV waren es 5,20 Euro. Das reicht nicht für eine gesunde Ernährung. Daher sollte die Politik aus Sicht der Verbraucherzentralen dringend handeln. Immerhin 16 Prozent der Menschen in Deutschland gelten laut Paritätischem Wohlfahrtsverband als arm. Immer mehr Menschen sind von Ernährungsarmut betroffen und können sich nicht mehr ausreichend ernähren.

Was kann die Politik tun, um Verbraucher:innen zu entlasten?

Die Verbraucherzentralen fordern:

  • eine deutliche Anhebung der Regelbedarfe des Bürgergeldes, so dass auch bei hohen Lebensmittelpreisen eine gesunde Ernährung möglich ist,
  • Sonderzahlungen für Menschen mit niedrigem Einkommen, niedriger Rente und Bezieher:innen von Grundsicherung,
  • die Anpassung der Berechnungsgrundlage des Bürgergeldes, so dass realistische Kosten für eine Ernährung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zugrunde gelegt werden,
  • eine Beitragsreduzierung oder -befreiung für die Gemeinschaftsverpflegung in Kitas, Schulen, Hochschulen bzw. für Geringverdiener in Unternehmen, öffentlichem Dienst und sozialen Einrichtungen,
  • Null-Mehrwertsteuer bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten,
  • eine Unterstützung der Einrichtungen, die Mahlzeiten für Obdachlose anbieten.
Ein Mann schultert die schwere Preislast aus allen Lebensbereichen

Preiskrise - Informationen und Beratungsangebote

Ob Energie, Kredite oder Lebensmittel – in den vergangenen Monaten sind die Preise in nahezu allen Lebensbereichen gestiegen. Die Verbraucherzentralen unterstützen Sie in der Krise: Auf dieser Seite finden Sie hilfreiche Tipps, aktuelle Informationen sowie Beratungsangebote.

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Berlin für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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