Frage
Hilft Mariendistel als Unterstützung bei einer Fettleber, wenn außerdem Alkohol und fettiges Essen reduziert bzw. eingestellt werden?
Antwort
Von einer Fettleber (Steatosis hepatis) spricht man, wenn in den Leberzellen (zu viel) Fett eingelagert ist. Das kann zu einer eingeschränkten Leberfunktion führen. Hauptursachen dafür sind vor allem Übergewicht oder Alkoholmissbrauch. Eine Fettleber kann sich zusätzlich entzünden, dann spricht man von einer Fettleberhepatitis (Steatohepatitis). Langfristig kann das Lebergewebe komplett vernarben und es kommt zur Leberzirrhose.
Mariendistel wird häufig als pflanzliches Heilmittel, das die Leber schützt und reinigt, beworben. Allerdings gibt es bisher nur wenige aussagekräftige Studien, inwieweit Mariendistel Lebererkrankungen beim Menschen vorbeugt bzw. ob es bei Therapien gegen Fettleber hilft.
Einige Studien deuten darauf hin, dass der Mariendistel-Wirkstoff Silymarin die Leberwerte AST (Aspartat-Aminotransferase) und ALT (Alanin-Aminotransferase) ein klein wenig senken könnte. Die Studien hatten aber große Mängel und nur sehr wenige Teilnehmende. Ob diese minimalen Verbesserungen der Leberwerte überhaupt etwas bringen, ist unklar.
Es gibt pflanzliche Arzneimittel mit Mariendistel, die die Behandlung bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen, Leberzirrhose und toxischen (durch Lebergifte verursachten) Leberschäden unterstützen. Dabei handelt es sich um Arzneimittel mit standardisierten Silymarin-Extrakten (das gibt es bei Nahrungsergänzungsmitteln nicht). Wenn Sie solche Produkte verwenden wollten, sollten Sie das mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen.
Allerdings stellen die Autor:innen der aktuellen Behandlungsleitlinie für Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD) fest, dass es keine Medikamente gibt, die für die Indikation NAFLD zugelassen sind. Auch kann der Einsatz von Silymarin aus der Mariendistel bzw. von Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin E oder Omega-3-Fettsäuren aufgrund der Datenlage nicht empfohlen werden.
Die deutsche Leberstiftung schreibt hierzu: "Ein Wirkstoff, der aus der Mariendistel gewonnen wird, ist Silibinin. Silibinin setzt man bei Vergiftungen durch Knollenblätterpilze ein. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich erwiesen. Unklar ist hingegen die Bedeutung von diversen Mariendistelpräparaten für chronische Lebererkrankungen. Bisher fehlen eindeutige Belege, dass die Krankheitsaktivität oder ein Fortschreiben der Vernarbung gehemmt werden."
Nahrungsergänzungsmittel mit Mariendistel zählen zu den Lebensmitteln. Sie sind nicht dafür da, Krankheiten vorzubeugen, zu lindern oder zu heilen. Es ist verboten, in der Werbung für Nahrungsergänzungsmittel zu behaupten, dass ein Produkt eine medizinische Heilwirkung hat, z.B. gegen Fettleber.
Die Einnahme von Mariendistel kann Nebenwirkungen wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall verursachen. Auch Unverträglichkeiten bzw. allergische Reaktionen sind möglich. Außerdem sind Wechselwirkungen mit Medikamenten wie z.B. Blutverdünnern bekannt.
Eine Fettleber entsteht durch Bewegungsmangel, kohlenhydrat- und fettreiche Ernährung mit großen Portionen, auch durch viel Alkohol. Vor allem Kohlenhydrate (Stärke, Zucker, Fruchtzucker) werden von der Leber bei einer zu hohen Zufuhr in Fett umgewandelt. Die Fetteinlagerung in der Leber kann durch eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten, durch mehr Bewegung und Gewichtsreduktion rückgängig gemacht werden, solange noch keine Leberzirrhose vorliegt. Eine qualifizierte Ernährungsberatung kann Sie dabei unterstützen, an den richtigen Stellschrauben Ihrer Ernährung zu drehen. Fragen Sie in Ihrer Hausarztpraxis nach einer ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung für eine solche Ernährungsberatung.
Zum Weiterlesen:
- Detox – gesünder durch Entgiftung?
- Arzneipflanzen – im Nahrungsergänzungsmittel praktisch ohne Wirkung
- Ernährungsberatung gesucht?
Quellen
Mariendistel gegen Fettleber unbelegt. Medizin transparent, Stand: 27.03.2023 (abgerufen am 19.02.2024)
Memorial Sloance Kettering Cancer Centrum: Milk Thistle. Purported Benefits, Side Effects & More. Stand: 27.02.2023 (abgerufen am 19.02.2024)
S2k-Leitlinie Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen, Version 2.0, Stand: 15.06.2022, gültig bis 30.09.2026 (abgerufen am 19.02.2024)
Deutsche Leberstiftung: Sind Mariendistel-Präparate gut für die Leber? (abgerufen am 19.02.2024)