Frage:
Einerseits ist Calcium für unsere Gesundheit wichtig, andererseits leiden wir in hohem Maße an der Arteriosklerose, d.h. Verkalkung unserer Blutbahnen. Lagert sich also im Laufe des Lebens aus der Nahrung gelöster Kalk in den Blutbahnen als kristallines Mineral ab?
Mein Arzt rät mir, wegen meiner Osteoporose Calcium zu nehmen, und ich bin deswegen etwas besorgt.
Antwort:
Auch wenn es sich so anhört, Arteriosklerose, im Volksmund "Arterienverkalkung" genannt, hat mit Calcium / Kalk ziemlich wenig zu tun. Es ist eine Erkrankung der Schlagadern. Die Ablagerungen bestehen aus Blutfetten, Blutgerinnseln, Calcium und Bindegewebe an den Gefäßwänden. Das führt zu einer Verhärtung der Arterienwände und gegebenenfalls zum Verschluss.
Die Arteriosklerose ist nicht die Folge von zu viel Calcium im Blut (Ausnahme eine Krankheit namens Mönckeberg-Mediasklerose). Und es handelt sich nicht um Calcium-Kristalle. Besonders betroffen sind Gefäßregionen im Hals, im Gehirn, am Herzen, im Becken oder an den Haupt- und Beinschlagadern, und zwar vor allem an Gefäßverzweigungen.
Auslöser können verschiedenster Art sein: Stress, Rauchen, Übergewicht, erhöhte Blutfettspiegel, Bluthochdruck, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Nierenerkrankungen. Aber auch der natürliche Alterungsprozess, bei dem die Blutgefäße ihre Elastizität verlieren (= langsamere Fließgeschwindigkeit), sorgt dafür, dass Ablagerungen zunehmen.
Vielleicht noch interessant für Sie: Das Calcium (Kalzium) in unserem Körper wird nicht einmalig z.B. in die Knochen eingelagert und bleibt dann da, sondern es unterliegt einem ständigen Ab- und Wiederaufbau. Darüber hinaus wird Calcium auch für Nerven- und Muskelreaktionen sowie die Blutgerinnung benötigt, muss also permanent durch den Körper fließen. Trotzdem sollten im Normalfall sicherheitshalber nicht mehr als 500 mg Calcium pro Tag über Nahrungsergänzungsmittel aufgenommen werden, raten Bundesinstitut für Risikobewertung und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie.
Wenn Sie auf Anraten Ihres Arztes Calcium (und sicherlich auch Vitamin D wie es die Osteoporose-Behandlungsleitlinie vorsieht) nehmen, können Sie das ohne Angst vor einer dadurch ausgelösten Arteriosklerose weiterhin tun. Allerdings sollten es insgesamt nicht mehr als 1.000 mg Calcium (incl. Lebensmittel) pro Tag sein.
Außerdem sollten Sie sich - so die Empfehlung anhand eine neuen Studie - regelmäßig ärztlich untersuchen lassen, wenn Sie bereits atherosklerotische Risikofaktoren haben, um einer Verschlechterung bereits vorhandener Plaques durch calciumhaltige Nahrungsergänzungsmittel (nicht durch gewöhnliche Lebensmittel) rechtzeitig zu begegnen.
Die Behauptung, dass Vitamin K2 bei gleichzeitig hoher Vitamin D-Aufnahme das Risiko einer Gefäßverkalkung senkt, ist wissenschaftlich nicht belegt.
Zum Weiterlesen:
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Was ist Cholesterin und wie entsteht Arteriosklerose?
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Koronare Herzkrankheit (KHK)
Quellen:
AWMF online: S3-Leitlinie Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der OSTEOPOROSE bei postmenopausalen Frauen und bei Männern ab dem 50. Lebensjahr, Stand: 06.09.2023, gültig bis 30.09.2026 (zuletzt abgerufen am 16.07.2024)
Bazarbashi N et al. (2021): Oral Calcium Supplements Associate With Serial Coronary Calcification: Insights From Intravascular Ultrasound. J Am Coll Cardiol Cardiovasc Imaging 14 (1): 259–68
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Gesunde und starke Knochen: Kalziummangel bevorzugt durch natürliche Nahrungsmittel beheben, Stand: 24.03.2022 (zuletzt abgerufen am 16.07.2024)
Bundesinstitut für Risikobewertung (2023): Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D können langfristig die Gesundheit beeinträchtigen. Auch ein Nutzen durch die Kombination derartiger Präparate mit Vitamin K ist nicht belegt. BfR-Mitteilung 27/2023, Stand: 07.12.2023 (zuletzt abgerufen am 16.07.2024)