Die FIFA darf ihre Fußball-WM 2022 in Katar nicht mehr als „vollständig klimaneutral“ bewerben. Das Landgericht Berlin gab dem Verbraucherzentrale Bundesverband recht: Die Aussagen seien irreführend und täuschten Verbraucher:innen über den tatsächlichen Klimaschutz.
Das Wichtigste in Kürze:
- Das Landgericht Berlin erklärte mehrere FIFA-Werbeaussagen zur Klimaneutralität der WM 2022 für unzulässig.
- Das Gericht sah Verbraucher:innen durch Begriffe wie "vollständig klimaneutral" getäuscht.
- Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatte wegen Greenwashing geklagt – mit Erfolg.
- Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
On
Warum verklagte die Verbraucherzentrale die FIFA?
Die FIFA hatte die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar als "vollständig klimaneutrales Turnier" beworben. In ihren Online-Texten war unter anderem von "energieeffizienten Stadien", "emissionsarmen Transportmitteln" und einer "nachhaltigen Abfallbehandlung" die Rede.
Schon vor Beginn des Turniers zweifelten Fachleute an diesen Versprechen. Nun entschied das Landgericht Berlin: Die Aussagen seien irreführend und dürfen so nicht mehr verwendet werden.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hatte die Klage eingereicht. Er warf der FIFA vor, mit den Nachhaltigkeitsversprechen falsche Erwartungen zu wecken. Nach Ansicht des vzbv hat die FIFA Verbraucher:innen getäuscht, weil sie ihre Aussagen zur angeblichen Klimaneutralität nicht nachvollziehbar belegen konnte.
Nachhaltigkeitsversprechen müssten aber mit überprüfbaren Fakten hinterlegt werden. Sogenanntes Greenwashing schade dem Vertrauen von Verbraucher:innen und untergrabe ernsthafte Klimaschutzbemühungen. Das Gericht sah das genauso und gab dem vzbv Recht.
Was genau hat das Gericht verboten?
Das Urteil des Landgerichts Berlin untersagt mehrere konkrete Aussagen von der deutschen Webseite der FIFA, darunter:
- "Die FIFA und das Gastgeberland haben sich verpflichtet, 2022 ein vollständig klimaneutrales FIFA-Turnier auszurichten und damit einen Maßstab für Umweltverantwortung in der Region zu setzen."
- "Die Nachhaltigkeitsstrategie für die FIFA-Weltmeisterschaft Katar 2022 beinhaltet eine umfassende Reihe von Initiativen, um die turnierbedingten Emissionen zu verringern, darunter eneregieeffiziente Stadien, emissionsarme Transportmittel und nachhaltige Abfallbehandlung."
- "Darüber hinaus werden die verbleibenden unvermeidbaren Emissionen kompensiert, um eine vollständig CO₂-neutrale Veranstaltung zu gewährleisten."
Diese Formulierungen dürfen im bisherigen Zusammenhang nicht mehr verwendet werden.
Warum sind die Werbeaussagen der FIFA problematisch?
Das Gericht folgte der Einschätzung des vzbv, dass umweltbezogene Werbeaussagen besonders klar und überprüfbar sein müssen. Begriffe wie "klimaneutral" seien mehrdeutig und müssten transparent erläutert werden.
Die FIFA habe aber nicht offengelegt, in welchem Umfang Emissionen tatsächlich reduziert oder nur durch den Kauf von Zertifikaten ausgeglichen wurden.
Dadurch, so das Gericht, könnten Verbraucher:innen den Anteil echter Emissionsreduktionen überschätzen – und somit annehmen, die WM sei klimafreundlicher gewesen, als sie tatsächlich war.
Was bedeutet das Urteil der Verbraucherzentrale gegen die FIFA?
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, gilt aber als wichtiger Schritt gegen sogenanntes Greenwashing. Es zeigt, dass große Unternehmen nicht mit unklaren Klimaversprechen werben dürfen.
Für Verbraucher:innen bedeutet das: Sie sollten Begriffe wie "klimaneutral" oder "nachhaltig" sollten kritisch hinterfragen, vor allem, wenn keine nachvollziehbaren Informationen zur Berechnung und Kompensation der Emissionen vorliegen.
Das könnte Sie auch interessieren
Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit unserem Bundesverband (vzbv) für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.