Warum gibt es GMP-Zeichen auch auf Nahrungsergänzungsmitteln?
Wenn das GMP-Zeichen auf Nahrungsergänzungsmitteln auftaucht, hat das erst einmal gar nichts mit Europa zu tun, sondern es handelt sich um Qualitätssicherungsmaßnahmen, wie sie in den USA, Kanada, China, Süd-Korea und im Verband Südostasiatischer Nationen, ASEAN, üblich sind.
Unter deren Schirm hat die Internationale Allianz der Nahrungsergänzungsmittelhersteller-Verbände einen Global Guide to Good Manufacturing Practice for Supplements herausgebracht, der sich an Nahrungsergänzungsmittelhersteller richten soll. Er soll sicherstellen, dass weltweit ein einheitlicher Standard in Bezug auf Qualität und Sicherheit gilt.
Inwieweit man dem GMP-Zeichen auf Nahrungsergänzungsmitteln trauen kann, ist schwer zu sagen. Produkte, die von den Verbraucherzentralen via Internet bestellt wurden und das Siegel trugen, enthielten trotzdem Zutaten, die hier unzulässig sind. Dazu gehören zum Beispiel verbotene pharmakologische Substanzen wie Sibutramin, Tadalafil und dopingrelevante Stoffe wie Methylhexanamin (DMAA).
Ob es sich dabei um eine Siegelfälschung handelte oder im Herstellungsland einfach andere Richtlinien und Grenzwerte existierten, war nicht zu erkennen. Den Verbraucherzentralen erscheint dieses Zeichen für hier angebotene Supplemente nicht unbedingt vertrauenswürdig. Es sollte also kein Grund sein, ein Produkt zu kaufen.
Auch bei "GMP certified" sollten Sie immer nachfragen, wer eigentlich was zertifiziert hat. Entsprechende Grafiken lassen sich im Internet jedenfalls vielfältig herunterladen.
Wie ist die Herstellungspraxis von Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland?
Um die Qualität von Nahrungsergänzungsmitteln zu verbessern, wäre die Übernahme des Europäischen Arzneibuchs als Rahmen für die Qualitäts- und Sicherheitskontrollpraktiken eine sinnvolle Maßnahme. Tatsächlich ermutigt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Lebensmittelunternehmer in der EU bereits, das Europäische Arzneibuch, abgekürzt Ph. Eur., bei der Bewertung der Inhaltsstoffe von Nahrungsergänzungsmitteln heranzuziehen.
Die im Deutschen Lebensmittelverband organisierten Nahrungsergänzungsmittelhersteller haben sich auf einen Kodex ethischer Grundsätze für die Herstellung, Verarbeitung und Vermarktung von Nahrungsergänzungsmitteln verständigt. Darin verpflichten sie sich,
- die europäischen Gesetze einzuhalten,
- sichere und qualitativ hochwertige Produkte zu gewährleisten,
- faire und ethische Geschäftspraktiken anzuwenden sowie
- verstärkt Nachhaltigkeitsaspekte und -praktiken in ihre Geschäftstätigkeit zu integrieren und
- Nachhaltigkeit in allen relevanten Bereichen zu fördern.
Hier sollten Sie allerdings sehr genau hinschauen, um sich nicht durch sogenanntes Greenwashing in die Irre führen zu lassen.