DAB+ Pflicht: Neue Radios fürs Auto und daheim müssen digital empfangen

Stand:
DAB+ setzt sich als Radio der Zukunft langsam durch. Seit dem 21. Dezember 2020 müssen alle Radios in Neuwagen digitales Radio empfangen können. Auch für neue Heimgeräte mit Display ist die Technik inzwischen Pflicht.
Autoradio

Das Wichtigste in Kürze:

  • Beim Autokauf oder wenn ein neues Gerät für die Wohnung her soll, werden Sie nun automatisch ein Digitalradio erhalten. Die Technik ist bereits seit dem 21. Dezember für die meisten Neugeräte in Deutschland Pflicht.
  • Wer ein funktionierendes UKW-Radio besitzt, hat aber keinen Grund zur Eile. Für eine mögliche Abschaltung von UKW gibt es bisher nicht einmal einen Termin.
  • Die Digital-Technik bietet eine Reihe von Vorteilen: Mittlerweile sind viele Sender verfügbar, zuletzt wurden im Oktober 2020 nochmal bundesweit einige Sender aufgeschaltet. Auch die Abdeckung und die Tonqualität sind sehr gut.
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Die UKW-Technik ("Ultrakurzwelle") aus den 1950er Jahren ist aus heutiger Sicht uneffektiv, teuer und technisch veraltet. Daher soll das Digitalradio (DAB+) die klassische UKW-Übertragung nach und nach ablösen. Der Gesetzgeber geht einen wichtigen Schritt und hat den Verkauf von Neugeräten weitgehend auf Digitalradios eingeschränkt. Fürs Auto und beim Heimgerät mit Display ist die Technik ab 21. Dezember 2020 Pflicht. So steht es im aktuellen Telekommunikationsgesetz.

Das ist unserer Ansicht nach auch gut so. Nach unseren Erfahrungen verlangten Automobilhersteller auf dem deutschen Markt bisher teilweise weit überzogene Aufpreise, wenn ein Verbraucher ein DAB+-Radio in seinem Neuwagen wünscht.

Deutschlandweit liegt die DAB+-Abdeckung beim Empfang mit Zimmerantenne derzeit bei 86 Prozent im Haus und bei 96 Prozent beim Empfang mit Außen- oder Dachantenne. Das bedeutet: Nicht an jedem Ort können Sie DAB+ empfangen. Aber: Alle DAB+-Geräte beherrschen auch UKW, sodass dieser Empfangsweg in digital schlecht versorgten Regionen als Alternative bleibt. Auch in vielen anderen europäischen Ländern gibt es bereits eine DAB+-Ausstrahlung.

Bei der Mittelwelle ist eine Abschaltung übrigens bereits geschehen. Die letzten deutschen Mittelwellensender wurden Ende 2015 eingestellt, viele werden nun digital ausgestrahlt.

Welche Vorteile bietet das Digitalradio?

Digitales Radio bietet deutlich mehr Programme, einen störungsfreien Empfang und eine verbesserte Wiedergabequalität.

Dabei variiert die Anzahl der Programme von Bundesland zu Bundesland sehr stark. Während in Bayern Ende des Jahres 2020 bis zu 80 DAB+-Programme ausgestrahlt werden, gibt es in Niedersachsen nur rund 37 Sender.

Weitere Vorteile sind:

  • Zusatzinformationen zum Programm wie Texte, Bilder oder weitere Daten. Ein entsprechend ausgestattetes Digitalradio vorausgesetzt und wenn der Sender das anbietet, kann man sich beispielsweise den Namen des gespielten Titels, das Cover des Albums, Wetterkarten, Nachrichtenschlagzeilen oder auch die Telefonnummer für das Radioquiz anzeigen lassen.
  • Robuster Empfang ohne Rauschen. Das bekannte Problem des Rauschens an der roten Ampel, während wenige Zentimeter weiter der Empfang rauschfrei ist, fällt weg.
  • Sendersuchlauf nicht mehr erforderlich. Das Radio sucht die Sender selbst und zeigt auch den Namen des Senders sowie Zusatzinformationen an.
  • Ausstrahlung von DAB+ im Gleichwellenbetrieb. Das Radioprogramm wird bei jedem Sendemast immer auf derselben Frequenz ausgestrahlt. Dies war in der analogen Technik nicht möglich. Bundesweit ausgestrahlte Sender sind somit von München bis Flensburg auf ein und demselben Senderplatz zu empfangen, so dass auch beim mobilen Empfang im Auto keine Sendersuche mehr notwendig ist.
  • Erweiterter Verkehrsfunk. DAB+ kann bedeutend größere Datenmengen mit einer viel höheren Geschwindigkeit übertragen. Das hilft entsprechend ausgestatteten Navigationssystemen, so dass wesentlich detailliertere Verkehrsmeldungen bzw. Umfahrungsvorschläge möglich sind. Die Kapazität herkömmlicher Navigationssysteme hingegen ist sehr begrenzt. Gibt es zu viele Verkehrsmeldungen, übertragen sie - wie beim klassischen Verkehrsfunk im Radio - nur die wichtigsten.
  • Kombigeräte können noch mehr. Es gibt auch sogenannte Kombigeräte, also Radios, die neben dem DAB+- und UKW-Empfang auch Internetradio empfangen und zusätzlich per USB-Stick noch die Lieblingsmusiksammlung abspielen können.

Besonders beim Auto auf DAB+ achten

Geht Ihr aktuelles Autoradio kaputt und wollen Sie es ersetzen, empfiehlt sich auch hier der Blick auf ein Digitalradio. Analoge UKW-Radios sind auf Dauer nicht zukunftssicher und damit können Sie schon nicht mehr überall im Ausland Radio empfangen. UKW ist zum Beispiel in Norwegen bereits seit Ende 2017 abgeschaltet und soll in anderen Ländern bald abgeschaltet werden, zum Beispiel in der Schweiz zwischen 2021 und 2025.

UKW-Radios für Zuhause, die kein Display haben, dürfen auch weiterhin als Neugeräte verkauft werden. Hier stellt sich aber die Frage, ob man damit nicht unnötige Kosten und unnötigen Elektroschrott verursacht. Wer jetzt noch ein reines UKW-Radiogerät kauft, kann dieses nach einer denkbaren Abschaltung der analogen UKW-Übertragung nicht mehr nutzen.

Empfangbare DAB+-Sender

Neben aktuell rund 28 bundesweiten Sendern sind zahlreiche regionale Programme zu empfangen, insbesondere die der Landesrundfunkanstalten. Die Empfangssituation variiert bei diesen Sendern je nach Standort. So können beispielsweise in der Nähe zu anderen Bundesländern noch weitere Sender empfangbar sein. Eine detaillierte Empfangsprognose geben die Radiosender auf einem gemeinsamen Portal.

Katastrophenwarndienst EWF

Zukünftig soll der DAB+Rundfunk auch mit der sogenannten EmergencyWarningFunctionality (EWF-Dienst) erweitert werden. Vor dem Hindergrund von Naturkatastrophen ermöglicht es diese Funktion, dass sich DAB+Radios aus dem Standby automatisch anschalten, wenn es eine Katastrophenwarnung gibt. Erst EWF-fähige Geräte sind schon auf dem Markt, weitere sind für das Jahr 2023 angekündigt.

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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