App-Test »Deedster«: Jeden Tag eine gute Deed?

Stand:
"Deedster" setzt auf ein bei Nachhaltigkeits-Apps vertrautes und beliebtes Konzept, nämlich die Bewältigung von Challenges im Team. Denn gemeinsam lebt sich Klimaschutz noch leichter. Aber mit welchen Alleinstellungsmerkmalen kann die App gegen ihre digitalen Mitbewerber punkten?
Grüne Blätter mit dem Logo der App "Deedster"

Deedster reiht sich neben Apps wie Earnest oder 2Zero ein, die vor allem gewerbliche Kunden und Kommunen zu mehr Nachhaltigkeit durch Gamification alltäglicher Handlungen motivieren möchten. Der Funktionsumfang der Software gewinnt zwar keinen Blumentopf für Originalität, überzeugt aber durch ein besonders schickes Layout und spielend leichte Handhabung. Kleinere Schwächen bei der Datensparsamkeit und größere Schwächen bei der deutschsprachigen Übersetzung geben Anlass zur Kritik.

Off

Name: Deedster - Climate Action
Anbieter: Deedster (deedster.com)
Kategorie: [Digitale Welt | Lebensmittel | Umwelt & Haushalt | Gesundheit & Pflege | Energie | Reise & Mobilität]
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos (zur vollständigen Nutzung wird ein Einladungscode benötigt)
Links: Apple App Store | Google Play Store

Nachhaltigkeit im Demo-Modus

Zugunsten der Transparenz dieses Artikels sei vorneweg gesagt: Wir haben Deedster im Demomodus getestet, der allen Nutzer:innen kostenlos zum Download im Apple App Store und bei Google Play zur Verfügung steht. Daher ist es möglich, dass uns einzelne Funktionen nicht abrufbar waren, die beispielsweise in einer per Code aktivierbaren Corporate-Version enthalten sind. Denn der schwedische Anbieter richtet sich mit seiner App primär an Unternehmen und andere zahlungswillige Kund:innen, die ihre Mitarbeitenden zu mehr Klimafreundlichkeit bewegen möchten. Dass diese Firmen überwiegend nicht in deutschsprachigen Ländern sitzen, machen die holprig übersetzten Menüpunkte, Hinweise und Wissensinhalte schnell deutlich. Angaben zu Nutzungsbedingungen und Datenschutz liegen erst gar nicht in einer Übersetzung vor. Zustimmen muss man ihnen dennoch, nachdem man die alternativ in Englisch oder Schwedisch verfügbaren Texte auf der Deedster-Webseite gelesen hat. Nutzerfreundlichkeit sieht anders aus. Immerhin ist eine Registrierung im Demomodus nicht erforderlich, personalisierte Accounts in der kommerziellen Version müssen laut Anbieterangaben aber mit der Nutzung von Personendaten zu Marketingzwecken rechnen. Die Berechtigung für Pushnachrichten wird von der App abgefragt, geschieht aber unaufdringlich. Alles in allem also kein desaströser, aber verbesserungswürdiger Einstieg ins App-Vergnügen.

Optimize your Klimabilanz!

So oder so ähnlich wie in dieser Zwischenüberschrift lesen sich auch die Titel und Inhalte der Herausforderungen (Challenges), die es in Deedster zu meistern gilt. Auch dabei muss man mit einem teils kruden Mix aus deutsch- und englischsprachigen Texten zurechtkommen. Zuvor muss müssen Nutzer:innen aber die persönliche Klimabilanz anhand von Fragen zur eigenen Mobilität, Reisegewohnheiten, Konsum, Energieverbrauch und Ernährung berechnen. Das Ergebnis, also unsere eigenen CO2-Emissionen, können wir anschließend mit einigen globalen Werten vergleichen, vor allem solchen in Nordamerika. Einerseits beruhigt, dass wir in Sachen Klimabilanz um ein Vielfaches sparsamer sind als der durchschnittliche Texaner oder eine New Yorkerin, von einem laut App nachhaltigen Niveau von 1,0 Tonnen CO2 pro Jahr sind wir aber meilenweit entfernt. Der Demomodus von Deedster lässt uns anschließend unter drei Challenges wählen, die ebenfalls in schönstem Denglisch präsentiert werden. Anschließend können wir einem von uns selbst angelegten Team oder einem der Demo-Teams beitreten. Dann wechselt die App für die gewählte Challenge "Climate Change Crash Course" fast gänzlich ins Englische.

 

Screenshots von Funktionen der App Deedster
Der Start in die die Nutzung von "Deedster" beginnt mit der Errechnung der persönlichen Klimabilanz, für die man sich durch unvollständig oder fehlerhaft übersetzte Texte tippen muss. Ein Manko, das auch in anderen Funktionen wie den Quizzes erhalten bleibt. An der graphischen Gestaltung und Nutzerführung gibt es aber nichts auszusetzen. (Quelle: Screenshots)

Erst das Quiz, dann die Tat

Bei diesem Crashkurs handelt es sich um ein inhaltlich breit aufgestelltes Quiz mit Fragen rund ums Klima, das Dank hübsch illustrierter und durchdachter Spielmechanik durchaus Spaß macht. Man sollte allerdings nicht allzu leicht in Stress geraten, denn die Fragen sind unter Berücksichtigung eines Zeitlimits zu beantworten. Als positiv werten wir die Vielfalt der Quizzes, denn sie drehen sich nicht nur um die katastrophalen Folgen des Klimawandels, sondern auch um technologische und wissenschaftliche Fortschritte, die dazu beitragen, diesen auszubremsen. Zu jeder Antwort gibt es noch informative Erläuterungen für Verbraucherinnen und Verbraucher mit sattelfestem Schulenglisch. Die Levels enden nach je drei Fragen mit dem obligatorischen Resultat und einer Auswahl an guten Taten, die der App ihren Namen geben und die es umzusetzen gilt. Diese stehen im mal mehr, mal weniger direkten Zusammenhang mit den zuvor gelösten Quizfragen. Sie sollen beispielsweise dazu motivieren, Menschen aus dem Bekanntenkreis zur Nutzung der App einzuladen. Oder dazu, sich ein Video des Klimaschutz-Influencers Adam Levy anzusehen. Oder aber, sich zu den häufigsten Fehlannahmen und Trugschlüssen rund um den Klimawandel weiterzubilden. Das hieraus gewonnene Wissen wiederum kann dafür genutzt werden, um weitere Quiz-Challenges zu bestehen oder das eigene Deedster-Emissionsprofil durch Änderungen und Feinabstimmungen zu optimieren.

Fazit

Da die von uns getestete App nur ungefähr die Hälfte seiner Funktionen und Inhalte übersetzt, bleiben wir ausnahmsweise selbst einmal kurz fremdsprachig: Deedster ist die im Englischen sprichwörtliche mixed bag. Das bedeutet, dass sich positive wie negative Aspekte ungefähr die Waage halten. Während die App beim Look und der intuitiven Handhabung Sympathien gewinnt, verspielt sie diese bei der Kommunikation von Datenschutzaspekten und der unzureichenden Lokalisierung. Bezieht man die Tatsache in unser Fazit ein, dass Spielmechanik und Inhalte der App von anderen Anbietern gleichwertig oder besser abgebildet werden, können wir Deedster leider nicht als große Wohltat für an Klimaschutz interessierte Nutzerinnen und Nutzern werten.

Handhabung 4 Sterne
Spaß 3 Sterne
Mehrwert 2 Sterne
Motivation 2 Sterne
Datensparsamkeit 3 Sterne
Gesamtwertung 3 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

ClimApps Check Icon

CliMapps - Spielend einfach Klima schützen!

CliMapps ist Ihr vertrauenswürdiger Begleiter durch die Welt der Klimaschutz-Apps. Wir testen digitale Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und umweltbewussten Konsum im Alltag. Und was uns dabei ganz wichtig ist: Es soll Spaß machen!

Förderhinweis BMUV

Hausfront mit mehreren Balkonen mit Steckersolarmodulen

Neue Gesetze und Normen für Steckersolar: Was gilt heute, was gilt (noch) nicht?

Für Balkonkraftwerke gelten zahlreiche Vorgaben, die politisch oder technisch definiert sind. Was ist heute erlaubt und was nicht? Verschaffen Sie sich einen Überblick über Änderungen und Vereinfachungen.
Düstere Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Mannes, der vor einem Laptop sitzt

Betrug: Phishing-Mails und falsche SMS von Ministerien und Behörden

Aktuelle Entwicklungen machen sich Kriminelle schnell zu Nutze. So auch zu den Themen Inflation, Energiekrise und nationale Sicherheit. Der Betrug kommt per SMS, E-Mail oder auf falschen Internetseiten. In diesem Artikel warnen wir vor verschiedenen aktuellen Betrugsmaschen.
Logos der Apps Facebook und Instagram auf einem Smartphone

Abo für Facebook und Instagram: Neue Klage gegen Meta

Geld bezahlen oder personalisierte Werbung sehen: Vor diese Wahl stellen Facebook und Instagram ihre Mitglieder seit November 2023. Die Verbraucherzentrale NRW klagt jetzt in einem zweiten Verfahren gegen den Betreiberkonzern Meta. Ein erstes Verfahren war bereits erfolgreich.