Seriöse Gesundheitsinformationen im Netz - wie finde ich die?

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Symptome zu googeln, ist einfach. Aber viele Menschen finden sich im Dschungel aus Fakten, Mythen und Werbung schlecht zurecht. Worauf sollten Sie bei der Internetrecherche zu Krankheiten oder Ernährung achten? Und was sind geprüfte, unabhängige Portale für Ihre Gesundheit?
Stethoskop auf einem Tisch neben einem Laptop

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Gesundheitskompetenz bei den Deutschen schwindet: Nur 24 von 100 Verbraucher:innen finden sich im Dickicht der Gesundheitsinformationen im Netz zurecht.
  • Gesundheitsinfos im Netz sind leicht zugänglich, aber oft schwer zu bewerten.
  • Wichtige Hinweise für Seriosität sind nachvollziehbare Quellen, unabhängige Anbieter und aktuelle Inhalte.
  • Bei fragwürdigen Inhalten helfen kritisches Hinterfragen, Checklisten und Meldung an zuständige Stellen.
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Was sind die Vorteile von Gesundheitsinfos aus dem Netz?

57 Prozent der Menschen nutzen das Internet, um sich über Gesundheitsthemen zu informieren. Das hat einige Vorteile:

  • Informationen sind jederzeit und fast überall verfügbar, ohne Wartezeiten oder Anfahrt.
  • Infos umfassen ein breites Themenspektrum von Vorsorge bis Nachsorge, von Abnehmen bis zu seltenen Erkrankungen.
  • Der Austausch in Foren und Social Media kann Betroffene stärken.
  • Sie können mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin auf Augenhöhe sprechen, wenn Sie gut und richtig informiert sind. 

Doch nicht alle Angebote im Internet sind korrekt, aktuell oder unabhängig. Und viele Nutzer:innen haben Schwierigkeiten, seriöse von unseriösen Informationen zu unterscheiden. 

Wo liegen die Risiken, wenn ich mich online über Gesundheitsthemen informiere? 

Suchmaschinen wie Google zeigen zuerst die Seiten an, die sie für am wichtigsten halten. Aber Anbieter gestalten ihre Seiten extra so, dass sie ganz oben erscheinen – auch wenn die Infos dort nicht gut oder sogar falsch sind. So kann es passieren, dass man zuerst auf unseriöse Seiten stößt. 

Im Internet gibt es viel Werbung, die nicht immer als solche erkennbar ist. Zum Beispiel gibt es Texte, die wie neutrale Gesundheitsinformationen wirken, aber eigentlich Produkte anpreisen. Das kann verwirrend sein. 

Manche Gruppen oder Personen wollen Sie mit ihren Infos bewusst beeinflussen und manipulieren und Ihnen Angst machen. Zum Beispiel Impfgegner:innen machen das oft, um Zweifel an Impfungen zu wecken. Sie wollen, dass man ihre Meinung übernimmt, auch wenn die Infos nicht stimmen. 

Die Studie "Gesundheitskompetenz in Deutschland 2024" der technischen Universität München zeigt zudem eine alarmierende Entwicklung:

  • Mehr als drei Viertel der Menschen in Deutschland kennen sich mit Gesundheitsthemen nur wenig aus.
  • Rund 60 von 100 Deutschen tun sich schwer, Informationen richtig einzuschätzen.
  • Fast jede:r Zweite ist sich unsicher, wie man Werbung von redaktionellen Inhalten unterscheidet. 

Weitere Informationen zum Thema Gesundheitskompetenz finden Sie im verlinkten Beitrag.

Worauf sollte ich bei Gesundheitsinformationen achten? 

Besonders folgende Kriterien sind wichtig:

  1. Die Quellenangaben müssen transparent und nachprüfbar,
  2. Anbieter:innen unabhängig,
  3. Inhalte wissenschaftlich belegt und
  4. Informationen aktuell sein.
Intransparente Datenweitergabe

Laut Umfragen der Verbraucherzentrale NRW (2017) wissen über die Hälfte der Nutzer:innen nicht, wer tatsächlich Zugriff auf ihre Daten hat. Häufig werden diese Informationen ohne ausreichende Transparenz an Drittanbieter, Krankenkassen oder Werbenetzwerke weitergegeben etwa durch Fitness-Tracker oder Gesundheits-Apps. 

Seit 2024 sind Verbraucher:innen etwas besser davor geschützt: Ein Update der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) regelt die Weitergabe sensibler Gesundheitsdaten deutlich strenger. Unternehmen müssen seither höhere Anforderungen erfüllen, um Nutzungsdaten zu verarbeiten oder weiterzugeben.

Risiko: Datenmissbrauch und Diskriminierung

Unsicher gespeicherte oder weitergegebene Gesundheitsdaten können schwerwiegende Folgen haben. Es besteht die Gefahr von Diskriminierung, etwa beim Abschluss von Versicherungen oder dem Zugang zu bestimmten Dienstleistungen. 

Verbraucher:innen sollten deshalb genau prüfen, welchen Apps sie persönliche Gesundheitsinformationen anvertrauen und die Datenschutzhinweise sorgfältig lesen.

Wo bekomme ich qualifizierte Informationsquellen für Gesundheitsinformationen? 

Achten Sie bei Ihrer Suche vor allem auf evidenzbasierte und geprüfte Inhalte. Folgende Anlaufstellen bieten fundierte, aktuelle und unabhängige Informationen:

Tipp der Verbraucherzentralen: Achten Sie bei Gesundheitsportalen immer auf ein vollständiges Impressum, klare Quellenangaben und eine transparente Trennung von redaktionellen Inhalten und Werbung!

Infodemie: Wenn Informationen zur Gefahr werden

Von einer Infodemie spricht man, wenn sich falsche oder irreführende Informationen ähnlich schnell oder sogar schneller verbreiten als ein Virus. Laut Studien geben rund 20 Prozent der Befragten an, bereits mit Falschinformationen konfrontiert worden zu sein. Digitale Kanäle wie soziale Netzwerke und Messenger-Dienste wie Telegram tragen maßgeblich zur schnellen, unkontrollierten Verbreitung solcher Inhalte bei. 

Die Folgen sind gravierend, denn Gerüchte, Mythen und falsche Heilsversprechen können ernsthafte Gesundheitsrisiken verursachen. Beispiele aus der Corona-Pandemie zeigen das:

  • Knoblauch als angeblicher Schutz vor einer Ansteckung
  • Kamelurin als vermeintliches Heilmittel gegen Covid-19
  • "Selbsttest" durch Luftanhalten, um eine Infektion auszuschließen
  • Trinken von Desinfektionsmitteln oder Methanol

Was tun Facebook, Instagram oder X gegen Falschinformationen im Gesundheitsbereich? 

Digitale Plattformen wie Meta, also Facebook oder Instagram, YouTube oder X, vormals Twitter, haben teilweise auf den öffentlichen Druck reagiert und eigene Maßnahmen gegen Desinformation eingeführt. Dazu zählen unter anderem:

  • Kennzeichnung zweifelhafter Inhalte,
  • Einschränkung der Reichweite,
  • Löschung problematischer Beiträge und
  • Sperrung wiederholt auffälliger Nutzer:innen 

Der Nachteil: Die Kriterien, nach denen die Plattformen vorgehen, sind häufig intransparent und werden nicht ausreichend kommuniziert.

Seit 2023 etwa kennzeichnet YouTube unter dem Label "YouTube Health" geprüfte Gesundheitskanäle, deren Inhalte von medizinischen Fachpersonen bewertet wurden.

Aber: Wer genau die Inhalte prüft und nach welchen Maßstäben, bleibt unklar. Die Überprüfung soll von „Google Clinical“ durchgeführt werden, doch Informationen über die Qualifikation der Prüfer:innen fehlen. Zudem erhalten auch kommerzielle YouTube-Kanäle das Label. 

Im Januar 2025 stellte Meta seine Fact-Checking-Programme ein und ersetzte sie durch ein freiwilliges "Community Notes"-System, das von Nutzer:innen getragen wird. • Community Notes können von organisierten Gruppen gezielt beeinflusst werden, indem sie Notizen hoch- oder runtervoten. Auch staatliche Akteure könnten versuchen, Einfluss zu nehmen. 

Beide Systeme stehen in der Kritik, weil sie entweder zu wenig inhaltliche Kontrolle und Transparenz bieten, wie "YouTube Health", oder professionelle Standards durch eine manipulierbare Community-Lösung ersetzen, wie Meta Community Notes.

Welche Stellen und Behörden regulieren Gesundheitsinformationen im Netz? 

Mit dem Digital Services Act (DSA), der am 17. Februar 2024 vollends in Kraft trat, hat die Europäische Union klarere Regeln für digitale Plattformen geschaffen: Das gilt natürlich auch für Online-Plattformen aus dem Gesundheitsbereich. In Deutschland wacht die Bundesnetzagentur darüber, dass die vereinbarten Vorgaben eingehalten werden, kann aber selbst keine Inhalte löschen oder Profile sperren lassen.

Bei Falschinformationen mit Gesundheitsbezug sind unterschiedliche Stellen zuständig, je nachdem, um welches Produkt und welchen Regelverstoß es sich handelt.

  • Die Landesbehörden für Arzneimittelüberwachung kümmern sich unter anderem um die Sicherheit, Qualität und Wirksamkeit von Arzneimitteln und Medizinprodukten.
  • Gewerbeaufsichtsämter und Gesundheitsämter verfolgen in diesem Bereich Verstöße gegen das Heilmittelwerbegesetz (HWG).
  • Die Lebensmittelüberwachungsämter (LMÜ) sorgen für sichere Lebensmittel. In ihre Verantwortung fallen somit auch Nahrungsergänzungsmittel. Unzulässige gesundheitsbezogene Werbeaussagen zu solchen Produkten kann man an die LMÜ melden, zum Beispiel Verstöße gegen die sogenannte Health-Claims-Verordnung (HCVO).

Was kann ich tun, wenn ich problematische Gesundheitsinfos entdecke? 

Wenn Sie auf problematische Gesundheitsversprechen stoßen, etwa in Online-Shops oder bei Influencer:innen, wenden Sie sich gerne auch an die Verbraucherzentralen. Diese bieten Beratung, nehmen Beschwerden entgegen und mahnen, wenn möglich, Anbieter ab. 

Daneben prüfen die Landesmedienanstalten journalistische Inhalte, das heißt Rundfunk und rundfunkähnliche Formate wie Streaming, und kontrollieren etwa, ob gesundheitsbezogene Werbung ausreichend als solche gekennzeichnet ist. 

Zudem können auch die Bundesnetzagentur, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sowie gegebenenfalls die Polizei oder Staatsanwaltschaft tätig werden, insbesondere, wenn es um strafrechtlich relevante Inhalte geht. ________________________________________

Checkliste: Auf diese neun Kriterien sollten Sie achten, wenn Sie Krankheits-Symptome googeln 

  1. Wer ist Anbieter der Gesundheitsinformationen?
  2. Welche Ziele und wirtschaftlichen Interessen verfolgt der Informationsanbieter?
  3. Wer ist Autor:in der Informationen oder fachlich verantwortlich?
  4. Wie schätzen Sie die Qualität der Information ein?
  5. Wie beurteilen Sie die Darstellung des Inhalts? 6. Wann wurde die Information erstellt?
  6. Wirkt sich die Information auf eine bereits bestehende Arzt-Patienten-Beziehung aus?
  7. Erfolgt auf der Seite eine saubere Trennung zwischen Informationen und Werbung?
  8. Werden Datenschutzbestimmungen berücksichtigt?

Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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