Eine Wurzelbehandlung ist eine bewährte Methode, um einen tief kariesgeschädigten Zahn noch zu retten. Der Eingriff ist in der Regel schmerzfrei und hat hohe Erfolgschancen. Hier erfahren Sie, wie die Behandlung abläuft und unter welchen Voraussetzungen die Kassen die Kosten übernehmen.
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Das Wichtigste in Kürze:
- Bei einer Wurzelbehandlung wird eine Entzündung im Zahninneren entfernt, um den Zahn zu erhalten. Dabei wird der Zahn betäubt und geöffnet, die Wurzelkanäle werden gereinigt, desinfiziert und möglichst vollständig gefüllt.
- Wenn der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird, zahlt die Krankenkasse die Standardbehandlung.
- Als Privatleistungen werden zusätzliche Methoden angeboten, zum Beispiel mit einem Operationsmikroskop für eine bessere Sicht bei schwieriger Anatomie.
- Eine gute Behandlung erkennen Sie zum Beispiel daran, dass ausreichend Kontroll-Röntgenbilder gemacht werden.
- Die Erfolgsquote liegt bei 80 bis 90 Prozent. Wenn Sie einen spezialisierten Endodontologen oder eine Endotontologin aufsuchen, ist sie oft noch höher.
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Wann ist eine Wurzelspitzenbehandlung nötig?
Häufigste Ursache ist eine tiefe Karies: Wenn ein Loch im Zahn nicht behandelt wird, dringen Bakterien bis ins Innere vor und infizieren das Zahnmark. Dieses Zahnmark, auch "Zahnnerv" genannt, ist lebendiges Gewebe, das sich dann entzünden kann.
Auch durch feine Risse im Zahn, undichte Füllungen oder eine Verletzung, zum Beispiel durch einen Unfall, können Bakterien ins Innere eindringen.
Was sind typische Anzeichen für eine nötige Wurzelbehandlung?
Die Symptome können sich verändern, je nachdem, wie weit die Entzündung fortgeschritten ist.
Erste Warnzeichen, wenn die Entzündung beginnt, sind:
- Kurze, heftige Schmerzen bei Heißem, Kaltem oder Süßem.
- Der Schmerz verschwindet sofort wieder, wenn der Reiz weg ist.
Anzeichen für eine fortgeschrittene Entzündung:
- Spontane, länger anhaltende und oft pochende Schmerzen, die ohne Auslöser auftreten, besonders nachts oder im Liegen.
- Wärme verschlimmert den Schmerz, Kälte kann ihn kurzzeitig lindern.
- Der Schmerz ist schwer zu orten und strahlt oft in andere Bereiche aus.
Trügerische Ruhe, wenn der Nerv abstirbt:
- Die starken Schmerzen lassen plötzlich nach. Das ist kein gutes Zeichen. Es bedeutet oft, dass der Nerv abgestorben ist. Die Infektion ist aber noch da und breitet sich unbemerkt im Kieferknochen aus.
- Der Zahn wird druckempfindlich. Sie haben Schmerzen beim Aufbeißen.
- Es kann zu einer Schwellung am Zahnfleisch oder einer "dicken Backe" kommen, also einem Abszess.
- Manchmal verfärbt sich der Zahn gräulich.
Wichtig: Eine Wurzelentzündung heilt niemals von selbst. Ohne Behandlung drohen der Verlust des Zahnes und eine Ausbreitung der Infektion auf den Kieferknochen.
Wie läuft eine Wurzelbehandlung ab?
Die Behandlung erfolgt in mehreren Schritten:
- Zunächst wird der Zahn betäubt und mit einem Gummituch, einem sogenannten Kofferdam, vom Mundraum isoliert.
- Der Zahn wird geöffnet und die feinen Wurzelkanäle werden mit speziellen Instrumenten von entzündetem Gewebe befreit und gespült.
- Die gereinigten Kanäle werden mit einem Material dicht aufgefüllt und der Zahn wird mit einer Füllung verschlossen.
- In der Arztpraxis werden vor, während und nach der Behandlung Röntgenbilder gemacht. Sie sichern die Qualität.
Was zahlt die Kasse für eine Wurzelbehandlung?
Die gesetzliche Krankenkasse (GKV) zahlt, wenn der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird. Das bedeutet, dass die Wurzelkanäle voraussichtlich bis nahe an die Wurzelspitze aufbereitet und vollständig gefüllt werden können.
Wenn der Zahn bereits zu sehr beschädigt oder die Wurzelkanäle sehr kompliziert verlaufen, stehen die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung schlecht. In solchen Fällen übernimmt die GKV die Kosten für die Entfernung des Zahns.
Für die hinteren Backenzähne gelten noch strengere Regeln. Hier übernimmt die GKV die Kosten nur dann, wenn mindestens eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:
- Erhalt einer geschlossenen Zahnreihe: Der Backenzahn steht in einer ansonsten vollständigen Zahnreihe ohne Lücken.
- Vermeidung einer einseitig verkürzten Zahnreihe: Die Behandlung verhindert, dass auf einer Seite des Kiefers die hintersten Zähne fehlen (sogenannte Freiendsituation).
- Erhalt von funktionstüchtigem Zahnersatz: Durch die Wurzelbehandlung kann eine bereits vorhandene und intakte Brücke oder Prothese erhalten werden.
Trifft keine dieser Bedingungen zu, ist die Wurzelbehandlung eines Backenzahns keine Kassenleistung. Patient:innen können sich dennoch für den Erhalt des Zahnes entscheiden, müssen die Behandlung dann aber vollständig als Privatleistung bezahlen. Die Kosten hierfür können, je nach Aufwand, im vierstelligen Bereich liegen.
Ist eine Kassenleistung möglich, kann eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt zusätzlich private Leistungen anbieten. Moderne Techniken verbessern die Erfolgschancen deutlich, müssen aber meist selbst bezahlt werden. Fragen Sie nach einem Kostenvoranschlag für:
- Operationsmikroskop: Um auch feinste Kanäle zu finden.
- Elektronische Längenmessung: Für eine präzisere Reinigung.
- Spezielle Desinfektionsmethoden: Für eine gründlichere Säuberung.
Woran erkenne ich eine gute Wurzelbehandlung?
Auf diese Punkte sollten Sie achten. Sie sind Qualitätsmerkmale.
- Werden Ihnen die einzelnen Schritte und Kosten verständlich erklärt?
- Wird der Zahn mit einem Gummituch, im Fachjargon Kofferdam genannt, isoliert?
- Nimmt sich die Praxis genug Zeit für die Behandlung?
- Werden Röntgenbilder zur Kontrolle angefertigt?
- Wird bei schwierigen Fällen ein:e Spezialist:in, also ein Endodontologe oder eine Endodontologin, hinzugezogen? Das erhöht die Erfolgschance deutlich.
Gut zu wissen: Unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) schreibt in ihren Leitlinien die Verwendung von Kofferdam für eine Wurzelbehandlung zwingend vor. Falls die Praxis dies als Privatleistung anbietet, ist das durchaus legitim. Sollte eine Praxis den Kofferdam aus Kostengründen komplett weglassen wollen, ist das ein klares negatives Qualitätsmerkmal.
Was mache ich, wenn es bei der Wurzelbehandlung Probleme gibt?
Trotz größter Sorgfalt kann es vorkommen, dass die Entzündung bestehen bleibt oder nach einiger Zeit wiederkommt. Das muss nicht zwangsläufig ein Behandlungsfehler sein. Es kann auch an einer besonders aggressiven Bakterienart oder einer komplexen, nicht vollständig zu reinigenden Kanalanatomie liegen.
Doch auch dann ist der Zahn nicht verloren. Es gibt klar definierte Folgebehandlungen.
- Revision, also eine erneute Wurzelbehandlung
Die erste Maßnahme bei einem Misserfolg ist in der Regel die Revision. Dabei wird die gesamte alte Wurzelfüllung entfernt, das Kanalsystem erneut gereinigt, desinfiziert und gefüllt. Dieser Prozess ist aufwändiger und komplexer als die Erstbehandlung.
Ein entscheidender Punkt für Patient:innen ist daher die Kostenfrage: Die Revision einer Wurzelbehandlung ist fast immer eine Privatleistung und wird nicht von der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) übernommen. Wenn Sie sich im Vorfeld also für eine qualitativ hochwertige Erstbehandlung entscheiden, kann das helfen, Folgekosten zu vermeiden.
- Die Wurzelspitzenresektion
Ist eine Revision nicht möglich, zum Beispiel wegen eines fest verankerten Stiftaufbaus oder weil sie nicht erfolgreich war, ist die Wurzelspitzenresektion eine weitere Möglichkeit, den Zahn zu erhalten.
Bei diesem chirurgischen Eingriff wird das Zahnfleisch an der Wurzelspitze geöffnet und ein kleines Fenster im Kieferknochen geschaffen. Anschließend wird die Wurzelspitze um wenige Millimeter gekappt und das umliegende entzündete Gewebe entfernt.
Der Wurzelkanal wird von der Spitze her gereinigt und mit einer kleinen Füllung versiegelt. Im Gegensatz zur Revision ist die Wurzelspitzenresektion eine Kassenleistung.
- Die letzte Option: Die Zahnentfernung, also die Extraktion
Wenn alle Versuche, den Zahn zu erhalten, scheitern, bleibt als letzte Möglichkeit nur noch, ihn zu ziehen. Die Extraktion selbst wird von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt.
Damit sich die Nachbarzähne nicht verschieben und keine Probleme im Kiefergelenk entstehen, sollten Sie die Lücke schließen. Dafür kommen meist eine Brücke oder ein Implantat infrage. Beides kann allerdings teuer werden. Umso wichtiger ist es, den eigenen Zahn möglichst durch eine erfolgreiche Wurzelbehandlung zu erhalten.
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Dieser Inhalt wurde von der Gemeinschaftsredaktion in Zusammenarbeit mit den Verbraucherzentralen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.