Essgeschirr aus Melamin kann gesundheitsgefährdend sein

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Farbenfrohe Teller, Becher und Kochutensilien liegen im Trend. Ebenso buntes Geschirr für Kinder mit Motiven wie Bauernhoftieren oder Kinderbuchhelden. Sie bestehen häufig aus Melamin-Formaldehyd-Harzen – einem Material, welches Gesundheitsrisiken birgt.
Becher aus Melamin in verschiedenen Farben

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Tierversuchen haben Melamin und Formaldehyd gesundheitsschädliche und krebsfördernde Wirkungen gezeigt.
  • Durch fehlerhaften oder unsachgemäßen Gebrauch von Lebensmittelkontaktmaterialen können Melamin und Formaldehyd in Lebensmittel übergehen.
  • Melaminhaltige Haushaltsgegenstände sollten höchstens Temperaturen bis zu 70 Grad Celsius ausgesetzt werden. Verwenden Sie solche Produkte daher auch nicht in der Mikrowelle oder zum Kochen.
  • Verwenden Sie Melamingeschirr nicht für heiße Flüssigkeiten wie Kaffee oder Suppe oder für Säuglingsfolgenahrung.
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Welche Gesundheitsschäden kann Melamin verursachen?

Mit der Aufnahme von Melamin  sind gesundheitlichen Risiken verbunden. Wie das Bundesinstitut für Risikobewertung berichtet, wurde in Langzeit-Tierstudien festgestellt, dass Melamin Blasensteine verursachen und das Risiko für Blasenkrebs erhöhen kann. Zudem können Nierenschäden auftreten. 

Diese traten auch 2008 bei Kleinkindern in China auf, nachdem sie mit Melamin verunreinigtes Milchpulver zu sich genommen hatten. Die Menge im verunreinigten Milchpulver war dabei deutlich höher als die, die als Übergang aus Melamin-Geschirr nachgewiesen wurde.

Welche Gesundheitsschäden kann Formaldehyd hervorrufen?

Formaldehyd ist haut- und schleimhautreizend, kann akut zu Tränenfluss, Hustenreiz, Übelkeit und Erbrechen führen. 

Melamingeschirr und -küchengegenstände geben diese Substanz auch an die Raumluft ab, insbesondere unter Einfluss höherer Temperaturen. Durch ein regelmäßiges und länger andauerndes Einatmen von Formaldehyd über die Luft, kann eine Krebserkrankung im Nasen-Rachen-Raum ausgelöst werden.

Bei einer Formaldehyd-Allergie kann es zu Kurzatmigkeit und Verengung der Luftwege kommen. Nach Hautkontakt können sich Brennen, Rötungen, Blasenbildung, Zerstörungen des Hautgewebes oder allergische Kontaktekzeme einstellen.

Dass Formaldehyd krebserregend ist, wenn es durch Nahrung oder Getränke aufgenommen wird, konnte nicht nachgewiesen werden. Langzeit-Tierversuche ergaben jedoch, dass Entzündungen im Magenbereich auftreten können.

Welche Menge an Melamin ist gesundheitsbedenklich?

Damit keine gesundheitsgefährdenden Mengen an Melamin und Formaldehyd in Lebensmittel übergehen, hat der Gesetzgeber Grenzwerte festgelegt. Demnach dürfen pro Kilogramm Lebensmittel maximal 2,5 Milligramm Melamin und 15 Milligramm Formaldehyd übertreten.

Die tägliche tolerierbare Aufnahmemenge (TDI) für Melamin beträgt für den durchschnittlichen Erwachsenen 0,2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Also sollte ein 70 Kilogramm schwerer Mensch täglich nicht mehr als 14 Milligramm Melamin aufnehmen. Wenn die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten und Küchenutensilien sachgemäß verwendet werden, kommt es für gewöhnlich nicht zur Überschreitung dieser Werte.

Wie gelangen Melamin-Formaldehyd-Harze in Lebensmittel?

In der Vergangenheit wurde oft untersucht, wie Schadstoffe aus Geschirr oder Küchenutensilien, die aus Melamin-Formaldehyd-Harze bestehen, auf Lebensmittel übergehen. Die Ergebnisse zeigen, dass das vor allem am falschen Umgang mit Melamingeschirr liegt.

Werden säurehaltige Lebensmittel, wie Zubereitungen aus Obst oder Gemüse, in melaminhaltigen Behältnissen aufbewahrt oder Essen darin bei über 70 Grad Celsius erwärmt, können Melamin und Formaldehyd aus dem Material austreten und auf die Lebensmittel übergehen. Sie sollten Melamingeschirr daher nur maximal bis auf 70 Grad Celsius erwärmen und auch keine heißeren Lebensmittel einfüllen.

Was muss ich beachten, wenn ich Melamingeschirr verwende?

Melamingeschirr ist nicht geeignet für heiße flüssige Lebensmittel wie Kaffee, Suppe oder Säuglingsfolgenahrung. Auch sollte Melamingeschirr nicht in der Mikrowelle verwendet werden.

Vorsicht: Vielen Anwender:innen ist nicht bewusst, welche Eigenschaften das Material besitzt. Es wird durchaus Milch in einem Melaminbecher oder Essen auf einem Melaminteller in der Mikrowelle erwärmt. Außerdem gibt es Kochlöffel oder Pfannenwender aus Melamin, deren Anwendung in heißen Speisen nicht geeignet ist. Generell ist Melamingeschirr kein Koch-, sondern Essgeschirr. Als Salat- oder Essbesteck können Produkte aus Melamin unbedenklich verwendet werden, ebenso für das Einfüllen von heißen Getränken und Speisen in Becher, Schüsseln oder Teller, solange die Temperatur von 70 Grad Celcius nicht überschritten wird.

Wenn das Material seinen Glanz verliert oder die Oberfläche spröde und rissig wird, verwenden Sie die Gegenstände sicherheitshalber nicht mehr.

Tipps zu Verwendung von Melamingeschirr:

  • Tauschen Sie Geschirr mit sichtbaren Gebrauchsspuren (wie Glanzlosigkeit, Risse, Kratzer) aus.
  • Benutzen Sie Kochlöffel und Pfannenwender aus Melaminmaximal  zum kurzen Umrühren – lassen Sie sie nicht über längere Zeit im Topf oder in der Pfanne.
  • Nutzen Sie Melamingeschirr und Gegenstände bestenfalls nur zum Einfüllen und Anreichen, nicht zum Kochen.

Ob Geschirr oder Küchenutensilien aus Melamin-Formaldehyd-Harzen bestehen, erkennen Sie nur an einem freiwilligen Hinweis der Hersteller. Häufig fehlt auch die Kennzeichnung für eine sachgemäße Verwendung oder sie ist schlecht lesbar. Aus Sicht der Verbraucherzentralen besteht dringender Verbesserungsbedarf, damit Verbraucher:innen eine gezielte Auswahl treffen und sachgemäß nutzen können.

Ist Bambusgeschirr eine gute Alternative?

Vorsicht gilt auch bei Bambusgeschirr, das aufgrund des Wunsches nach Plastikvermeidung oder mehr Nachhaltigkeit ein gutes Image genießt. Denn die Becher, etwa für Coffee to go, enthalten oft viel Kunststoff, meist Melamin.

Kunststoffgeschirr mit Beimischungen von pflanzlichen Rohstoffen wie Bambusmehl, Reishülsen, Maisstärke oder Weizenstroh darf allerdings gar nicht verkauft werden. Denn jegliche Stoffe, die Kunststoffprodukten beigemischt werden, brauchen eine Zulassung - diese fehlt hier. Dass jedoch immer noch Lebensmittelkontaktgegenstände mit teils unzulässige Materialbeimischungen im Handel erhältlich sind, zeigt ein aktueller Marktcheck der Verbraucherzentralen zu Lebensmittelkontaktmaterial.

Daher gilt: Achten Sie auf die Material- und Gebrauchsangaben, sollten diese fehlen, dann verzichten Sie lieber auf den Kauf und die Verwendung. Sollten Sie Gegenstände auffinden, die unzulässige Materialmischungen, beispielsweise Melamin mit Bambus, enthalten, so können Sie diese den zuständigen Behörden melden, damit die betreffenden Gegenstände zurückgerufen werden.

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