Wie wirksam wird der Impfschutz sein? Gibt es dennoch ein Risiko, zu erkranken?
Die bisherigen Impfstoff-Kandidaten haben nach den Angaben der Hersteller in den Studien eine hohe Wirksamkeit gezeigt. Biontech und Moderna geben an, dass nach einer Doppelimpfung rund 95 Prozent einen Schutz hatten. Der vom Pharmakonzern Astrazeneca entwickelte Impfstoff lag - je nach Verabreichung und Dosierung - bei einer Effektivität von 90 beziehungsweise 62 Prozent.
Für Impfstoffe sind diese vorläufigen Studienergebnisse sehr gute Werte. Der Berliner Virologe Christian Drosten sprach im NDR-Podcast von sehr guten Nachrichten. "Diese Impfstoffe sind alle überraschend gut effizient."
Es ist außerdem nicht klar, ob die Impfungen "nur" vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen oder ob die Mehrzahl der Geimpften auch andere nicht mehr ansteckt. Im Zweifel erleichtert die Impfung dem Körper zwar den Kampf gegen das Virus, man kann aber durchaus eine Zeit lang ansteckend für andere sein.
Bei allen Impfstoffen, die bisher im Gespräch sind, braucht es zwei Impfungen, um den vollen Schutz aufzubauen. Nach drei bzw. vier Wochen muss dann eine zweite Impfung erfolgen. Das ist bei vielen herkömmlichen Impfungen ebenfalls so.
Wie wirkt ein mRNA-Impfstoff?
Die Impfstoffe von Biontech und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. Sie basieren auf einem neuen Mechanismus. Das Präparat enthält genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt. Körperzellen nutzen die genetische Information zum Bau des Erregerbestandteils. Anschließend erkennt das menschliche Immunsystem den fremden Erregerbestandteil und baut eine schützende Immunantwort auf.
Ziel der Impfung auf diese Art ist es, den Körper zur Bildung von Antikörpern gegen dieses Protein anzuregen, um die Viren abzufangen, bevor sie in die Zellen eindringen und sich vermehren.
RNA-Impfstoffe könnten das Erbgut von Menschen weder ändern noch falsche Immunantworten hervorrufen, so Experten. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert Koch-Instituts, Thomas Mertens, erklärt: "Der Impfstoff wird zwar mit gentechnischen Methoden hergestellt, aber beim Geimpften findet keine Änderung des Genoms statt - und das kann man sich auch kaum vorstellen."
Der Impfstoff wird in der Regel in einen Muskel im Oberarm gespritzt. Vorteile: Die Stelle ist gut zu erreichen. Und der Wirkstoff bleibt für einige Stunden im Muskel, wodurch der Körper Zeit hat, ihn zu erkennen und darauf zu reagieren.
Wie lange hält der Impfschutz?
Das ist unklar, denn es gibt noch keine Langzeitstudien. Es gilt als unwahrscheinlich, dass eine Impfung gegen Corona ein ganzes Leben lang schützt. Es könnte eher sein, dass man sie wie bei der Grippe-Schutzimpfung regelmäßig wiederholen muss.
Auch eine überstandene Covid-19-Erkrankung schützt wohl nicht auf Dauer vor einer erneuten Infektion.
Wann werden wir in Deutschland flächendeckend geimpft haben?
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) rechnet damit, dass eine Immunisierung von etwa zwei Dritteln der Bevölkerung notwendig ist, um die Verbreitung von Corona aufzuhalten (wobei wohl auch diejenigen eine gewisse Immunität entwickeln können, welche die Krankheit bereits durchgestanden haben).
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssten. Erst dann könne sich das Virus nicht mehr gut verbreiten.
Ob Hersteller, Impfzentren und mobile Teams die enormen Anzahlen von Impfungen täglich leisten und auf Dauer durchhalten können, kann man heute nicht absehen. Laut dem Vorsitzenden der Ständigen Impfkommission wäre ein Tempo von 100.000 Impfungen täglich eine Herausforderung und auch dann bis Ende 2021 wohl noch nicht vollständig geimpft. Deutschland wird mit seinen 83 Millionen Einwohnern auch mit zugelassenen Impfstoffen noch länger mit Corona zu tun haben.
Wird es eine Impfpflicht geben?
Gesundheitsminister Jens Spahn und Justizministerin Christine Lambrecht sagen bisher stets, dass es keine Impfpflicht in Deutschland geben soll.
Selbst wenn einmal darüber nachgedacht werden sollte, gehen Juristen davon aus, dass das nur auf Basis schwerwiegender Gründe und bei einer sehr genau bestimmten Personengruppe stattfinden darf. Eine theoretische Möglichkeit sind also z.B. Personen, die im ständigen Kontakt mit Hochrisikogruppen sind.
Kann ich mir einen Impfstoff aussuchen?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat das Anfang Januar öffentlich "im Moment und auch absehbar" auf längere Zeit ausgeschlossen. Es gebe vorerst keine Wahlfreiheit, welcher von verschiedenen Impfstoffen verabreicht wird. Ein Grund seien die derzeit knappen Impfdosen.
Können Anbieter für Zutritt / Dienstleistungen einen Impfnachweis verlangen?
Die Fluglinie Qantas hat im November die Überlegung öffentlich gemacht, nur noch geimpfte Personen an Bord zu nehmen. Es kann durchaus sein, dass Länder Einreisebedingungen so gestalten, dass Sie dort Impfungen vorweisen müssen.
Für den deutschen Staat, also z.B. für Behörden, gilt ein allgemeines Diskriminierungsverbot. Für private Anbieter von Waren und Dienstleistungen aber ist es auch bei uns denkbar, dass diese bestimmte Vorgaben machen und eine Teilnahme an einen Impfnachweis knüpfen. So etwas hat es bisher noch nicht gegeben – und juristisch ist es mindestens aus Datenschutzgründen heikel. Unserer Ansicht nach kann es nicht sein, dass man z.B. seinen Impfausweis vorlegen muss, in dem auch weitere, sensible Daten stehen.
Es wird außerdem sehr darauf ankommen, ob die Maßnahme im konkreten Fall verhältnismäßig ist. Wichtig wäre zum Beispiel, ob Geimpfte für andere nicht mehr ansteckend sind. Bislang ist das noch nicht klar.
Einige Rechtspolitiker haben sich außerdem im Dezember 2020 geäußert und ein mögliches gesetzliches Verbot von Sonderrechten für Menschen mit Corona-Impfung angesprochen.
Unserer Ansicht nach müsste ein Anbieter die Bedingung schon vor dem Vertragsabschluss deutlich kenntlich machen. Wer z.B. Eintrittskarten bereits vor einer solchen Regelung gekauft hat, darf nicht nachträglich ausgeschlossen werden.
Vorsicht vor Betrug
Unangemeldete Corona-Tests an der Haustür oder Impfstoffe zum selber kaufen? Innenministerium und Polizei NRW warnen vor solchen und weiteren Betrugsmaschen. Die Polizei gibt folgende Tipps gegen Betrug:
- Lassen Sie sich bei einem angeblichen Impfstoffverkäufer nicht auf ein längeres Gespräch am Telefon ein, sondern legen Sie sofort auf.
- Lassen Sie keine Fremden in Ihre Wohnung. Bestellen Sie Unbekannte zu einem späteren Zeitpunkt wieder, wenn eine Vertrauensperson anwesend ist.
- Wehren Sie sich energisch gegen zudringliche Besucher, sprechen Sie sie laut an oder rufen Sie um Hilfe. Bei akuter Bedrohung rufen Sie die Polizei unter 110.
- Melden Sie solche Vorfälle Ihrer Polizei. Eine Übersicht über die Internetwachen der Länder finden Sie hier.