Das Wichtigste in Kürze:
- Ratsuchende sollten sich einen Überblick verschaffen
- Jeder Haushalt sollte einen Notgroschen ansparen
- Größere Ausgaben sollten vorausschauend eingeplant werden
- Wenn das Geld nicht reichen sollte: Was bei Anzeichen von Überschuldung zu tun ist
Der Alltag wird teurer, noch immer sind die Inflationszahlen hoch und damit auch die Preise. Als Gegenmittel heben Notenbanken schrittweise Zinsen an. Das zügelt zwar langsam die Inflation, ist aber auch ein Hemmschuh für die wirtschaftliche Entwicklung. Mittlerweile ist sogar von einer Stagflation in Deutschland die Rede, also der Mischung aus langsamem Wirtschaftsentwicklung und anhaltender Inflation. Den Unternehmen geht es in einer Stagflation schlechter, da gestiegene Kosten geringeren Einnahmen gegenüberstehen.
Neben der Preiskrise beschäftigt die Energiekrise die Haushalte weiterhin. Zwar sind die Preise in diesem Jahr wieder gefallen, werden aber laut Einschätzung von Experten nicht mehr auf das Niveau vor dem Krieg in der Ukraine zurückkehren. Zudem laufen im kommenden Jahr die Energiepreisbremsen aus. Die Verbraucherzentralen fordern, diese zu verlängern. Die Folgen all dessen spüren die Menschen tagtäglich im Portemonnaie. Die Verbraucherzentralen sprechen daher von einer anhaltenden Verbraucherkrise, denn viele verschiedene Faktoren kommen zusammen und treiben die Preise. Umso wichtiger also, dass Ratsuchende ihre persönlichen Finanzen im Griff haben und gute finanzielle Entscheidungen treffen können.
So behalten Betroffene den Überblick
Raten Sie Ihren Klient:innen zunächst dazu, sich einen Überblick über alle Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen – und zwar am besten schriftlich und über einen längeren Zeitraum von mehreren Monaten. Das geht mit Stift und Papier, am PC in Exceltabellen oder anderen Programme erfassen oder Apps nutzen.
Zu den Einnahmen können etwa Einkünfte aus der Berufstätigkeit, Studierenden-Bafög, Stipendien, Sozialleistungen, Unterhalt, Kindergeld oder Rentenbezüge gehören.
Bei den Ausgaben kann es sich lohnen, zwischen verschiedenen Arten von Ausgaben und Kategorien zu unterscheiden. Feste Ausgaben sind solche, die regelmäßig und in gleicher Höhe anfallen. Häufig sind diese vertraglich vereinbart und kurzfristig nicht veränderlich. Dazu gehören etwa die Miete inklusive Nebenkosten, Energiekosten, Telefon-, Internet- und Handykosten, Versicherungen, Mitgliedschaften, Abonnements, Kreditraten und weiteres. Veränderliche Ausgaben fallen unter Umständen auch regelmäßig an, die Höhe der Ausgaben kann aber variieren: Kosten für Lebensmittel, Hygiene und Kosmetik, Kleidung, Restaurantbesuche, Geschenke, Freizeitausgaben gehören dazu.
In jedem Fall ist es wichtig, Bilanz zu ziehen, also die gesammelten Zahlen zusammenzurechnen. Für die meisten Menschen ist sicherlich eine monatliche Bilanz sinnvoll, schließlich finden die meisten Zahlvorgänge monatlich statt – wie etwa die Miete oder das Gehalt. Auch der Blick auf das gesamte Jahr kann sich lohnen, denn dort tauchen die Einnahmen und Ausgaben auf, die regelmäßig, aber nicht monatlich anfallen und rechnerisch nicht auf das gesamte Jahr verteilt wurden, wie etwa der Rundfunkbeitrag oder die jährliche Autoversicherung.
So können Ratsuchende Ziele festlegen
Wie detailliert Ratsuchende ihre Ausgaben notieren und bilanzieren, hängt auch von ihren Zielen ab. Will jemand nur wissen, ob das Verhältnis von Einnahmen zu Ausgaben ausgewogen ist, reicht eine einfache Aufstellung, an deren Ende eine Summe für die Einnahmen und eine für die Ausgaben steht. Wer Spielraum für Ersparnisse sucht oder seiner Ausgaben besser kennen und künftig anders planen will, sollte die Ausgaben nach Kategorien (wie Lebensmittel, Kleidung, Freizeit) aufteilen und bilanzieren.
Betroffene, die so vorgehen, erleben manche Überraschung: Etwa, weil monatlich viel Geld in Verpflegung außer Haus fließt, weil das Auto mehr kostet als gedacht oder die gesamten Ausgaben für Streamingdienste ungeahnt hoch sind. Manche festen Ausgaben sind vielleicht verzichtbar oder sogar doppelt vorhanden: Beispielsweise Streaming-Abonnements oder Mitgliedschaften, die Haushalte möglicherweise gar nicht nutzen.
Hilfreich: Das Budget planen
Im nächsten Schritt geht es darum, das vorhandene Budget zu planen. Raten Sie dazu eine Rücklage aufzubauen – vorausgesetzt, dass Betroffene nach Abzug aller Ausgaben noch Budget übrighaben. Dieser sogenannte Notgroschen sollte in Höhe von 2-3 Netto-Monatsgehältern auf einem separaten Konto liegen und jederzeit kurzfristig verfügbar sein. Wenn die Waschmaschine kaputtgeht, die Stromrechnung höher als erwartet ausfällt oder irgendeine unerwartete Ausgabe ansteht, können Betroffene das Geld vom Rücklagenkonto nutzen und danach wieder ansparen.
Besprechen Sie mit Ihren Klient:innen, dass es hilfreich sein kann, zu Beginn eines Monats Budgets festzulegen, also: Welche Beträge für welche Ausgabenkategorie zur Verfügung stehen. Für den besseren Überblick können die festgelegten Beträge auch in bar auf verschiedene Umschläge verteilt aufbewahrt werden.
Aber Vorsicht mit zu hohen Bargeldreserven: Größere Summen sollten in jedem Fall auf einem Bankkonto liegen – und nicht in bar zuhause. Denn sollte etwas passieren, ist Bargeld nicht versichert. Für Guthaben auf Konten gilt hingegen die sogenannte Einlagensicherung der Bundesregierung. Das heißt, dass bis zu einem Beitrag von 100.000 Euro das Geld jedes Sparers auf einer Bank vom deutschen Staat abgesichert ist.
Wer vorausschauend plant, kann Konsumschulden meiden
Können Ihre Klient:innen bestimmte Ausgaben absehen und langfristig einplanen? Wer etwa ein Auto besitzt und schon weiß, dass er in ein paar Jahren ein neues braucht, kann dafür bereits monatlich eine Summe ansparen. So können Ratsuchende einen Kredit und damit auch den Kreditzins vermeiden.
Sollte das Budget für eine Anschaffung nicht ausreichen, können Betroffene prüfen, ob der Kauf zum aktuellen Zeitpunkt notwendig ist. Lautet die Antwort auf diese Frage „Ja“, kann eine Anschaffung auch aus der angesparten Rücklage finanziert werden.
Raten Sie Ihren Klient:innen dazu, Kredite für reine Konsumgüter zu vermeiden. Dazu zählen beispielsweise eine Kaffeemaschine oder ein Urlaub. Der Wert dieser Dinge besteht wesentlich kürzer, als Betroffene den Kredit zurückzahlen müssen. Das wird zum Problem, wenn sie die Kreditraten nicht mehr tilgen können und das mit dem Kredit finanzierte Produkt keinen Wiederverkaufswert mehr hat. Das ist bei Konsumgütern in der Regel der Fall.
Fällt doch mal eine kreditfinanzierte Anschaffung an, können Ratsuchende einen Raten- oder Konsumentenkredit aufnehmen – und nicht den Dispokredit des Girokontos nutzen. Dispokredite sind nur sinnvoll, wenn klar ist, dass dieser nach kurzer Zeit aus den Einkünften wieder beglichen werden kann. Bei Ratenkrediten lohnt es sich, genau hinschauen: Wie hoch ist der effektive Jahreszins eines Kredits? Gibt es ein günstigeres Angebot? Vergleichsportale können hier helfen. Besprechen Sie mit Ihren Klient:innen, dass sie in jedem Fall unseriöse Angebote vermeiden sollten, beispielsweise sogenannter Kreditvermittler. Diese versprechen oft mittels Werbung eine schnelle Kreditvergabe – ohne Schufa. Das ist bereits ein eindeutiger Warnhinweis. Keine Bank vergibt einen Kredit ohne die Schufa-Auskunft von Antragssteller:innen. Denn daraus kann die Bank Rückschlüsse auf die Kreditwürdigkeit der Kund:innen ziehen. Das ist auch im Interesse der Kreditnehmer:innen, denn wer einen Kredit nicht abbezahlen kann, landet schnell in der Überschuldung.
Wenn das Geld nicht reicht: Anzeichen von Überschuldung
Wenn die Ausgaben regelmäßig oder einmalig höher sind als die Einnahmen, kommt es zum finanziellen Engpass. Das kann in der aktuellen Situation schnell passieren, wenn etwa eine hohe Energiekostenrechnung ins Haus flattert. Ein Anzeichen für eine drohende Überschuldung kann sein, dass Hilfesuchende zu Ihnen in die Beratung kommen, weil sie eine hohe Rechnung nicht zahlen können und bereits den Überblick über ihre Finanzen verloren haben. Dann ist der erste Schritt, dies nachzuholen und Einnahmen sowie Ausgaben aufzuschreiben und einen Kassensturz zu machen.
Dabei sollten Betroffene ihr Budget auf Möglichkeiten für Ersparnisse überprüfen: Welche regelmäßigen Ausgaben sind möglicherweise doch verzichtbar, wie etwa eine Handyversicherung? Sind alle Befreiungen eingelöst, beispielsweise vom Rundfunkbeitrag? Können Hilfesuchende in günstigere Tarife wechseln, etwa beim Telefonanbieter? Liegen allen Abbuchungen vom Konto der Betroffenen rechtmäßige Forderungen zugrunde?
Bestärken Sie Ratsuchende darin, sich auch von aggressiven Schreiben von Mahn- und Inkassobüros nicht einschüchtern zu lassen. Zunächst sollten Betroffene die Forderung in Ruhe prüfen und sich seriös beraten lassen.
Absolute Priorität haben auch in finanziell schwierigen Zeiten folgende Ausgaben:
- Miete
- Energiekosten
- Ernährung
Diese Kosten sollten immer zuerst gedeckt sein, auch wenn beispielsweise ein Inkassounternehmen Forderungen stellt.
Auch beim finanziellen Engpass sollten Betroffene sich von dubiosen Kreditanbieten unbedingt fernhalten. Hilfesuchende, die Rechnungen nicht mehr begleichen können, können sich an Beratungsstellen der Verbraucherzentralen und an seriöse Schuldnerberatungen wenden. Mit dem Energieanbieter kann man in der Regel eine Ratenzahlung vereinbaren. Zudem gibt es Härtefallfonds sowie Hilfsangebote für Notlagen.
Checkliste – Schritte der persönlichen Finanzplanung
Schritt 1: Raten Sie Ihren Klient:innen dazu, sich einen Überblick zu verschaffen, indem sie ein Haushaltsbuch führen und Bilanz ziehen.
Schritt 2: Ratsuchende sollte ihre Ziele festlegen: Reicht der Überblick oder wollen sie Möglichkeiten zur Ersparnis finden? Welche Ausgaben sind wichtig, worauf können sie verzichten?
Schritt 2: Empfehlen Sie, das monatliche Budget zu planen: Ratsuchende sollten einen Notgroschen aufbauen und zu Monatsbeginn festlegen, welcher Betrag für welche Kategorie vorhanden ist.
Schritt 3: Raten Sie zu vorausschauender Planung: Etwa dazu, für absehbare größere Anschaffungen wie ein Auto rechtzeitig zu sparen. Ratsuchende sollten Konsumschulden sowie Finanzierungen aus dem Dispokredit vermeiden.
Schritt 4: Erkennen Sie Anzeichen für eine drohende Überschuldung? Besprechen Sie mit Betroffenen, dass Ausgaben für Miete, Energiekosten sowie Ernährung Vorrang haben. Empfehlen Sie seriöse Beratungsstellen .
Es gibt Härtefallfonds und Hilfsangebote für Menschen in finanzieller Schieflage. Warnen Sie Ihre Klient:innen vor dubiosen Finanzvermittlern.