In der aktuellen Lage bleibt den Menschen oft wenig Geld übrig. Gerade jetzt ist es wichtig, die finanzielle Vorsorge nicht zu vernachlässigen. Wir erklären, worauf es ankommt, damit Ratsuchende sich auch in schwierigen Zeiten absichern können.
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Verbraucherzentrale
Das Wichtigste in Kürze:
- Zunächst sollten Klient:innen ihr Budget für die Vorsorge ermitteln: Was bleibt nach Abzug alles Lebenshaltungskosten übrig?
- Raten Sie dazu, existenzielle Risiken abzusichern. Ratsuchende sollten dazu ermitteln, welche Schäden sie finanziell ruinieren würden, wie etwa der Verlust ihrer Arbeitskraft. Diese Risiken versichern Ratsuchende, auf alle anderen Versicherungen können sie verzichten.
- Der erste Schritt, um finanziell abgesichert zu sein, ist der Notgroschen. Raten Sie dazu, diesen zuerst anzusparen – erst danach geht es ans Investieren.
- Besprechen Sie mit Ihren Klient:innen, ob Budget vorhanden ist, dass diese langfristig nicht benötigen. Das ist ein wichtiger Punkt, denn es schützt vor Verlusten. Dieses Geld können Ratsuchende monatlich an den Finanzmärkten investieren. Achtung: Dabei sollten Menschen nur so weit ins Risiko gehen, wie es ihrer persönlichen Risikoneigung entspricht, also so, dass sie bei dem Gedanken an ihr Investment noch ruhig schlafen können.
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Versicherungen: Gegen existenzielle Schäden absichern
Besprechen Sie mit Ihren Klient:innen zunächst, ob sie ausreichend gegen existenzielle Schäden abgesichert sind. Ermutigen Sie Ratsuchende, anhand folgender Punkte ihre eigenen Versicherungen zu überdenken:
- Welche Risiken haben die höchsten finanziellen Folgen?
- Welche Risiken können Ratsuchende finanziell tragen – auch wenn der Schadensfall eintritt?
- Welche Risiken würden den finanziellen Ruin bedeuten, wenn der Schadensfall eintritt?
Daraus folgt eine Prioritätenliste: Welche Absicherung hat für Ratsuchende persönlich die höchste Bedeutung? Keine Rolle sollte dabei die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens spielen. Zwar treten manche Schadensfälle selten ein. Diejenigen, die sie treffen, treffen sie dennoch zu 100 Prozent. Wenn das in der persönlichen Situation den Ruin bedeuten würde, ist eine Versicherung auch bei geringer Eintrittswahrscheinlichkeit ratsam.
Beispiele für die Absicherung gegen ruinöse Schadensfälle sind die Haftpflichtversicherung oder die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Haftpflicht: Sie sichert Ratsuchende gegen Schäden ab, die diese bei anderen verursachen. Das können auch Unfallschäden in Millionenhöhe sein. Natürlich ist die Hoffnung berechtigt, dass solche Unfälle nie eintreten. Ausschließen kann das jedoch niemand. Sollte der Schaden eintreten, könnten nur die wenigsten Menschen dies bezahlen. Eine Haftpflichtversicherung sollten daher wirklich alle abschließen.
Berufsunfähigkeitsversicherung (BU): Die Berufsunfähigkeit trifft Menschen meist ab einem Alter zwischen 40 und 50 Jahren – dann ungefähr jede:n vierte:n Erwerbstätige:n. Nur 10 Prozent der Ursachen sind Unfälle, 90 Prozent sind Krankheiten. Wer in diesem Lebensalter für eine Zeit oder auch dauerhaft beruflich ausfällt, muss mit hohen finanziellen Verlusten rechnen. Grob können Ratsuchende ihr eigenes Nettogehalt auf die noch verbleibenden Berufsjahre hochrechnen. Auch das ist für die meisten Menschen ein existenzieller Schaden, den es abzusichern gilt.
Achtung: Nicht jede BU ist eine gute Wahl. Empfehlen Sie Ratsuchenden folgende Schritte, um auf der sicheren Seite zu sein:
- Sich vorab von den Versicherungsberatungen der Verbraucherzentralen beraten lassen.
- Sich an unabhängige Honorarberatung wenden: So zahlen Ratsuchende ein Honorar für die Beratungsleistung, die Berater:innen erhalten keine Provision für den Verkauf bestimmter Produkte. Die Kosten sind transparent und Ihre Klient:innen können sicher sein, dass die Beratung in ihrem Interesse stattfindet.
- Erinnern Sie Ihre Klient:innen daran: Versicherungsmakler:innen erhalten Provision. Das bedeutet, dass die Beratung zunächst kostenfrei zu sein scheint, die versteckten Kosten aber um ein Vielfaches höher sein können als transparente Beratungskosten.
- Raten Sie Ihren Klient:innen dazu, ihre Wünsche und Bedürfnisse darzulegen. Makler:innen und Honorarberater:innen sind nach dem Versicherungsvertragsgesetz dazu verpflichtet, Kund:innen Angebote zu machen, die zu deren Wünschen und Bedürfnissen passen. Erklärt ein:e Makler:in nicht transparent die Provision und geht nicht wirklich auf ihre Fragen ein, ist das ein schlechtes Zeichen.
Achtung: Die Berufsunfähigkeitsversicherung sollten Ihre Klient:innen nicht voreilig kündigen, auch wenn die finanzielle Belastung im Moment hoch ist. Denn diese ist besonders wichtig für die finanzielle Vorsorge und der Versicherungsschutz ist später nur zu höheren Kosten möglich: Die BU wird teurer, je später im Leben Ratsuchende diese abschließen. Wer sich bereits in jungen Jahren bei besserem Gesundheitszustand darum gekümmert hat, ist im Kostenvorteil und sollte diesen nach Möglichkeit nicht aufgeben. Auch die Haftpflichtversicherung sollten Ratsuchende nicht einsparen, denn ein ruinöser Schadensfall kann jederzeit eintreten.
Weniger dramatisch ist es dagegen, wenn Ratsuchende eine Versicherung wie die Hausratversicherung für eine Zeit aussetzen. Es gibt keine Nachteile, wenn sie die Versicherung etwas später wieder abschließen.
Notgroschen: Grundlage der finanziellen Vorsorge
Zunächst sollten Ratsuchende prüfen, ob sie über genügend Rücklagen verfügen. Empfehlenswert ist ein Betrag etwa in Höhe von 2-3 Netto-Monatsgehältern, der auf einem eigenen Tagesgeldkonto liegt. Ist kein Notgroschen vorhanden oder haben Ihre Klient:innen diesen genutzt, sollte sie ihn zügig wieder auf die ursprüngliche Höhe ansparen, etwa mit einem festen monatlichen Sparbetrag.
Der Notgroschen ist ein hilfreiches finanzielles Polster für ungeplante Ausgaben, wie etwa überraschend hohe Rechnungen oder kaputte Haushaltsgeräte. Auch für andere Ausgaben, die aus dem monatlichen Budget nicht bezahlbar, aber notwendig oder gewünscht sind, darf der Notgroschen herhalten. Ratsuchende sollten den Notgroschen zwar nicht beliebig ausgeben. Dennoch kann es besser sein, sich einen dringenden Wunsch aus der Rücklage zu erfüllen, als beispielsweise einen Urlaub auf Kredit zu finanzieren. Wichtig ist, die Rücklage immer wieder aufzubauen, ruhig auch mit kleinen monatlichen Beträgen.
Investieren: Wie Vermögensaufbau auch in Krisenzeiten möglich ist
Wichtig: Für das Investieren an der Börse dürfen Ratsuchende ausschließlich Geld verwenden, das sie langfristig ganz sicher nicht brauchen, also für mindestens 10-15 Jahre.
Gehen die Kurse an den Finanzmärkten in den Keller, wie etwa zu Beginn der Pandemie? Dann gilt: Ruhe bewahren, liegen lassen! Die Kurse an der Börse gehen hoch und runter, wie auch die Weltwirtschaft durch Krisen geht und sich immer wieder erholt. Wer das verstanden hat, schützt sich vor Verlusten.
Ist die Rücklage aufgebaut und sind alle existenziellen Risiken abgesichert? Dann geht es jetzt ans Investieren. So können Ratsuchende für das Alter vorsorgen. Auch das ist wichtig, denn die allermeisten werden eine zu geringe staatliche Rente erhalten. Hierzu eignet sich der Kapitalmarkt, über den Ihre Klient:innen ihr Geld weltweit investieren können. Insbesondere sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs) eignen sich für die meisten Anleger:innen – auch in Krisenzeiten. Die Kosten der ETFs sind oft niedriger als die von aktiv gemanagten Investmentfonds. Das liegt daran, dass ETFs sogenannte Indizes abbilden und damit weniger Arbeit für die Fondsmanager:innen anfällt.
Ein weiterer Vorteil von Fonds: Ratsuchende können diese entweder einmalig, unregelmäßig oder im Rahmen von Sparplänen regelmäßig besparen. Und das sogar schon mit kleinen Beträgen: Ab 25 Euro im Monat können Ihre Klient:innen loslegen und Monat für Monat für das Altern vorsorgen.
Schrumpft das Budget, weil Betroffene etwa für den Urlaub ihren Notgroschen genutzt haben und diese nun erst wieder aufbauen müssen, können sie den ETF-Sparplan jederzeit aussetzen. Und später wieder aufnehmen.
Fonds vs. Einzelaktien: Mit Aktien kaufen Anleger:innen Anteile von Unternehmen und gehen damit auch das unternehmerische Risiko ein. Raten Sie deshalb eher vom Kauf von Einzelaktien ab. Selbst viele Finanzmarktexpert:innen können nicht zuverlässig vorhersehen, welche Aktien künftig erfolgreich sein werden und welche nicht. Ratsuchende müssen hier jederzeit mit dem Verlust ihres Geldes rechnen, wenn das Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Fonds hingegen streuen dieses Risiko auf viele Unternehmen und verkraften es auch, wenn es einigen dieser Unternehmen mal nicht gut geht.
Die Anzahl der ETFs und Fonds ist immens. Der Produktfinder der Stiftung Warentest hilft Ratsuchenden dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. Die Datenbank Faire Fonds hilft dabei, Fonds für die nachhaltige Geldanlage zu finden.
Folgende Grundregeln sollten Ihre Klient:innen berücksichtigen, wenn sie an der Börse investieren wollen:
- Raten Sie dazu, die persönliche Risikoneigung realistisch einschätzen und danach die Anlageform wählen. Das ist eine individuelle Entscheidung. Ratsuchende müssen sich damit wohlfühlen und ruhig schlafen können.
- Die Faustregel: Die mögliche Rendite steigt mit dem Risiko, das Anleger:innen bereit sind, einzugehen. Wer die eigene Risikoneigung kennt, kann die Anlagestrategie danach ausrichten. So kann beispielsweise ein Mix aus sicherer und risikoreicher Anlageprodukte eine Strategie für chancenorientierte Anleger:innen sein – also solche, für die ein gewisses Risiko vertretbar ist.
- Der Renditerechner der Verbraucherzentralen hilft bei der Anlagenentscheidung.
- Ratsuchende sollten nur in Produkte investieren, die sie verstehen. Bei vielen Anlageprodukten ist das gut möglich. Wird es zu kompliziert, sollten sie die Finger davon lassen.
Wichtig: Ratsuchende sollten an der Börse nur Geld
- investieren, das sie langfristig und ganz sicher nicht brauchen, also für mindestens 10-15 Jahre.
- Gehen die Kurse an den Finanzmärkten in den Keller, wie etwa zu Beginn der Pandemie? Dann gilt: Ruhe bewahren, liegen lassen! Über einen Betrachtungszeitraum von 10-15 Jahren verzeichnen die großen Indizes wie der MSCI World keine Verluste. Die Kurse an der Börse gehen hoch und runter, wie auch die Weltwirtschaft durch Krisen geht und sich immer wieder erholt. Wer bei fallenden Kursen in Panik gerät und verkauft, hat dieses Prinzip nicht verstanden und macht mit großer Wahrscheinlichkeit Verluste.
Checkliste - 4 Schritte zur finanziellen Absicherung
Schritt 1: Ratsuchende sollten zunächst einen Überblick über ihre Finanzen gewinnen. Nach Abzug aller Lebenshaltungskosten: Was bleibt monatlich oder jährlich für die finanzielle Vorsorge übrig?
Schritt 2: Der nächste Schritt: Eine Prioritätenliste erstellen und Schäden absichern, die Ihre Klient:innen finanziell ruinieren würden. Dabei sollten Ratsuchende die Eintrittswahrscheinlichkeiten außer Acht lassen.
Schritt 3: Ein Notgroschen ist der erste Schritt beim Vermögensaufbau! Dieser hat Vorrang vor dem Investieren und sollte so hoch sein wie 2-3 Netto-Monatsgehälter.
Schritt 4: Wer investiert, sollte langfristig denken und kostengünstige Anlagemöglichkeiten wie ETFs nutzen. Ratsuchende sollten sich zuvor ihre persönliche Risikoneigung bewusst machen und sich Zeit nehmen, um das Prinzip der Börsen und der Anlageprodukte zu verstehen. Zu vermeiden sind dabei Käufe von Einzelaktien sowie Panikverkäufe.