App-Test »GardenUp«: Klimaschutz mit grünem Daumen

Stand:
Zu oft vergessen wir, dass das Engagement für den Klimaschutz nicht zwangsläufig nur mit Verzicht und Anstrengung verbunden ist. "GardenUp" will beweisen, dass ein nachhaltig bewirtschafteter Garten keine große Mühe bereitet und zudem für sehr viel Wohlbefinden sorgt.
Illustration eines Hauses mit Bäumen und Mensch im Hauseingang. Darunter der Text "GardenUp. Nachhaltiger gärtnern."

Die App GardenUp ist Forschungsprojekt und digitaler Nachhaltigkeits-Coach in einem. Die Initiative der Hochschule Geisenheim (nahe Wiesbaden) gibt konkrete Handlungsempfehlungen, um möglichst viel aus dem eigenen Garten für Menschen, Tiere, Insekten und den Klimaschutz herauszuholen. Bemerkenswert ist, dass neben der Berücksichtigung ökologischer und ökonomischer Aspekte dabei auch soziale Komponenten eine Rolle spielen, beispielsweise die Bedeutung des privaten Gartens für das eigene Wohlbefinden und als Treffpunkt für Freundeskreis und Familie. Somit ist GardenUp ein ebenso hilfreiches wie interessantes Angebot, dem dank des Fehlens kommerzieller Interessen des App-Anbieters auch keine problematischen Fehltritte in Sachen Verbraucherschutz im Wege stehen.

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Name: GardenUp
Anbieter: Hochschule Geisenheim (www.hs-geisenheim.de) | snoopmedia GmbH (www.snoopmedia.com)
Kategorie: Umweltratgeber
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store

Datenschutz im grünen Bereich

Besucht man die Homepage des App-Herausgebers und technischen Partners der Hochschule Geisenheim, der snoopmedia GmbH, erfährt man, dass die Digitalagentur unter anderem an einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt zur KI-basierten Überprüfung und Auswertung von Datenschutzbestimmungen beteiligt war. Dieses sollte auch zu mehr Transparenz für Verbraucherinnen und Verbraucher führen, die sich in der Regel nicht durch ein seitenlanges Regelwerk zur Nutzung einer Webseite oder App lesen möchten. Ergebnis des Projekts war unter anderem die Pandipedia, die Onlineanbietern einen Score basierend auf der Transparenz ihrer Datenschutzpolitik zuordnet. Dieser Umstand stimmt optimistisch für die Beachtung von Verbraucherschutzbelangen beim Einsatz von GardenUp.

Tatsächlich stießen wir in den Datenschutzbestimmungen der App nicht auf böse Überraschungen. Die verarbeiteten Protokoll- und Personendaten dienen laut snoopmedia-Angaben zur Gewährleistung des Betriebs und der Beseitigung von Störungen der App sowie zur Auswertung der Daten zu Forschungszwecken. Diese werden nicht an Dritte weitergegeben. Die Registrierung ist obligatorisch und nur per E-Mail möglich. Durch Klick auf einen Link einer Verifizierungs-E-Mail wird das Anlegen eines Nutzerprofils bestätigt. Dieses und alle damit verbundenen Daten können unter dem Menüpunkt "Mein Account" mit zwei Fingertipps gelöscht werden. Optional kann man die Erlaubnis zur Zusendung von Pushnachrichten erteilen. Und für den Upload von Fotos des eigenen Gartens, die GardenUp wissenschaftlich auswertet, ist eine Kamera- oder Mediathekenfreigabe erforderlich. Unverzichtbar sind diese Freigaben für die Nutzung der App aber nicht.

 

Viele Fragen - viele Gartentipps!

Wer Potential und Funktionsumfang von GardenUp vollständig ausreizen möchte, muss sich beim erstmaligen Start der App durch eine Reihe von Angaben zur Qualität der genutzten Grünfläche (beispielsweise Gemeinschaftsgarten, Wohneigentum mit Garten oder Laube), ihrer Größe, Bepflanzung und Bebauung tippen. Dieses "Gartenprofil" kann im Nachgang durch die Beantwortung weiterer Fragen noch verfeinert werden. Dabei wird das Profil um teils sehr spezifische Angaben zur Bepflanzung des Gartens mit Nutz- und Zierpflanzen, versiegelten Flächen wie der Terrasse oder gepflasterten Wegen, Herkunft und Zusammensetzung von Düngemitteln und potentiellen Lebensräumen für Tiere und Insekten ergänzt. Hier ist ein wenig Ausdauer gefragt, denn die Antwortoptionen sind detailverliebt und entscheiden beispielsweise quadratmetergenau über ökologische Defizite von Schotterflächen oder den Mehrwert von kleinen, mittelgroßen und über fünf Meter hohen Sträuchern. Freiwillig können Fotos des Gartens hochgeladen werden, die den App-Anbietern zu Forschungszwecken dienen.

Wie bereits erwähnt versucht sich GardenUp sowohl aus akademischem Interesse als auch zur Schaffung einer größeren Bereitschaft zur (selbst-)kritischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Garten an der Einbeziehung psychosozialer Faktoren. Die Beantwortung von Fragen zur persönlichen Beziehung zur privat genutzten Grünfläche verursachte zumindest während unseres Tests eine erhöhte Bewusstwerdung und Wertschätzung für diese, selbst wenn es sich nur um einen von mehreren Mietparteien genutzten Gemeinschaftsgarten handelt. Abgefragt werden unter anderem, in welchem Maße der Garten mit einem Gefühl der Erholung und als Rückzugsort empfunden wird. Oder, ob dieser für sportliche Aktivitäten, gesellschaftliche Zusammenkünfte oder als Spielplatz für Kinder genutzt werden kann. Und, inwieweit man sich mit Nachbar:innen, im Familien- und Freundeskreis hierzu austauscht.

 

Verschiedene Funktionen der App "GardenUp"
Schlicht in der Präsentation, aber übersichtlich und informativ in der Anwendung: Die App GardenUp. (Quelle: Screenshots)

 

Punktgenau präsentiertes Wissen

Das erhöhte Bewusstsein für ökologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren in Bezug auf den Privatgarten schafft bei konzentrierter Nutzung bereits einen erkennbaren Mehrwert. Noch konkreter zeigt sich dieser in Gestalt der "Nachhaltigkeits-Level", die Aufschluss darüber geben, in welchen der drei oben genannten Bereiche noch Optimierungsbedarf besteht. GardenUp bietet dafür verschiedenen Aktivitäten an, die in der Regel niedrigschwellig und praxisnah umsetzbar sind. Der Tipp, den Sozial-Score durch die Schaffung von Spielmöglichkeiten für Kinder zu verbessern, wird gleich mit zehn konkreten Empfehlungen für Gartenspiele ergänzt. Nistkästen, so erfahren wir, sind nicht nur gut für den gefiederten Nachwuchs, sondern auch ein wirksamer Schutz vor Katzen in der Nachbarschaft. Und das Teilen und Leihen von Gartengeräten in der Nachbarschaft und über Onlineplattformen bringt sowohl wirtschaftliche wie auch soziale Vorteile mit sich.

Maßgeschneiderter als die (große) Maßnahmensammlung zeigen sich die beiden Features "UpSpacer" und "MoodUp". Bei ersterem handelt es sich um einen individuellen Ratgeber zur nachhaltigen Gartenbewirtschaftung, also einer privat genutzten Grünfläche, die einen maßgeblichen Beitrag für Klima und Umwelt leisten soll. Hierzu fragt GardenUp Angaben zur Nutzfläche, Zusammensetzung des Bodens, Sonneneinfall und Blühzeit ab und empfiehlt danach treffsicher ökologisch mehrwertige Gräser, Blumen und Büsche. Ein Fingertipp auf "Gefällt mir" führt zu externen Onlineangeboten mit Informationen zum Kauf und Anbau. "MoodUp" bietet nur einen vergleichsweise kleinen Vorteil für Verbraucher:innen und ist vor allem aus dem wissenschaftlichen Blickwinkel von Interesse. Hinter dem Menüpunkt verbirgt sich ein kurzer Fragebogen, mit dem über zwei Wochen lang täglich die Aktivitäten im Garten erfasst werden und somit eine eine Art Hobbygärtner:innen-Steckbrief ermittelt wird.

 

Fazit

GardenUp richtet sich primär an Menschen mit eigenem Garten, denen saftiges Gras, große Bäume und eine reiche Ernte aus dem Gemüsebeet nicht genügen, sondern die sich aktiv mit dem ökologischen, wirtschaftlichen und psychosozialen Impact ihrer Grünfläche auseinandersetzen möchten. Graphisch eher schlicht und in der Bedienung dafür umso leichtfüßiger gelingt der App dabei mühelos der Brückenschlag zwischen ihren Aufgaben als digitaler Alltagshelfer, Wissensangebot und als Datenquelle mit akademischer Relevanz. Klimafreundliche Menschen mit grünem Daumen sollten einen Blick riskieren.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation4 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung5 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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