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Beispiele für Dämmstoffe aus nachwachsenden Materialien
Die Palette an ökologischen Dämmstoffen ist breit und reicht von der recht bekannten Holzfaser über Schafwolle bis hin zum eher selten eingesetzten Seegras. Wir stellen 6 Beispiele vor:

Foto: JJ Ying via Unsplash
Zellulose
Die Zellulose ist schimmel- und schädlingsresistent und ihr Rohstoff, das Altpapier, ist in großer Menge vorhanden. Ein Patent zur Verwendung des Materials als Dämmstoff wurde schon vor mehr als 100 Jahren in England zugelassen. Der Energiebedarf bei der Herstellung ist gering. Zur Erstellung in Mattenform werden dem Material Bindemittel, beispielsweise Harze, zugesetzt. Das Material ist unter den ökologischen Dämmstoffen üblicherweise sehr preisgünstig.
Zellulose-Material ist anfällig für Fäule und bei seiner Verarbeitung am Bau entstehen Feinstäube. Die für den Brandschutz zugesetzten Stoffe sind ökologisch oft bedenklich. Außerdem ist sie nicht kompostierbar.
Wärmeleitfähigkeit: WLS 038 bis 045
Materialkosten einer losen Schüttung für die Sanierung einer Geschossdecke leicht besser als GEG-Standard: 9 bis 17 Euro pro Quadratmeter.

Foto: Rick Proctor via Unsplash
Hanf
Hanf erzielt eine mittlere Dämmwirkung und ist als flexibles Material gut in Zwischenräumen einsetzbar. Zur Herstellung werden Fasern der Hanf-Stängel genutzt. Diese enthalten kein Eiweiß, aber viel Kieselsäure. Das macht den Dämmstoff unattraktiv für Insekten oder Nager und recht feuchtigkeitsbeständig. Die Hanfpflanze wächst schnell und genügsam, was der Ökobilanz des Dämmstoffs zugute kommt.
Die mechanische Belastbarkeit von Hanfdämmprodukten ist begrenzt. Aufgrund von brandschutztechnischen Anforderungen enthalten sie chemische Zusatzstoffe.
Wärmeleitfähigkeit: WLS 038 bis 042
Materialkosten für die Sanierung eines Dachs leicht besser als GEG-Standard: 22 bis 30 Euro pro Quadratmeter.

Foto: Wolfgang Hasselmann via Unsplash
Schilfrohr
Schilfmatten sind unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit. Als Trägermaterial für Putzschichten sind sie gut geeignet. Das Material wird in Norddeutschland zur Dachdeckung eingesetzt (Reet) und ist als Baustoff seit Jahrtausenden bekannt. Üblicherweise erfolgt die Schilfernte im Winter, womit die Ökosysteme nur eine geringe Belastung erfahren. Im Rahmen der Herstellung werden dem Material keine Zusatzstoffe beigesetzt, dies schont die Umwelt und erleichtert ein Recycling.
Im erdberührten Bereich ist Schilf als Dämmung trotz seiner Feuchteunempfindlichkeit nicht einsetzbar. Die Dämmleistung ist eher gering, so dass mit stärkeren Dämmschichten geplant werden muss. Die Ressourcen der Schilfpflanze sind begrenzt, entsprechend klein ist ihr Marktanteil in der Bauwirtschaft.
Wärmeleitfähigkeit: WLS 055 bis 065
Materialkosten für die Wanddämmung von Innen leicht besser als GEG-Standard: ca. 160 Euro pro Quadratmeter.

Foto: John Mark Arnold via Unsplash
Seegras
Das Seegras ist durch seine natürliche Zusammensetzung aus silikathaltigen Fasern schimmel- und schädlingsresistent. Seegras wächst im Salzwasser unterhalb der Wasseroberfläche in einer Tiefe zwischen 3 und 40 Metern. Seegras besteht aus natürlich abgestorbenen Pflanzenresten. Im Mittelmeer werden diese durch Wellenbewegungen zu Bällen geformt und an die Strände gespült. An der Ostsee werden sie als grobe Büschel angeschwemmt. Der Rohstoff wäre ohne die Verwendung als Dämmstoff ein Abfallprodukt. Der Energieaufwand zur Herstellung ist gering, doch die langen Transportwege sind beim besser verarbeitbaren Mittelmeer-Seegras für die Ökobilanz von Nachteil.
Wärmeleitfähigkeit: WLS 042 bis 045
Materialkosten für Beispiel-Sanierung eines Dachs leicht besser als GEG-Standard: ca. 25 Euro pro Quadratmeter.

Foto: Vince Veras via Unsplash
Schafwolle
Die Schafwolle ist schimmelresistent, kann Schadstoffe aus der Luft binden und je nach Ausführung eine sehr gute Dämmwirkung entfalten. Der Baustoff ist angenehm und einfach verarbeitbar. Unter üblichen Bedingungen am Bau zersetzt oder verändert sich die Wolle langfristig nicht.
Die Herstellung verlangt eine große Menge an Reinigungsmitteln. Ohne Zusätze, die ökologisch bedenklich sein können, ist das Material schädlingsanfällig. Im Verhältnis zu anderen ökologischen Dämmstoffen hat die Schafwolle meistens einen höheren Preis.
Wärmeleitfähigkeit: WLS 035 bis 040
Materialkosten für Beispiel-Sanierung eines Dachs leicht besser als GEG-Standard: ca. 27 Euro pro Quadratmeter.

Foto: Peter Aschoff via Unsplash
Holzweichfaser
Die Holzfaserdämmung ist als Innendämmung gut für das Raumklima. Im Fall eines bestimmten Herstellungsverfahrens (trockene Herstellung) benötigt sie nur wenig Produktionsenergie. Imprägniert mit chemischen Zusatzstoffen ist sie auch im Außenbereich einsetzbar. In Mattenform erhalten die Fasern meist Bindemittel wie beispielsweise Kunstharze. Unter den ökologischen Dämmstoffen liegen Holzweichfasermaterialien im mittleren Preisbereich.
Das Material kann einen unerwünschten Nistplatz für Nagetiere bieten, wogegen man allerdings zum Beispiel mit Mäusegittern vorgehen kann. Durch zugesetzte synthetische Fasern kann es schwierig sein, die Matten zu recyclen oder zu kompostieren.
Wärmeleitfähigkeit: WLS 036 bis 040
Materialkosten für Beispiel-Sanierung einer Fassade leicht besser als GEG-Standard: 15 bis 29 Euro pro Quadratmeter.
Was kosten alternative Dämmstoffe?
Beim reinen Materialpreis sind ökologische Dämmstoffe meist teurer als Klassiker wie Polystyrol und Mineralwolle. Ein Grund dafür ist, dass sie in geringeren Mengen hergestellt werden. Dennoch bilden ökologische Materialien nicht unbedingt das obere Ende der Preisskala: Schaumglas beispielsweise, als Dämmstoff für spezielle Anwendungen, ist häufig noch preisintensiver.
Wichtig zu wissen: Der Materialpreis macht in vielen Fällen nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten aus. Die Arbeitskosten und die Baustelleneinrichtung fallen oft stärker ins Gewicht. Somit bedeutet etwa ein doppelt so teurer Dämmstoff nicht, dass die ganze Dämmung doppelt so teuer wird. Bei der Fassadendämmung entfallen auf das Material in der Regel nur rund 30 Prozent der Kosten.
Folgende Preise können für das Beispiel Fassadendämmung als Orientierung dienen. Angesichts der teilweise sehr großen Preisspannen gilt: Auf jeden Fall mehrere Angebote für den einmal ausgewählten Dämmstoff vergleichen!
Teilweise kommen Preisunterschiede auch durch unterschiedliche Produktausführungen oder Umrechnungsfaktoren in Abhängigkeit von der Liefermenge zustande. Genaues Hinschauen ist also geboten, wenn Sie Preise selbst recherchieren.
Material | Materialpreise für 1 m² Dämmstoff* (Stand: Juli 2025) |
---|
Zellulose, lose Schüttung | 9 bis 17 Euro |
Hanf | 22 bis 30 Euro |
Schilf | 160 Euro |
Seegras | 25 Euro |
Schafwolle | 27 Euro |
Holzweichfasern | 15 bis 29 Euro |
zum Vergleich: Polystyrol (EPS, "Styropor") | 16 bis 24 Euro |
* Hinweis: die Preise gelten für die gleiche Dämmleistung aller Materialien, hier R = 4 m²K/W. Womit ein U-Wert von ungefähr 0,22 W/m²K erreicht wird. Zuschüsse der KfW erhält man für die gedämmte Fassade mit einem U-Wert von 0,20 W/m²K, die gesetzliche Mindestanforderung beträgt 0,24 W/m²K.
Wo sind ökologische Dämmstoffe erhältlich?
Ob Sie sich für einen konventionellen oder einen ökologischen Dämmstoff entscheiden, ist für die Beschaffung nebensächlich. Es gibt einige spezialisierte Baustoffhändler, die Material aus nachwachsenden Rohstoffen auf Lager haben. Ein von Ihnen beauftragter Fachbetrieb wird auch in der Lage sein, das gewünschte Material mit zur Baustelle zu bringen. Baumärkte bieten vereinzelt auch Dämmstoffe aus natürlichen Materialien an; in mehreren Online-Shops können die gängigsten natürlichen Dämmstoffe ebenfalls bestellt werden.
Was ist beim Brandschutz zu beachten?
Für Einfamilienhäuser und kleine Mehrfamilienhäuser sind ökologische Dämmstoffe mit Blick auf den Brandschutz meistens problemlos einsetzbar. Stoffe der Kategorie „normal entflammbar“, abgekürzt B2, sind bei vielen Anwendungen erlaubt. Das bedeutet nicht, dass der Dämmstoff einfach brennen würde, die Bezeichnung dient nur der Unterscheidung im Bauwesen. Tatsächlich werden auch Stoffe in der Kategorie B2 mit Brandschutzmitteln versetzt, wenn sie aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt wurden.
Bei erhöhten Brandschutzanforderungen, die an manche Fassadendämmung gestellt werden (Kategorie „schwer entflammbar“, abgekürzt B1), wird die Auswahl an pflanzenbasierten Dämmstoffen kleiner. Bei größeren Gebäuden sind meistens noch höhere Brandschutzklassen vorgeschrieben. Dann können die meisten ökologischen Dämmstoffe nicht zum Einsatz kommen.