Ob als Bild oder Textbeitrag: Auf Facebook verbreiten sich immer mal Widersprüche gegen die Nutzungsbedingungen. Wir erklären, warum das so nicht funktioniert.
Das Wichtigste in Kürze:
- Facebook hat am 27. Mai 2025 in Deutschland begonnen, Nutzerdaten für KI-Training zu nutzen. Wer seine Daten nicht dafür freigeben möchte, muss widersprechen.
- Dafür wurde die Datenschutzerklärung geändert – wie schon früher zu anderen Anlässen.
- In solchen Zeiten werden viele Beiträge gepostet, mit denen Mitglieder den Änderungen widersprechen wollen.
- Mit solchen Beiträgen können sie rechtlich allerdings nichts erreichen.
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Anwälte und Bratwürste
Kleiner Aufwand, toller vermeintlicher Nutzen: Im sozialen Netzwerk eben ein Bild oder eine Statusmeldung posten und die eigenen Daten, Bilder und Texte vor einem Zugriff durch Facebook und Co. schützen? Immer wieder machen solche Kettenbriefe die Runde – besonders dann, wenn Betreiberkonzern Meta mal wieder über anstehende Änderungen der Nutzungsbedingungen oder Datenschutzerklärung informiert.
Als ironische Antwort darauf haben sich inzwischen Bratwurstbilder etabliert, mit denen Menschen angeblich den neuen Nutzungsbedingungen widersprechen. Für beide Fälle gilt: Sie sind wirkungslos.
Auch wenn in manchen Beiträgen von Paragraphen, Artikeln und Urheberrecht die Rede ist und solche Beiträge erst einmal einen seriösen Eindruck machen: Es hilft nichts, sie weiter zu verbreiten. Das Phänomen heißt "Hoax" (Schwindel).
In einem dieser Kettenbriefe wird zum Beispiel behauptet, Facebook (bzw. das Betreiberunternehmen Meta) sei jetzt eine "öffentliche Einrichtung" und deshalb an besondere Gesetze gebunden. Wie es zu dieser Aussage kommt, ist uns nicht klar.
Klar ist allerdings, dass folgende Behauptungen in häufig verwendeten Texten absoluter Blödsinn sind: "Ein Anwalt hat uns geraten, dies zu posten. Verletzung der Privatsphäre kann per Gesetz bestraft werden." Und: "Alle Mitglieder müssen so eine Notiz posten. Wenn du nicht mindestens einmal eine Aussage postest, wird technisch verstanden, dass du die Verwendung deiner Fotos sowie die Informationen in deinen Profilstatus-Updates erlaubst."
Widerspruch gegen "4,99 $ pro Monat"
Mit dem Satz: "Ich deaktiviere auch!" beginnt ein Textbeitrag, der seit Mai 2025 verbreitet wird. Anlass dürfte die Änderung der Datenrichtlinie sein, mit der sich Facebook das Recht eingeräumt hat, personenbezogene Daten von Facebook-Konten zum Trainieren künstlicher Intelligenz (KI) zu verwenden. Dagegen kann man über ein Online-Formular widersprechen. Aber ein Widerspruch in Form eines Textbeitrags ist rechtlich wirkungslos. In der Meldung werden ein paar Dinge vermischt. Zunächst der komplette Text:
Ich deaktiviere auch!
Facebook wird ab Montag alle Nutzer berechnen. Du kannst Dich dafür abmelden. Halte Deinen Finger auf diese Nachricht und kopiere sie. Es darf nicht geteilt werden. Ich erteile Facebook nicht die Erlaubnis, 4,99 $ pro Monat auf mein Konto zu berechnen; alle meine Bilder sind mein Eigentum oder Eigentum meiner Freunde und NICHT EIGENTUM von Facebook!!!
Weil alle langsam gekapert werden, ja gekapert nicht gehackt, werden sie unsere Konten jetzt zu noch mehr Benutzen.
HINWEIS: Facebook Meta ist jetzt eine öffentliche Einrichtung. Alle Mitglieder müssen so eine Notiz posten. Wenn du eine Erklärung nicht mindestens einmal veröffentlichst, erlaubt dies technisch die Verwendung Deiner Fotos, sowie die Informationen, die in Deinen Profilstatus-Updates enthalten sind.
ICH GEBE FACEBOOK NICHT MEINE ERLAUBNIS, MEINE PERSÖNLICHEN DATEN ODER BILDER ZU NUTZEN.
Kopieren und einfügen, nicht teilen. Ich bekomme mehr Verkaufsposts als Beiträge von Freunden. Halte Deinen Finger irgendwo in diesem Beitrag und tippe auf "kopieren". Gehe zu Deiner Seite, wo steht: " Was machst Du gerade? "Tippe mit Deinem Finger irgendwo im leeren Feld. Klicken und einfügen. Dies aktualisiert das System.
Und hier ein paar Dinge, die daran Blödsinn sind:
- "Facebook wird am Montag alle Nutzer berechnen". Es ist richtig, dass Facebook in Deutschland ein Abomodell anbietet und man das Netzwerk gegen monatliche Bezahlung nutzen kann. Das muss man aber aktiv buchen und bekommt es nicht automatisch. Denn wie sollte man bezahlen, wenn man keine Zahlungsinformationen hinterlegt hat? Infos zum Facebook-Abo lesen Sie hier.
- "Alle meine Bilder sind ... nicht Eigentum von Facebook". Das stimmt – und Facebook erwirbt auch kein Eigentum daran, wenn man sie dort postet.
- "Wenn du eine Erklärung nicht mindestens einmal veröffentlichst, erlaubt dies technisch die Verwendung deiner Fotos". Nein, denn was man als Textbeitrag postet, hat keinen technischen Einfluss auf die Verwendung anderer Beiträge.
- "Ich gebe Facebook nicht meine Erlaubnis, meine persönlichen Daten oder Bilder zu nutzen." Doch, das machen Sie automatisch durch die Erstellung eines Kontos. Denn ohne diese Erlaubnis könnte Facebook das, was Sie dort veröffentlichen, niemandem anzeigen. Sie können aber verbieten, dass Facebook Ihre Daten oder Bilder für bestimmte Zwecke nutzt – wie zum Beispiel zum Trainieren von KI-Modellen. Infos dazu lesen Sie hier.
Was Sie zu den angeblichen AGB-Widersprüchen wissen sollten
- Facebook räumt sich in den Nutzungsbedingungen das Recht ein, veröffentlichte Dinge für eigene Zwecke verwenden zu dürfen. Praktisch heißt das: Laden Sie ein Foto von sich zu Facebook hoch, behalten Sie das Urheberrecht daran. Nur Sie dürfen also entscheiden, wer das Bild für welche Zwecke nutzen darf und das bleibt auch so, wenn sie es zu Facebook hochladen. Aber:
- Mit dem Hochladen erlauben Sie Facebook, dieses Foto auch zu nutzen, solange es bei Facebook öffentlich verfügbar ist.
- Das ist schon deshalb erforderlich, damit Facebook dieses Foto überhaupt im Netzwerk anderen Menschen anzeigen darf. Würden Sie dieses Recht nicht gewähren, könnte niemand Ihr hochgeladenes Foto sehen.
- Solche Widersprüche als Beitrag zu verbreiten, ergibt überhaupt keinen Sinn. Mitarbeitende bei Meta sehen sich nicht jede Statusmeldung und jedes Bild aller weltweit rund 3 Milliarden täglich aktiven Nutzenden (Stand: Oktober 2024) an. Die Nutzung des Netzwerks oder anderer Produkte von Meta (wie Instagram, Messenger, WhatsApp) ist nicht mit individuellen Regeln möglich. Wenn Ihnen die Nutzungsbedingungen nicht passen, können Sie höchstens möglichst wenige Daten angeben, Texte und Bilder posten. Oder Sie müssen Facebook verlassen – zum Beispiel über diese Seite.
Infos zu großen Änderungen in Meta-Netzwerken