App-Test »Karte von morgen«: Unterwegs zu den Orten der Zukunft

Stand:
Die "Karte von morgen" möchte uns bereits heute den Weg zu einem klimafreundlichen und sozialen Lebenswandel weisen. Eine reizvolles Angebot, das mit vielen hilfreichen Funktionen überzeugt. Da drückt man hinsichtlich einiger technischer Schwächen gerne ein Auge zu.
Illustration von bunten Blütenblättern mit Schriftzug "von morgen: Alles Gute auf einer Karte"

Streng genommen ist die Karte von morgen keine App, denn der gemeinnützige Anbieter hat sich in der Vergangenheit zwar an der Bereitstellung seiner Software für die App-Stores von Google und Apple versucht, beschränkt sein Angebot aber mittlerweile auf die Website www.kartevonmorgen.org. Die zuletzt im Jahr 2020 aktualisierte "Karteileiche" im Apple App Store kann man also getrost ignorieren, da sie nicht mehr fehlerfrei funktioniert. Bei Google Play ist die Karte von morgen zum Zeitpunkt dieses Tests im Juli 2024 gar nicht mehr auffindbar. Dafür glänzt die Webversion mit einer für mobile Geräte optimierten Kartenansicht. Die Handhabung ist insbesondere bei der Nutzung auf dem Smartphone zwar nicht optimal, zum Ziel findet man dennoch. Und was ist das Ziel? Beispielsweise zukunftsfähige Orte wie faire Händler, Biohöfe, offene Werkstätten, freie Bildungsinitiativen und visionäre Lebensgemeinschaften, so die Worte des Vereins Ideen³ aus dem nordhessischen Waldkappel, der hinter diesem Angebot zur Weltverbesserung steht.

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Name: Karte von morgen
Anbieter: Ideen³ e.V. // Räume für Entwicklung (www.kartevonmorgen.org)
Kategorie: Regionaler Einkauf | Umweltratgeber
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Browser-basiert (alle Plattformen)
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store (Stand 11. Juli 2024: App läuft nicht fehlerfrei)

Wenige Daten = geringe Sorgen

Als betriebssystemunabhängiges Angebot ohne die Notwendigkeit einer Registrierung bringt die Karte von morgen gute Voraussetzungen für maximale Datensparsamkeit mit. Wir haben die "interaktive Onlineplattform für Initiativen des Wandels und nachhaltige Unternehmen" (Beschreibung des Anbieters) unter verschiedenen technischen Rahmenbedingungen getestet. Die mobile App für iOS-Geräte glänzt zwar mit der höchstauflösenden Kartenansicht, doch die Ladezeiten sind strapaziös lang und sowohl bei Einsatz der Suchfunktion als beim Scrollen und Zoomen in der Karte kommt es zu Darstellungsfehlern und gelegentlichen Abstürzen. Wir raten vom Download ab! Von solchen Mängeln ist die Browser-basierte Karte von morgen nicht betroffen. In Safari (Apple iOS), Chrome (Android) als auch in Edge und Firefox (Microsoft Windows 10) waren Bedienung und Anzeige fehlerfrei.

Screenshot einer Browser-Anfrage nach Standortfreigabe
Wer sich die manuelle Suche in der Umgebung ersparen möchte, setzt auf die Standort-Freigabe im Browser. (Quelle: Screenshot)

Sowohl auf mobilen Geräten wie auch an Laptops und Desktop-PCs trägt die Standortfreigabe zum Suchkomfort bei. Wer diese personenspezifischen Daten nicht übermitteln möchte, kann auch händisch oder per Maus und Trackpad in den gesuchten Kartenausschnitt hineinzoomen und erhält linksseitig eine Liste aller auf den Bildschirm sichtbaren "zukunftsfähigen Orte". Alternativ wird im Falle aktivierter Standortfreigabe bei Klick oder Fingertipp auf das Fadenkreuz-Symbol die eigene Position sowie die nähere Umgebung angezeigt. Die Ortung durch das Webangebot von Karte von morgen bewerten wir als unkritisch, da der Anbieter gesammelte Personendaten gemäß geltendem EU-Recht verwendet und eine Weitergabe an Dritte zu Werbezwecken ausschließt.

Es gibt viel zu entdecken

Die Karte von morgen verzeichnet alle Orte, die Ideen³ e.V. und sein Netzwerk von Regionalpilot:innen als zukunftsfähig definieren, da sie einen maßgeblichen ökologischen und sozialen Mehrwert für die Menschen schaffen. Diese Zukunftsfähigkeit wird durch sechs sogenannte Positivfaktoren definiert. Diese sind "natürlich" (am Standort wird im Einklang mit Umwelt, Tieren und Menschen gewirtschaftet), "erneuerbar" (effizienter Einsatz und Recycling von Rohstoffen), "fair" (sozialverträgliche Arbeitsbedingungen), "menschlich" (Freiräume für Mitarbeitende und aktiv gelebte Inklusion), "solidarisch" (Kooperation und ethisch-nachhaltiges Wirtschaften) und "transparent" (Nachvollziehbarkeit von Produktion und Handel für Verbraucher:innen).

Die Größte der auf der Karte abgebildeten Orte ist abhängig vom Ausmaß, in dem das dort ansässige Unternehmen, die Initiative oder das Event diese Positivfaktoren berücksichtigt. Dazu wird auch noch farblich differenziert zwischen gewerblichen (blau) und gemeinnützigen (grün) Anbietern sowie zeitlich befristeten Aktionen (pink). Was sich so kompliziert liest, ist in der praktischen Anwendung schnell durchschaut: Zukunftsorte, die sich bereits in mindestens einem Bewertungskriterium positiv hervorgetan haben, werden als blütenblattförmige Markierung angezeigt, alle noch nicht bewerteten Orte als kleinerer Punkt. Ein Klick oder Fingertipp darauf führt zu weiteren Informationen und zu der Möglichkeit, den Ort anhand der Positivfaktoren zu bewerten und diese Beurteilung individuell zu kommentieren.

 

Beispielhafte Screenshots einer Stadtkarte des Webangebote Kartevonmorgen.org
Das Webangebot unter www.kartevonmorgen.org bietet auch eine für Smartphones optimierte Ansicht (links), am komfortabelsten bewegt man sich auf der Karte aber per Tablet, Laptop- oder PC-Monitor. (Quelle: Screenshots)

 

Eine Karte voller Nachhaltigkeit?

Der größte Vorteil der Karte von morgen ist ihre Vielfältigkeit. In der Ergebnisliste auf der linken Seite des Screens, die auf Wunsch ausgeblendet werden kann, werden alle im gewählten Kartenausschnitt sichtbaren Orte sortiert nach Entfernung angezeigt. Wer das Webangebot zielgerichteter nutzen möchte, tippt einen Begriff in das links oben befindliche Suchfeld ein. Dieses ist in der Smartphone-Ansicht sehr klein geraten und die Texteingabe daher selbst bei einer Displaygröße von 6,5 Zoll nicht ganz einfach. Die Ergebnisse können sich aber sehen lassen. Egal, ob "Naturschutz, "Lebensmittel", "Fairtrade", "Bildung", "Grundeinkommen" oder "Secondhand" - wer sich für sozial und ökologisch handelnde Dienstleister und Initiativen interessiert, wird auf der Karte von morgen mit fast jedem relevanten Suchbegriff fündig. Und die Suche nach Orten für kostenloses Trinkwasser kann es sogar mit einer eigenständigen App wie Refill aufnehmen. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn die auf der Karte pink markierten Veranstaltungen auf ihre Aktualität geprüft werden könnten. Wir konnten nur Events entdecken, die bereits seit einem oder mehreren Jahren vorbei sind.

Fazit

Der Pfad zur Nutzung der Karte von morgen ist steinig und führte uns von einer nicht mehr funktionstüchtigen iOS-App über die Website des gemeinnützigen Anbieters und damit schließlich zu einem Angebot, das man bevorzugt auf dem großen Bildschirm eines Tablets, Laptops oder Desktop-PCs genießen sollte. Auf dem Smartphone macht die Suche trotz optimierter Ansicht für mobile Geräte etwas weniger Spaß, da die Übersicht auf vergleichsweise kleinen Displays etwas leidet. Dafür überzeugt das Konzept einer Landkarte für Orte, an denen ökologisch und sozial nachhaltig gearbeitet, gelebt und Engagement gezeigt wird. Und die Vielzahl und Qualität der Suchergebnisse kann überzeugen. Es lohnt sich also, sich auf den Weg zu machen.

Handhabung3 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert5 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit4 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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