App-Test »LichtBlick«: Mehr Licht als Schatten

Stand:
"100% nachhaltige Energie" verspricht der Stromanbieter LichtBlick SE auf seiner Webseite. Und auch die zugehörige App möchte zur klimafreundlichen Energieversorgung animieren. Gelingt dem Hamburger Unternehmen die Vereinbarkeit von wirtschaftlichen und ökologischen Interessen?
Zwei Kreise und Schriftzug "LichtBlick" als Logo der gleichnamigen App

Nicht nur ist die App LichtBlick zur Gewinnung neuer Kund:innen und Verwaltung von Vertragsunterlagen beim gleichnamigen Stromanbieter gedacht, sie soll auch aufzeigen, in welchem Maße sich die eigene Emissionsbilanz durch die Nutzung nachhaltiger Energiequellen verbessern lässt. Keine leichte Aufgabe, doch LichtBlick meistert den Brückenschlag zwischen Kommerz und Klimaschutz besser als mancher Mitbewerber. Nicht zuletzt, weil die App diesbezüglich mit offenen Karten spielt und nicht mit Funktionen überfrachtet ist. Abseits der Werbebotschaften glänzt sie mit einem Leitfaden für ein klimaneutrales Leben, einer Ladestation-Suche mit Kartenfunktion und Möglichkeiten zum CO2-Ausgleich für Privatpersonen.

Off

Name: LichtBlick: klimaneutral leben
Anbieter: LichtBlick SE (www.lichtblick.de)
Kategorie: Energie sparen
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Datenschutz im qualitativen Mittelfeld

Wer sich für die Nutzung der LichtBlick-App registrieren möchte, benötigt einen bestehenden Vertrag mit dem gleichnamigen Unternehmen.  Alternativ kann dieser auch über den in die App integrierten Tarifrechner abgeschlossen werden. Die Qualität und Konkurrenzfähigkeit der Angebote sowie der Vertragsverwaltung können wir im Rahmen dieses Testbeitrags nicht beurteilen. Wohl aber den Umgang des Anbieters mit dem Thema Datensicherheit. Überraschenderweise beginnen die Datenschutzbestimmungen mit einem werblichen Text zur Wichtigkeit des Klimaschutzes und dem Mehrwert der hier angebotenen Dienstleistung. Davon abgesehen ist aber fast alles erwartbar. Lichtblick verwendet anonymisierte Nutzerdaten zu Marktforschungszwecken. Die Weitergabe von Personendaten zu Werbezwecken - auch an Dritte - bedarf der ausdrücklichen Zustimmung seitens der Kundin oder des Kunden. 

Für die Suche nach Elektro-Ladesäulen kann der Standort mit der App geteilt werden. Wer dies nicht wünscht, kann aber auch ein Textfeld zur Adresssuche verwenden. Ansonsten fielen uns keine weiteren Datenfreigaben auf, die zur Nutzung der App benötigt werden. Die Erlaubnis für Pushnachrichten kann im Menüpunkt "Einstellungen" erteilt werden, wo sich auch alle Angaben zu Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen finden. Besucht man via App die Webseite des Anbieters, beispielsweise zum Anlegen eines persönlichen Profils, sollte man sich aber genau angucken, welchen Cookies man da möglicherweise zustimmt. Die sind nämlich zahlreich und eventuell nicht immer erwünscht - wie zum Beispiel das Tracking durch den Anbieter Outbrain, der sich auf Werbung in Form redaktioneller Inhalte spezialisiert hat.

 

Beispielhafte Screenshots von App XY
"LichtBlick" beinhaltet einen Emissions-Rechner, die Möglichkeit zum CO2-Ausgleich durch Kauf von Zertifikaten, und einige Nachhaltigkeitstipps. Den größten Mehrwert aber bietet die Umkreissuche nach Ladestationen. (Quelle: Screenshots)

Mehrwert oder nur mehr Werbung?

LichtBlick bietet auch jenen Menschen kleine Vorteile zugunsten des Klimaschutzes, die nicht Kund:innen des Energieversorgers sind. Auf die Berechnung des individuellen Co2-Fußabdrucks folgt das Angebot, diesen durch den Kauf von CO2-Zertifikaten auszugleichen. Dies erfolgt durch den gemeinnützigen Anbieter Compensators e.V. Die Zahlung ist mit allen gängigen Kreditkarten möglich. Außerdem beinhaltet die App ein 5-Punkte-Programm zum klimafreundlichen Leben. Wenig überraschend: Wer auf Ökostrom setzt, leiste den größten Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel, so der Anbieter. Außerdem gibt es Tipps zum nachhaltigen Reisen, Shopping und Ernährung, gefolgt von mindestens ebenso viel Text zur Bewerbung des eigenen Angebots.

Hilfreicher ist da schon die kartenbasierte, bundesweite Suche nach Ladestationen für E-Autos. Rund 2.600 Standorte listet LichtBlick zum Zeitpunkt unseres Tests Anfang Juli 2024 beispielsweise in Berlin, fast ebenso viele im Großraum Leipzig, über 7.300 Stück in München und knapp 19.000 im Rhein-Main- und Ruhrgebiet. Ein Fingertipp führt zu weiteren Informationen betreffend die Verfügbarkeit und Ladeleistung der jeweiligen Station. Außerdem benennt LichtBlick den Preis pro Kilowattstunde und Kontaktdaten zum Anbieter. Wie so oft empfiehlt es sich hier zugunsten des Komforts, der App die Freigabe zur GPS-Ortung zu erteilen. Alternativ kann man aber auch durch Eingabe einer Adresse in das Textfeld eine Umkreissuche starten.

Fazit

LichtBlick bietet Kundinnen und Kunden des gleichnamigen Energieanbieter vermutlich die größten Vorteile. Alle anderen Verbraucher:innen können den Großteil der Funktionen, beispielsweise zur Errechnung der individuellen Emissionsbilanz, auch in so gut wie allen vergleichbaren Nachhaltigkeits-Apps und anderen nichtkommerziellen Onlineanbietern finden. Da hat eine App wie Klimareise von Ökostrom-Konkurrent eprimo deutlich mehr zu bieten. Die komfortable Suche nach Ladestationen kann aber für einige Kritikpunkte, vor allem hinsichtlich der (qualitativ durchwachsenen) Datensparsamkeit der App, entschädigen.

Handhabung5 Sterne
Spaß3 Sterne
Mehrwert3 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit2 Sterne
Gesamtwertung3 Sterne

Diese App-Rezension entstand im Rahmen des zum 31. Dezember 2024 beendeten Projekts "Smart fürs Klima", gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Verbraucherschutz und nukleare Sicherheit (BMUV). Ziel des Projekts war die Prüfung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Apps auf Verbraucherschutzaspekte sowie ihre Eignung als Unterstützung für umweltbewusstes Alltagsverhalten. Weitere Testberichte finden Sie unter www.verbraucherzentrale.de/climapps/archiv.

Förderhinweis BMUV

Ratgeber-Tipps

Fit und gesund - für Frauen ab 50
Menopause, Knochenhaushalt, Nährstoffbedarf, Ernährung, knackende Knochen - der Körper von Frauen ab 50 ist vielen…
Das Vorsorge-Handbuch
Wer sich wünscht, selbstbestimmt zu leben und Entscheidungen zu treffen, und sich wünscht, das auch am Lebensabend zu…
Geldmünzen vor Taschenrechner und Stift

Prämiensparverträge: Vergleich mit Stadtsparkasse München ist wirksam

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und die Stadtsparkasse München einigten sich im Verfahren um Prämiensparverträge auf einen Vergleich. Betroffene können so unkompliziert Nachzahlungen erhalten. Das Bayerische Oberste Landesgericht informierte Verbraucher:innen, die sich der Musterfeststellungsklage angeschlossen haben, schriftlich über den Vergleich. Die Sparkasse beginnt mit Bearbeitung der Auszahlungen.
Stadtsparkasse München Schriftzug

Stadtsparkasse München kann mit Zahlungen an Prämiensparer:innen beginnen

Nach dem Vergleich zwischen dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Stadtsparkasse München können die Zinsnachzahlungen an die Sparer:innen in Kürze starten. Das Gericht hat den Vergleich für wirksam erklärt. Die Vergleichszahlungen erhalten Betroffene, die sich der Musterfeststellungsklage der Verbraucherzentrale angeschlossen hatten.
Münzen gestapelt auf Geldscheinen

Musterfeststellungsklage gegen Sparkasse Nürnberg

Die Sparkasse Nürnberg hat vielen Prämiensparern nach Ansicht der Verbraucherzentrale jahrelang zu wenig Zinsen gezahlt. Außerdem hat sie über 20.000 Verträge gekündigt. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat mit Unterstützung der Verbraucherzentrale Bayern deswegen Musterklage gegen die Sparkasse Nürnberg erhoben. Am 23. September 2025 entscheidet der Bundesgerichtshof (BGH) über das Urteil des Bayerischen Obersten Landesgerichts.