App-Test »klimo«: Klimafreundlich unterwegs in Kassel

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Die Idee hinter "klimo" ist so alt wie Nachhaltigkeits-Apps selbst: Lebe dein Leben bewusster, bestehe Herausforderungen im Alltag und trage so zum Klimaschutz bei. So weit, so bekannt. Doch wie gelingt es der App, dieses Angebot regional zu verorten und zu etwas Besonderem zu machen?
Schriftzug "klimo" als Logo der gleichnamigen App

Die so naheliegend wie ungewöhnlich benannte App klimo entstand im vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderten Projekt LESS is more. Der Anspruch: Nachhaltiges Denken und Handeln regional unterstützen und die im Rahmen des Projekts gewonnenen Erkenntnisse bei Klimaschutz-Aktionen in anderen Kommunen anwenden. Akademische Einrichtungen und Thinktanks unterstützten die Entwicklung der App. Welche Früchte das im Dezember 2023 beendete Projekt trägt, lässt sich aktuell noch nicht beurteilen. klimo jedenfalls ist weiterhin im Apple App Store und bei Google Play erhältlich und wartet darauf, zugunsten von mehr Nachhaltigkeit im Alltag zum Einsatz zu kommen. Dafür muss man nicht einmal am Stammsitz der App, nämlich in Kassel, leben. Zum Mehrwert in Sachen Spaß und (freundschaftlicher) Wettbewerb trägt die Zugehörigkeit zu einem der Teams aus der nordhessischen Großstadt aber entscheidend bei.

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Name: klimo - Regionaler Klimaschutz
Anbieter:  House of Energy e.V. (www.klimo.app)
Kategorie: Nachhaltiger Alltag
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Vorbildlicher Datenschutz

Die Nutzung von klimo erfolgt mit größtmöglicher Datensparsamkeit. Die Registrierung ist freiwillig und wird nur benötigt, falls man sich auf mehreren mobilen Geräten mit dem gleichen Account anmelden möchte. Anschließend folgt die Frage, ob man den gemeinnützigen Anbietern der App erlaubt, anonymisierte Nutzerdaten für wissenschaftliche Studien rund um Klimaschutz und Verhaltensänderungen auszuwerten. Dies betrifft beispielsweise in der App gemachte Angaben zum individuellen CO2-Fußabdruck. Die Anbieter verpflichten sich in ihren Datenschutzbestimmungen zur ausschließlichen Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen technischen Dienstleistern und schließen die Weitergabe von Daten an Dritte zu werblichen Zwecken aus.

Wem das nicht datensparsam genug ist, sei hiermit informiert, dass klimo keine Datenfreigaben benötigt, beispielsweise für die GPS-Ortung oder den Zugriff auf Kamera oder Mediathek. Nach der Erlaubnis zur Zusendung von Pushnachrichten wird nur einmal beim ersten Start der App gefragt. Die Zustimmung zum Teilen von Nutzungsdaten kann im Menüpunkt "Einstellungen" mit einem Fingertipp widerrufen werden. Auch die Löschung des eigenen Accounts ist hier möglich. 

Ein bewährter Mix

Inhaltlich orientiert sich klimo an vergleichbaren Angeboten wie Earnest, 2Zero oder Klima-Taler, die Kommunen und Teams mit Challenges zum nachhaltigen und damit klimafreundlichen Lebenswandel motivieren möchten. Präsentation und Handhabung der App entsprechen modernen technischen Standards. Grundlage für die Verbesserung der eigenen Emissionsbilanz ist die Angabe eigener Verbrauchsdaten in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Ernährung und Konsum. Diese können noch durch Detailangaben ergänzt werden, beispielsweise zu Haustieren oder Urlaubsvorlieben. klimo ermöglicht damit den direkten Vergleich mit dem CO2-Fußabdruck der Kasseler App-Community und einem gesamtdeutschen Wert.

Die eigene Bilanz kann nun durch Dutzende Challenges in verschiedenen Bereichen verbessert werden. klimo ordnet jeder Herausforderung einen Punktewert und einen Klima-Mehrwert (i.e. gesparte Menge CO2) zu. Diese werden im Falle bestandener Challenges auf das eigene Konto und das der Stadt oder des Teams eingezahlt, dem man angehört. Zu jeder Maßnahme gibt es einen kurzen Wissenstext, der die dazugehörigen Hintergründe verständlich erläutert. Wer erfahren möchte, welchen Klimaschaden beispielsweise drei Fahrräder als Dachgepäck auf dem Auto bei Tempo 100 verursachen, ist hier richtig. Die erhaltenen Belohnungen für absolvierte Maßnahmen werden außerdem graphisch in Form von Bäumen und Pflanzen in einer Kasseler Stadtansicht angezeigt.

 

Screenshots verschiedener Funktionen der App "klimo" für mehr Klimaschutz in Kassel
"klimo" erfindet das Rad nicht neu, bietet aber viele hilfreiche und aufgeräumt präsentierte Funktionen für mehr Klimaschutz im Kasseler Alltag. (Quelle: Screenshots)

 

Gibt's was Neues?

klimo erläutert die bisher genannten Funktionen sowie seinen News-Bereich und die Team-Challenges auch in einer kurzen Galerie unter dem Menüpunkt "Tutorial ansehen". Digitalaffine Nutzer:innen werden sich aber auch ohne diese Einführung schnell zurechtfinden. Oder aber: Gar nichts finden. Denn der App-Bereich für "News & Informationen" und "Ratgeber" war zum Zeitpunkt unseres Tests im Juli 2024 leider verwaist. Auch gab es keine aktuellen Crowdfunding-Aktionen zu entdecken, da diese mutmaßlich mit dem Ende der Förderperiode des Projekts, in dem klimo entwickelt wurde, eingestellt wurden.

Auch im Bereich der Community ist der Aktualitätenwert für App-Nutzer:innen, die klimo ohne individuellen Team-Code nutzen, eher gering. Hier kann man zunächst zwischen Kassel und Deutschland wählen und sich innerhalb einer der beiden Communitys für ein bestehendes Team entscheiden oder ein eigenes gründen. Lebt man in Kassel, kann hier noch der Stadtteil ausgewählt werden, in dessen Bilanz die eigenen klimafreundlichen Handlungen einfließen. Lokalpatriotische Verbraucher:innen dürften sich vermutlich am meisten darüber freuen, wenn ihr Stadtteil auf den vorderen Rängen des "Leaderboards" erscheint. Wie aktiv die Community die App aktuell noch nutzt, darüber gibt klimo keine Auskunft. 

Fazit

Mit seiner verbraucherfreundlichen Datenpolitik und intuitiv verständlicher Handhabung ist klimo ein attraktives Angebot, insbesondere für die Bürgerinnen und Bürger Kassels. Aber auch Menschen an allen anderen Orten Deutschlands können sich hier spielerisch rund um das Thema Klimaschutz weiterbilden. Das Fehlen aktueller Inhalte wie News und Aktionen ist zwar bedauerlich, schmälert die Motivation zur Nutzung der App aber kaum. 

Handhabung5 Sterne
Spaß4 Sterne
Mehrwert3 Sterne
Motivation3 Sterne
Datensparsamkeit5 Sterne
Gesamtwertung4 Sterne

Diese App-Rezension entstand im Rahmen des zum 31. Dezember 2024 beendeten Projekts "Smart fürs Klima", gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Verbraucherschutz und nukleare Sicherheit (BMUV). Ziel des Projekts war die Prüfung von Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Apps auf Verbraucherschutzaspekte sowie ihre Eignung als Unterstützung für umweltbewusstes Alltagsverhalten. Weitere Testberichte finden Sie unter www.verbraucherzentrale.de/climapps/archiv.

Förderhinweis BMUV

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