OLG Nürnberg rügt irreführende Preisreduzierung

Stand:
LG Amberg, 02.06.2023, 41 HK O 856/22
OLG Nürnberg, 14.01.2025, 2 U 1270/23 (nicht rechtskräftig)

Das OLG Nürnberg hat Netto dazu verurteilt, die Werbung mit Preisreduzierungen für Verbraucher:innen transparent zu gestalten. Dabei hat das OLG auch die Entscheidung des EuGH aus dem Verfahren der Verbraucherzentrale gegen Aldi herangezogen.

Netto warb mit einer prozentualen Preisreduzierung für Kaffee und bezog sich dabei nicht auf den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage. Der EuGH hatte im September 2024 klargestellt: Nach der Preisangabenverordnung muss eine Reduzierung transparent die tatsächliche Ersparnis gegenüber dem günstigsten Preis der letzten 30 Tage darstellen. 

Off

In der streitgegenständlichen Werbung wurde unter anderem Kaffee mit einer Reduzierung von 31 Prozent zu einem Preis von 4,44 Euro beworben (wir berichteten). Der Streichpreis wurde dabei mit 6,49 Euro angegeben. Lediglich in einer Fußnote fand sich der Hinweis, dass der niedrigste Preis der letzten 30 Tagen bei 4,49 Euro lag.

Tatsächlich konnten die angesprochenen Verbraucher:innen gegenüber dem günstigsten Preis der letzten 30 Tage nur 0,05 Euro sparen. Die angekündigte Ersparnis bezog sich somit auf einen Preis, der erst kurz vor der werblichen Ankündigung angehobenen worden war. Durch eine solche Werbepraxis werden Verbraucher:innen über die tatsächlichen Sparmöglichkeiten getäuscht. Das Unternehmen, das eine solche Werbung beauftragt, ignoriert damit die gesetzlichen Vorgaben.

Nachdem die Klage erstinstanzlich abgewiesen wurde, hatten wir gegen die erstinstanzliche Entscheidung Berufung eingelegt und im Hinblick auf das beim EuGH anhängige Parallelverfahren das Ruhen des Verfahrens angeregt. Nunmehr hat die Berufungsinstanz des OLG Nürnberg der Verbraucherzentrale Recht gegeben, das erstinstanzliche Urteil aufgehoben und Netto zur Unterlassung verurteilt. 

Die Rechtsprechung des OLG Nürnberg und des EuGH hat weitreichende Folgen für die Werbepraxis der Anbieter. Verbraucher:innen sollen schnell und klar erkennen können, bei welchen Angeboten es sich tatsächlich um Schnäppchen handelt. Mit der gesetzlichen Regelung, die so von den Gerichten bestätigt wurde, soll verhindert werden, dass durch kurzfristige Preiserhöhungen und anschließende Senkung der Preise Sonderangebote nur vorgegaukelt werden.  Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Gegenseite hat hiergegen Nichtzulassungsbeschwerde zum Bundesgerichtshof eingelegt. 


Zum Volltext der Entscheidung:

Urteil des OLG Nürnberg vom 14.01.2025, Az. 3 U 1270/23 (nicht rechtskräftig)

Ein Paar prüft die Rechung

Betrügerische Inkassoschreiben: Auf diese Konten sollten Sie nichts überweisen

Regelmäßig erhalten Verbraucher:innen betrügerische Inkassoschreiben. Die Verbraucherzentrale Brandenburg veröffentlicht Nummern von Konten, auf die Sie kein Geld überweisen sollten, die sogenannte Schwarzliste.
Kinder winken aus dem Dachfenster neben einer Photovoltaikanlage

Was kostet eine Photovoltaikanlage?

Wenn Sie eine Solarstromanlage anschaffen möchten, sollten Sie mehrere Angebote vergleichen.
Symbolische Darstellung biometrischer Technologie: Ein digitales Gesichtsscan-Modell in Dreiecks- und Partikeloptik, im Kontext eines modernen deutschen Personalausweises.

Digitale Passbilder Pflicht seit Mai 2025: Was müssen Sie wissen?

Seit dem 1. Mai 2025 können Passbilder für Personalausweise und Reisepässe in Deutschland nur noch digital eingereicht werden. Die Regelung sollen Sicherheit und Qualität verbessern. Worauf müssen Sie jetzt achten?