Ohne aktive Zustimmung: Vertragsänderung trotz schlüssigem Verhalten unwirksam

Stand:
LG Frankfurt, Urteil vom 24.05.2022, Az. 3-06 O 3/22
OLG Frankfurt am Main, Urteil vom 15.06.2023, Az. 6 U 107 / 22

Die FlatexDEGIRO Bank hat die Zustimmung der Kund:innen zur Einführung des Negativzins daran festgemacht, dass die Kund:innen ihr Guthaben auf dem Konto belassen haben.
Off

Die Bank hat im Jahr 2017 ihre Kund:innen angeschrieben und auf eine Vertragsänderung der Kontoverträge hingewiesen. Unter anderem wurde ein Negativzins in Höhe von minus 0,4% eingeführt. Als Zustimmung wurde seitens der Bank gewertet, wenn auf den Geldkonten der Kund:innen am 15.03.2017 ein Habensaldo auf dem Konto war. Darin sei durch schlüssiges Verhalten die Zustimmung zur Vertragsänderung zu sehen, so die Bank.

Da dieses rechtswidrige Verhalten gegen die BGH Rechtsprechung aus dem Jahr 2021 verstößt, wehrte sich ein Verbraucher gewehrt bat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg um Hilfe. Wir haben die Bank abgemahnt und aufgefordert dieses rechtswidrige Verhalten einzustellen und uns eine Unterlassungserklärung zu geben.

Da die Bank das abgelehnt hat, haben wir am Landgericht Frankfurt Klage eingereicht. Das Gericht entschied im Sinne der Verbraucherzentrale: Eine Bank kann aus einem Formschreiben, das an eine Vielzahl von Kundinnen und Kunden verschickt wird, keine individuelle Vereinbarung herleiten, wenn das Einverständnis lediglich aus dem Habenstand zu einem bestimmten Stichtag fingiert wird.

Die FlatexDEGIRO wollte das Urteil nicht anerkennen und legte Berufung beim OLG Frankfurt ein. Aber auch die Berufungsinstanz verurteilte die Bank dazu, sich nicht mehr auf diese Vertragsänderung zu berufen, da sie rechtswidrig war.

Zum Volltext der Entscheidungen:

Ratgeber-Tipps

Einfach machen - Geldanlage
Wer früh mit der passenden Finanzstrategie startet, kann diese Ziele auch mit wenig Geld erreichen.
Patchworkfamilie
Der Ratgeber Patchworkfamilie klärt Betroffene über ihre Rechte auf und gibt Tipps, wann sie Geld vom Staat erhalten…
Verschiedene Messenger-Symbole auf einem Smartphone-Display

WhatsApp muss Schnittstelle für andere Messenger-Dienste schaffen

Der Digital Markets Act zwingt WhatsApp, sich für andere Messenger-Dienste zu öffnen. Trotzdem gibt es bisher noch keine Schnittstelle zu anderen Diensten. Was dahinter steckt, erfahren Sie hier.
Vodafone-Firmenschild vor Hochhaus

Verbraucherzentrale Bundesverband reicht Sammelklage gegen Vodafone ein

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) verklagt Vodafone Kabel wegen unzulässiger Preiserhöhungen. Hintergrund: 2023 erhöhte das Unternehmen bei laufenden Verträgen für Internet und Festnetzanschluss einseitig die Preise. Jetzt ist das Klageregister eröffnet und Sie können sich eintragen.
Gaspreis wird mit Zeigefinger an einem Chronograph geberemst

Energiepreisbremsen, Härtefallfonds: Die Maßnahmen der Bundesregierung

Mit den Preisbremsen bei Strom, Gas und Fernwärme hielt der Staat die Preise für 2023 im Zaum, erst darüber wurde es deutlich teurer. Für Heizöl und andere Brennstoffe gab es einen Härtefallfonds. Hier finden Sie alle Informationen, die für diese Zeit galten und können Ihre Rechnungen prüfen.