Aquakultur – die nachhaltige Lösung?

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Fisch ist Teil einer gesunden Ernährung und liefert wertvolle Eiweiße, Fettsäuren und Mineralstoffe. Als Antwort auf die schrumpfenden Fischbestände und den weltweit steigenden Fischverbrauch wird zunehmend mehr Fisch in Aquakulturen gezüchtet.
Aquakultur-Farm vor der Küste von British Columbia

Das Wichtigste in Kürze:

  • In Aquakulturen kommt teilweise Fischmehl oder Fischöl aus Wildfang zum Einsatz – was ebenfalls Folgen für die Wildbestände hat.
  • Durch Haltung auf engem Raum müssen häufiger Medikamente eingesetzt werden. Die intensive Haltung hat negative Auswirkungen auf Meeresboden und Umwelt.
  • Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur werden oft in weit entfernten Ländern gezüchtet und über große Distanzen nach Deutschland transportiert. 
  • Der Verzehr von Fisch aus Aquakultur bedeutet nicht automatisch, dass wild lebende Fische geschützt werden. Achten Sie beim Kauf von Aquakulturprodukten darauf, dass sie möglichst nachhaltig aufgezogen wurden und zertifiziert sind.
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Überfischung und schädliche Fangmethoden lassen die globalen Fischbestände stetig schrumpfen, bedrohen den Fortbestand ganzer Arten und schädigen die Meeresumwelt schwer. Für manche Arten ist eine nachhaltige Nutzung längst überschritten. Die Lösung soll die Aquakultur bringen.

Der Begriff Aquakultur bezeichnet die kontrollierte Aufzucht und Haltung von Fischen und Meerestieren. In Europa stammten im Jahr 2015 nur knapp 20 Prozent der Fische aus Aquakultur. Der Anteil der Aquakultur an der für den Verzehr bestimmten globalen Fischproduktion betrug im Jahr 2018 bereits etwa 50 Prozent.

Zuchtformen in der Aquakultur

Die gängigste Zuchtform ist wie bei Lachs und Pangasius die Zucht in Netzgehegen. Die Netze befinden sich im Brackwasser, in Fjorden oder in geschützten Buchten in Küstennähe und sind im Meeresboden verankert. Netzgehege haben den Vorteil, dass sie ständig von frischem Wasser durchspült werden.

Außer in Netzanlagen werden Meerestiere in geschlossenen Kreislaufanlagen, Durchlaufanlagen und in Teichen gezüchtet. Kreislaufanlagen machen durch die Verwendung von spezieller Filtertechnik und Wasserbehandlung das genutzte Frischwasser wieder verwendbar. So kann Fisch in See- oder Süßwasser erzeugt werden, ohne von einer natürlichen Wasserquelle gespeist zu werden. Der Zuchtbetrieb ist an eine Wasserleitung angeschlossen. Das Wasser wird mit Mineralstoffen angereichert, Temperatur und Licht werden den optimalen Wachstumsbedingungen und dem Biorhythmus des Fisches angepasst.

Hauptprobleme der Aquakultur

  1. Lange Transportwege
    Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur haben oft Strecken über mehrere tausend Kilometer zurückgelegt, bevor sie in deutschen Supermärkten ankommen. Garnelen und Muscheln stammen meist aus Ländern in Süd- und Mittelamerika, zum Beispiel aus Honduras und Venezuela, oder aus Asien, beispielsweise aus Indonesien und Vietnam. Bis zu 12.000 Kilometer beträgt der Transportweg etwa für Muscheln, die eigentlich auch in Europa gezüchtet werden könnten.
  2. Krankheiten und Medikamente
    Die Fische werden oft auf zu kleinem Raum gehalten, so dass sie sich nicht mehr ausreichend bewegen können und Gewicht ansetzen. Sie können dann zwar schneller abgefischt werden, sind aber auch anfällig für Krankheiten und Parasiten. Obwohl der Einsatz von Antibiotika und Medikamenten beschränkt wurde, ist die Belastung mit Antibiotika von Meerestieren, die aus asiatischen Ländern stammen, weiterhin ein Problem. Die Monokultur fördert zudem Krankheiten wie Fischläuse oder Lachsvirus. Zudem stellt die Flucht von Fischen aus den Anlagen noch immer ein Problem dar, da vor allem die größeren Tiere entkommen und ihre kleineren Artgenossen fressen und verdrängen. Außerdem können auch Krankheiten auf Wildfische übertragen werden.
  3. Umweltauswirkungen
    Zudem leidet der Gewässerboden, da dieser unterhalb der Netzgehege häufig durch Schlammablagerungen von Exkrementen und Futterresten verdreckt ist. Die Exkremente der dicht beieinander lebenden Tiere können zudem zu einer Überdüngung der Gewässer führen.
  4. Fischfutter aus Beifang
    Viele Zuchtfische sind Raubfische und benötigen tierisches Eiweiß. Dieses stammt häufig aus dem sogenannten Beifang, also den Fischen, die beim Fang anderer Fische mit ins Netz gehen, aber unerwünscht sind. Problematisch ist das insbesondere, wenn man Beifang grundsätzlich vermeiden könnte, es aber wegen der Aquakulturen einen Markt dafür gibt. Fische für Fischfutter müssen aber oft auch extra gefangen werden, so dass Wildfischen die Nahrung entzogen wird.
  5. Problem Lachszucht
    Die Lachszucht hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. In der EU sind Medikamente nur noch im Krankheitsfall erlaubt, der vorbeugende Einsatz von Antibiotika ist verboten. Seitdem hat sich die Situation in europäischen Zuchtgebieten sowie in Norwegen deutlich verbessert.
  6. Problem Garnelenzucht
    Die Garnele Tiger Prawn wird in Thailand, zunehmend auch in Indien, in Aquakulturen in großem Maßstab gemästet und gezüchtet. Das zerstört die Umwelt. Die Mangrovenwälder in den Küstenregionen werden abgeholzt, um Raum für riesengroße Zuchtbecken zu schaffen. Der Grundwasserspiegel sinkt und die Dorfbewohner müssen ihr Trinkwasser über immer weitere Entfernungen transportieren. Die Tiere werden sehr eng gehalten, was das Auftreten und die Verbreitung von Krankheiten und den Einsatz von Antibiotika fördert.

Der Verzehr von Fisch aus Aquakultur bedeutet also nicht automatisch, dass wild lebende Fische geschützt werden. Achten Sie beim Kauf von Aquakulturprodukten darauf, dass sie möglichst nachhaltig aufgezogen wurden und zertifiziert sind. Viele Fische und Meeresfrüchte aus Aquakultur tragen Gütesiegel. Wir empfehlen besonders Produkte, die ein Bio-Siegel tragen. In unserem Fischratgeber können Sie nachlesen, welche Fische und Meerestiere aus Aquakultur zu empfehlen sind und welche eher nicht.

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Dieser Inhalt wurde von den Verbraucherzentralen Berlin und Hamburg für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland erstellt.

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