App-Test »EcoHero«: Was gibt's Neues im Klimaschutz-Feed?

Stand:
Wer mit einem dermaßen heroischen App-Titel wirbt, sollte den Erwartungen auch gerecht werden können. Wir prüfen, ob uns der selbsternannte Ökotracker für alle Bereiche des täglichen Lebens tatsächlich zu Heldinnen und Helden in Sachen Klimaschutz werden lässt.
Illustration eines Blatts auf blauem Hintergrund

Ganz theoretisch hat EcoHero die allerbesten Chancen, zu einem täglichen Begleiter im Kampf gegen den Klimawandel zu werden.  Mit seiner algorithmisch sortierten Timeline erinnert die App an Social-Media-Plattformen wie Tiktok, Facebook oder X. Scheinbar endlos kann man sich durch Texte und Fotos anderer Nutzer:innen scrollen, diese liken und kommentieren. Der Funktionsumfang von EcoHero geht aber weit über Statusmeldungen zum neuesten Secondhand-Schnäppchen und fleischfreiem Mittagessen hinaus. Verschiedene Challenges sollen dazu motivieren, den gesamten Alltag nachhaltiger zu gestalten - und die Community daran teilhaben zu lassen.  

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Name: EcoHero - Für Umwelt und Klima 
Anbieter: BytePioneers s.r.o.
Kategorie: Digitale Welt | Lebensmittel | Umwelt & Haushalt | Gesundheit & Pflege | Energie | Reise & Mobilität
Zielgruppe: Erwachsene
Betriebssystem: iOS | Android
Preis: kostenlos
Links: Apple App Store | Google Play Store

Foto oder es ist nicht passiert!

Beim ersten Kontakt mit EcoHero herrscht zunächst Orientierungslosigkeit. In einer Art Newsfeed werden Beiträge angezeigt, die sich mal mehr, mal weniger direkt um einen ökologisch nachhaltigen Lebenswandelt drehen. Eine französische Ökohelden hat eine Grille im Garten entdeckt und teilt ein Beweisfoto dazu. Eine britische Nutzerin lässt die Community wissen, sie habe heute einen vegetarischen Tag eingelegt. In Deutschland wird ein Sachbuch zum bewussten Supermarkt-Einkauf empfohlen. Und in Spanien fährt ein junger Klimaschützer mit dem Bus zu einer Verabredung, was ebenfalls fotografisch dokumentiert wird. Die Beiträge sind nach Kategorien wie "Tiere", "Gartenarbeit", "Kochen", "Upcycling" und anderen Themen filterbar. Was zunächst aufgrund der unbekannten Gesichter, ihrer vielfältigen Herkunftsländer und Interessen verwirrt, bricht schon nach wenigen Minuten das Eis. Dann steht die Frage im Raum: Wie kann ich hier mitmachen? Dies ist ohne Registrierung möglich, für die Nutzung aller App-Funktionen ist aber ein Profil notwendig, dass man durch Angabe der E-Mail-Adresse oder über einen bestehenden Google- bzw. Apple-Account erstellen kann. Optional kann man EcoHero eine Kamerafreigabe und die Erlaubnis für Pushnachrichten erteilen, darüber hinaus zeigt sich die App aber sparsam, was den Datenverbrauch und Zugriff auf persönliche Daten betrifft.

Wir basteln uns ein Posting

Hat man sich erst einmal am Beitrags-Feed sattgesehen, kann es mit der Erstellung eigener Beiträge losgehen. Die einfachste Möglichkeit hierzu bietet der mittig platzierte Plus-Button, mit dem man nach dem Baukastenprinzip eine Aktivität erstellen kann, um diese mit der Community zu teilen. Im ersten Schritt wird gefragt, ob man sich klimafreundlich ernährt, fortbewegt, eingekauft oder durch eine konkrete Klimaschutz-Maßnahme verdient gemacht hat. Ein beispielhafter Fingertipp auf "Transport" führt zu einer weiteren Mehrfachauswahl des Transportmittels, auf welches Fahrzeug man hierfür verzichtet habe und welche Strecke überwunden wurde. Dies kann noch mit einem eigenen Statement und Foto ergänzt werden, bevor es im persönlichen Kalender gespeichert wird und mit anderen EcoHero-Nutzer:innen geteilt wird - wenn man denn möchte. Was sich hier kompliziert liest, ist bei Nutzung der App intuitiv verständlich. Die vorgegebenen Kriterien, Verbrauchs- und Maßangaben dienen dazu, die in der App geteilten Postings thematisch auf Klimaschutz, Umwelt und bewusster Konsum zu beschränken. Außerdem kann so ein annähernd korrekter Wert zur eigenen Müllvermeidung oder Entlastung des CO2-Fußabdrucks errechnet werden. Kritisch sei an dieser Stelle auf gelegentliche Werbeeinblendungen hingewiesen, die im Rahmen einer kostenfreien App wie EcoHero verzeihlich sind. Eine nutzerfreundlichere und besser ins Layout der passende Alternative zu den bildschirmfüllenden Anzeigen wäre für eine zukünftige Version aber wünschenswert.

 

Screenshots verschiedener Funktionen der App "EcoHero"
Im Newsfeed der App scrollt man sich durch die (zum Teil) inspirierenden Beiträge der Community. Mit dem Beitragsbaukasten werden anhand vorgegebener Kriterien eigene Postings erstellt, die man teilen kann und sich in der Regel positiv auf verschiedene Challenges auswirkt. (Quelle: Screenshots)

Endlich BabyHero!

Mit einem personalisierten Feed à la Instagram, Facebook oder TikTok kann EcoHero nicht konkurrieren. Dafür ist die App mit ihrem Fokus auf Klimaschutz-Beiträge thematisch zu sehr eingeschränkt. Auch dürfte es selbst erfahrenen Social-Media-Nutzer:innen schwer fallen, einen virtuellen Freundeskreis aufzubauen, der es mit den bekannten Anbietern aufnehmen kann. Dennoch bietet auch EcoHero das Potential für neue Bekanntschaften und/oder die Entdeckung inspirierender Persönlichkeiten. Deren Beiträge sind zwar zum überwiegenden Teil nicht deutschsprachig, die Begeisterung Klimaschutz und einen nachhaltigen Lebensstil, die aus manchen Fotos spricht, tröstet aber über manch Sprachbarriere hinweg. Zudem sollte man nicht das befriedigende Gefühl unterschätzen, unter den eigenen Postings den Mehrwert für Umwelt und Klima ablesen zu können und dafür gelegentlich ein Herzchen von der Community zu erhalten. Wer zahlenbasierte Wertschätzungen bevorzugt, kann unter dem Menüpunkt "Erfolge" ablesen, welche Challenges man bereits gemeistert hat. Dazu gehören beispielsweise eine vegane, plastikfreie oder autofreie Woche. Nach einigen Tagen hatten wir uns bereits vom "NewBornHero" zum "BabyHero" hochgelevelt. Da ist aber noch Luft nach oben!

Fazit

Die EcoHero-Community mag überschaubar sein und und manch sprachliche Hürde mit sich bringen, doch mit ihrer Idee eines Klimaschutz-Netzwerks hat die App alle Sympathien auf ihrer Seite. Den zuvor erwähnten Kritikpunkt Werbeinhalte kriegt man zudem durch eine Zahlung von 19,99€ jährlich oder mehr an den Anbieter in den Griff. Der komplette Funktionsumfang ist aber auch in der kostenlosen Variante verfügbar. Verbraucherinnen und Verbraucher, die ihre guten Beiträge zum Klimaschutz nicht nur dokumentieren möchten, sondern sich außerdem durch den Zuspruch von außen motivieren lassen möchten, sollten EcoHero eine Chance geben.

Handhabung 4 Sterne
Spaß 4 Sterne
Mehrwert 3 Sterne
Motivation 3 Sterne
Datensparsamkeit 4 Sterne
Gesamtwertung 4 Sterne

Haben Sie Hinweise, Korrekturen oder sonstiges Feedback zu unserem App-Test? Ich freue mich über Ihre E-Mail an lohmeier[at]vz-bln.de. Danke für Ihr Interesse! (Patrick Lohmeier)

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