Frage:
Ich habe schon länger Herzprobleme und jetzt ist auch noch eine Brustkrebserkrankung hinzugekommen. Meine Kinder, die nebenbei selber Nahrungsergänzungsmittel verkaufen, meinen, ich hätte selbst schuld an meinen Erkrankungen, weil ich mich immer geweigert habe, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Stimmt das? Hätte ich damit vorbeugen können?
Antwort:
Es tut uns sehr leid, dass Sie so von Krankheiten gebeutelt sind. Eine Sorge können wir Ihnen jedoch nehmen: Sie sind ganz gewiss nicht selber schuld an Ihren Erkrankungen. Es ist wissenschaftlich belegt, dass man selbst keine Schuld an Erkrankungen trägt.
Zwar kann die Ernährungsweise und beispielsweise Übergewicht das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen oder Stoffwechselstörungen erhöhen. Man geht davon aus, dass rund ein Drittel aller Krebserkrankungen auf Ernährungs- und Lebensstilfaktoren zurückzuführen sein könnte. Das lässt sich aber nicht durch Nahrungsergänzungsmittel ausgleichen oder gar verhindern.
Erst 2022 sind dazu neue Empfehlungen veröffentlicht worden. Darin wird der Nutzen von Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitaminen und/oder Mineralstoffen zur Vorbeugung von Krebs sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen als nicht ausreichend bis negativ bewertet.
Insbesondere von Betacarotin und Vitamin E wird abgeraten. Für weitere Mikronährstoffe, egal ob einzeln oder kombiniert, gibt es keine ausreichenden Belege. Im Gegenteil haben schon früher andere Studien gezeigt, dass Risiken für solche Krankheiten dadurch sogar erhöht werden können.
Nahrungsergänzungsmittel sind nur in wenigen Fällen sinnvoll, dazu zählen bestimmte Risikogruppen. Gerade jetzt, da Sie bestimmt viele Medikamente und Behandlungen bekommen, raten wir Ihnen von allen Arten Nahrungsergänzungsmitteln ohne ärztlichen Rat dringend ab, da es zu Wechselwirkungen kommen kann.
Zum Weiterlesen:
Antioxidantien: Helfer gegen freie Radikale
Vitamin E zum Schutz vor Herzinfarkt und Krebs?
Betacarotin-Kapseln: Allenfalls geringer Sonnenschutz
Bor: ein Gesundheitsrisiko?
Deutsches Krebsforschungszentrum – Krebsinformationsdienst
Gesundheitsinformation.de
Quellen:
- WHO (2020): World Cancer Report
- US Preventive Services Task Force (2022): Vitamin, Mineral, and Multivitamin Supplementation to Prevent Cardiovascular Disease and Cancer: US Preventive Services Task Force Recommendation Statement. JAMA 327 (23): 2326-33
- O‘Connor EA et al. (2022): Vitamin and Mineral Supplements for the Primary Prevention of Cardiovascular Disease and Cancer: Updated Evidence Report and Systematic Review for the US Preventive Services Task Force. JAMA 327(23): 2334-47
- Bjelakovic G et al. (2007): Mortality in Randomized Trials of Antioxidant Supplements for Primary and Secondary Prevention. Systematic Review and Meta-analysis. JAMA 297 (8): 842-857