Frage
Kann man Sango Meereskoralle ohne Bedenken nutzen? Ich habe einen Magnesium- und Calciummangel und möchte nicht auf synthetische Produkte zurückgreifen?
Antwort
Bei einem ärztlich festgestellten deutlichen Mangel an Magnesium und Calcium ist ein Medikament mit einer standardisierten Menge an Nährstoffen, das den Mangel schnell behebt, sicherlich die bessere und auch preiswertere Wahl. Klären Sie im Arztgespräch, welche Dosierung sinnvoll ist und für welchen Zeitraum Sie diese Nährstoffe ergänzen sollen.
Bei einer leichten Unterversorgung können Sie Ihre Calcium- und Magnesium-Versorgung durch eine geeignete Lebensmittelauswahl sehr gut verbessern, gerade wenn Sie Wert auf natürliche Quellen legen.
Calciumreiche Lebensmittel: Grüne Gemüse wie Grünkohl, Brokkoli, Rucola, Fenchel, sowie Nüsse (Haselnüsse, Paranüsse), Milch bzw. aus Milch hergestellte Lebensmittel (Käse, Joghurt, Quark), calciumreiche Mineralwässer (> 150 mg pro Liter) bzw. „hartes“ Leitungswasser.
Magnesiumreiche Lebensmittel: Gemüsearten wie Bohnen und Erbsen, Vollkornprodukte aus Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen, Hafer oder Buchweizen sowie Nüsse, magnesiumreiches Mineralwasser (> 50 mg pro Liter) bzw. „hartes" Leitungswasser.
Eine weitere natürliche Alternative wären Bio-Nahrungsergänzungsmittel. Mehr dazu gibt es in diesem Artikel. Calcium stammt dann aus Brennessel-, Rotklee- oder Rotalgenpulver. Auch biozertifiziertes Lithothamnium (= kalziumhaltige Reste einer Seealge nach deren Absterben) darf verwendet werden. Magnesium ist ein zentraler Baustein von Chlorophyll (grüner Blattfarbstoff). Deswegen werden gerne Graspulver (Weizengras etc.) als Quelle verwendet. Lithothamnium enthält Magnesiumcarbonat. Eine weitere Quelle wäre ein Grünalgen-Extrakt (Ulva lactuca).
Zu möglichen Risiken durch Sango Meereskorallen liegen uns keine Informationen vor. Einige Anbieter von Meereskoralle-Produkten werben damit, dass neben Calcium und Magnesium noch 70 weitere Mineralstoffe enthalten sind. Nähere Angaben zu den Nährstoffen und in welcher Dosierung sie enthalten sind, werden allerdings nicht gemacht - was nicht den gesetzlichen Vorgaben über nährwertbezogene Angaben entspricht. Weiterhin liegen die Gehalte an Calcium und Magnesium bei einigen Produkten über den vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlenen Höchstmengen.
Dass Calcium oder Magnesium aus Meereskorallen wirklich eine andere (bessere) Wirkung zeigen als „normales“ Calcium bzw. Magnesium, das wir mit Lebensmitteln oder in Form von gängigen Nahrungsergänzungsmitteln aufnehmen, ist nicht belegt. Korallen bestehen größtenteils aus Calciumcarbonat (Kalk) und Magnesiumcarbonat. Beide Mineralstoffverbindungen werden in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. Besonders plausibel erscheint die beworbene „deutliche Überlegenheit“ aus wissenschaftlicher Sicht daher nicht. Werbeaussagen, wie zum Beispiel, dass Korallenpulver Krebs, Herzerkrankungen, Diabetes und weitere ernsthafte Erkrankungen verhindert, sind wissenschaftlich nicht belegt und für Nahrungsergänzungsmittel verboten.
Sofern Korallenriffe abgebaut oder zumindest beschädigt werden, um das Korallenpulver zu gewinnen, ist das ökologisch fragwürdig, zumal ja natürliche Quellen (siehe oben) zur Verfügung stehen.
Zum Weiterlesen:
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