Frage
Kann man Sango Meereskoralle ohne Bedenken nutzen? Ich habe einen Magnesium- und Calciummangel und möchte nicht auf synthetische Produkte zurückgreifen?
Antwort
Grundsätzlich sollten Sie bei einem ärztlich festgestellten deutlichen Mangel an Magnesium und Calcium ein hoch dosiertes Medikament nehmen, das den Mangel schnell behebt. Nur bei Medikamenten ist eine standardisierte Menge an Nährstoffen (+/- 5 %) gewährleistet. Bei Nahrungsergänzungsmitteln darf die Abweichung von der angegebenen Menge bis zu 50 % betragen. Bei einem echten Mangel bekommen Sie das Medikament (in der von Ihrer Ärztin/Arzt für sinnvoll gehaltenen Dosis und Dauer) verschrieben und es wird (bis auf Ihren Eigenanteil) von der Krankenkasse bezahlt.
Da Sie Wert auf natürliche Quellen legen, können Sie Ihre Calcium- und Magnesium-Versorgung bei einer leichten Unterversorgung durch eine geeignete Lebensmittelauswahl sehr gut verbessern.
Calciumreiche Lebensmittel: Grüne Gemüse wie Grünkohl, Brokkoli, Rucola, Fenchel, sowie Nüsse (Haselnüsse, Paranüsse), Milch bzw. aus Milch hergestellte Lebensmittel (Käse, Joghurt, Quark), calciumreiche Mineralwässer (> 150 mg pro Liter) bzw. „hartes“ Leitungswasser.
Magnesiumreiche Lebensmittel: Gemüsearten wie Bohnen und Erbsen, Vollkornprodukte aus Weizen, Dinkel, Gerste, Roggen, Hafer oder Buchweizen sowie Nüsse, magnesiumreiches Mineralwasser (> 50 mg pro Liter) bzw. „hartes" Leitungswasser.
Eine weitere natürliche Alternative wären Bio-Nahrungsergänzungsmittel. Mehr dazu gibt es in diesem Artikel. Calcium stammt dann aus Brennessel-, Rotklee- oder Rotalgenpulver. Auch biozertifiziertes Lithothamnium (= kalziumhaltige Reste einer Seealge nach deren Absterben) kann verwendet werden. Magnesium ist ein zentraler Baustein von Chlorophyll (grüner Blattfarbstoff). Deswegen werden gerne Graspulver (Weizengras etc.) oder Spirulina oder Chlorella als Quelle verwendet. Lithothamnium enthält neben Calcium auch Magnesiumcarbonat. Eine weitere Quelle wäre ein Grünalgen-Extrakt (Ulva lactuca).
Die Sango Meereskorallen, eigentlich der Meereskorallensand, da es sich nicht um die lebenden Korallen handelt, werden rund um die Insel Okinawa/Japan abgebaut. Er dient in Japan auch als Dünger für Kulturpflanzen wie Reis, Gemüse oder Obst. Der Abbau unterliegt der Aufsicht durch die japanische Umweltschutzbehörde. Auch dort leiden die Korallenbänke unter den steigenden Meerestemperaturen. Eine radioaktive Belastung durch den Kernkraftwerks-Unfall von Fukushima und auch durch ins Meer geleitetes radioaktives Kühlwasser ist eher unwahrscheinlich. Einige Anbieter von Meereskoralle-Produkten werben damit, dass neben Calcium und Magnesium noch 70 weitere Mineralstoffe enthalten sind. Nähere Angaben zu den Nährstoffen und in welcher Dosierung sie enthalten sind, werden allerdings nicht gemacht - was nicht den gesetzlichen Vorgaben über nährwertbezogene Angaben entspricht. Weiterhin liegen die Gehalte an Calcium und Magnesium bei einigen Produkten über den vom Bundesinstitut für Risikobewertung empfohlenen Tageshöchstmengen.
Dass Calcium oder Magnesium aus Meereskorallen wirklich eine andere (bessere) Wirkung zeigen als „normales“ Calcium bzw. Magnesium, das wir mit Lebensmitteln oder in Form von gängigen Nahrungsergänzungsmitteln aufnehmen, ist nicht belegt. Korallen bestehen größtenteils aus Calciumcarbonat (Kalk) und Magnesiumcarbonat. Beide Mineralstoffverbindungen werden in zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln verwendet. Besonders plausibel erscheint die beworbene „deutliche Überlegenheit“ aus wissenschaftlicher Sicht daher nicht. Werbeaussagen, wie zum Beispiel, dass Korallenpulver Krebs, Herzerkrankungen, Diabetes und weitere ernsthafte Erkrankungen verhindert, sind wissenschaftlich nicht belegt und für Nahrungsergänzungsmittel verboten.
Zum Weiterlesen:
Calcium-Produkte für Knochenschutz?
Magnesium - was ist zu beachten?
Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente – wann zahlt die Krankenkasse?
Vitamine und Mineralstoffe - Wie lässt sich ein Nährstoffmangel feststellen?
Quellen:
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Nahrungsergänzungsmittel vs. Arzneimittel (zuletzt abgerufen am 10.05.2025)
Okinawa Sango (zuletzt abgerufen am 10.02.2025)
Ministry of the Environment - Nature Conservation Bureau: International Coral Reef Research and Monitoring Center (zuletzt abgerufen am 10.05.2025)
Coral Restoration Project (zuletzt abgerufen am 10.05.2025)