Zucker, Zuckeraustauschstoffe, Süßstoffe, süßende Zutaten, Zuckerarten kaum ein Mensch blickt noch durch bei der Masse der Bezeichnungen für Süßmacher in verarbeiteten Lebensmitteln.
Zucker? – Nein danke. Viele Verbraucher achten darauf, möglichst wenig Zucker zu verzehren. Dennoch ist der Zuckerverbrauch mit etwa 33 Kilogramm pro Person und Jahr in den letzten 40 Jahren nahezu konstant geblieben. Das Problem: viele Süß- und Dickmacher stecken in verarbeiteten Lebensmitteln und sind auf den ersten Blick nicht erkennbar. Außerdem gibt es eine Reihe von Produkten, in denen Konsumenten überhaupt keine süßenden Zutaten erwarten. Hierzu zählen eher pikante Gerichte wie beispielsweise Fleischsalat.
Nachfragen in den Verbraucherzentralen zeigen, dass selbst gut informierte Verbraucher nicht alle Tricks durchschauen und von Werbung geblendet werden. In einem Marktcheck haben die Verbraucherzentralen daher gezielt nach "verdeckten" süßenden Zutaten in verarbeiteten Lebensmitteln geschaut – und sind 70mal fündig geworden. Süßmolkenpulver, Dextrose, Glucosesirup, Laktose, Fruktose, Maltodextrin, Molkenerzeugnis sind nur eine kleine Auswahl von Begriffen, hinter denen letztendlich Zucker steckt. In der Erhebung wurden sowohl Fruchterzeugnisse, Getreideprodukte, Getränke, Milchprodukte und Eis sowie Süßwaren aller Art als auch pikante Produkte unter die Lupe genommen.
Die Masche mit der Begriffsverwirrung
Der Einsatz einer Vielzahl von Süßmachern mit unterschiedlichen Namen vertreibt Zucker (Saccharose) oft von der Spitzenposition in der Zutatenliste. Folge davon: Die klassische Aussage, was vorn in der Zutatenliste steht, ist am meisten im Produkt, stimmt nicht in jedem Fall – Zucker ist auf viele Zutaten verteilt.
Werbung "ohne Zuckerzusatz"
Werbeaussagen wie "ohne Zuckerzusatz" oder "ungesüßt" vermitteln den falschen Eindruck, ein Produkt enthalte kaum oder keinen Zucker. Der Zuckerzusatz ist aber nicht mit dem Zuckergehalt eines Produkts identisch. Auch süßende Zutaten wie Trockenfrüchte oder Molkenerzeugnisse liefern natürlicherweise Zucker. Dann sollte der Hinweis "enthält von Natur aus Zucker" auf der Verpackung stehen, muss aber nicht.
Hintergrund: Die nährwertbezogene Angabe basiert auf einer Zuckerdefinition, die alle Ein- und Zweifachzucker umfasst – also nicht nur Saccharose. Gestaltungsspielraum besteht auch hinsichtlich des Hinweises auf Zutaten, die von Natur aus Zucker enthalten. Die Angabe ist weder zwingend, noch ist festgelegt, wo dieser Hinweis erfolgen muss.
Die Taktik mit Megamengen und Portionen
Die Angabe des Zuckers pro Portion irritiert insbesondere bei Getränken, wenn die Portion nicht der Flaschen- oder Dosengröße entspricht. Bei alkoholfreien Erfrischungsgetränken in großen Flaschen summiert sich der Zuckergehalt pro Flasche sehr schnell auf Werte, die weit über der gesetzlich festgelegten Referenzmenge (LMIV, Anhang XIII, Teil B) für Zucker von 90 Gramm pro Tag liegen.
Hintergrund: Die Angabe des Zuckergehaltes kann auch pro Portion erfolgen – es gibt aber keine Festlegung wie groß eine Portion ist.
Zucker in Pikantem verstecken
Auch im Haushalt wird durch eine Prise Zucker bei vielen Speisen eine Geschmacksabrundung erzielt, aber gut zwei Teelöffel auf 100 Gramm Weißkrautsalat werden sicherlich nicht verwendet.
Hintergrund: Zucker ist nicht nur süß, sondern wirkt auch als Geschmacksverstärker und kann Wasser binden – teure Zutaten können reduziert werden.
Extraportion Süßes für die Jüngsten
Kinderprodukte sind häufig energiereicher als nicht für Kinder beworbene Produkte. Auch bei Zucker gibt es oft einen süßen Zuschlag.
Hintergrund: Kinder gewöhnen sich sehr schnell an die Extraportion Zucker, ihre Süßschwelle steigt und sie verlernen, wie gut natürlich süße Produkte schmecken.
Weniger ist manchmal mehr
Weniger Zucker im Produkt bedeutet für viele Verbraucher, dass es sich um ein "gesünderes" Lebensmittel handelt. Deshalb werden gern reduzierte Zuckergehalte beworben.
Hintergrund: Erfolgt eine Zuckerreduktion von mehr als 30 Prozent, verglichen mit anderen Erzeugnissen der gleichen Kategorie, darf dies ausgelobt werden. Gestaltungsspielraum besteht bei der Auswahl der gleichwertigen Produkte.
Mit Süßstoffen wird es nicht immer leichter
Durch Einsatz von Süßstoffen kann der Zucker- und Energiegehalt reduziert werden, trotzdem gibt es nicht reformulierte Produkte, die "von Natur aus" weniger energiereich sind.
Hintergrund: Sollen preiswerte Lebensmittel produziert werden, hilft hoher Zuckereinsatz wertvolle Rohstoffe zu sparen – Zucker wirkt zugleich strukturgebend und geschmacksverstärkend. Süßstoffe können diese technologischen Funktionen nicht ersetzen – es müssen noch andere Zutaten eingesetzt werden, die wieder Energie mitbringen.
Diese Information ist im Rahmen eines vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Ernährungsprojekts entstanden.